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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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und –? was ist geschehen?«
    »Nichts ist geschehen, nichts, als daß es nun aus ist mit uns, rein aus. Ich nehme sie nun und nimmer zum Weib.«
    Gersbacher maß seinen Ältesten mit einem kalten, finstern Blick. »Ich hab's mit dem Steinecker ausgemacht, daß ihr ein Paar werden sollt, und dabei bleibt's« sprach er streng.
    »Mit mir ist nichts ausgemacht, Vater! und ich denk, dabei hab ich auch ein Wort mitzureden,« entgegnete Franz gereizt. »Ein Mädchen, das sich mit verfluchten Teufelskünsten einen Mann ergattern will, taugt nicht zu einer Gersbacherfrau. Und wenn ich den Schurken, den Hammichel zwischen die Finger kriege, sollen ihm die Knochen im Leibe knacken,« fügte er wutknirschend hinzu.
    »Hammichel?«
    »Ja, Hammichel! wer sonst als er hat das Zeug zusammengerührt, das mir das Blut in den Adern sieden machte und mich der Besinnung beraubte? Wollt ihr euch von dem Lumpenkerl eine ins Haus schmuggeln lassen, die mit dem unter einer Decke steckt und zu solchen Mitteln greift, um eure Tochter zu werden? ich nicht! ich nehme sie nicht, und wenn sie mir alle Weinberge der Pfalz zur Mitgift brächte!«
    »Du wirst sie nehmen, sag ich dir!« tobte Gersbacher und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Und ich sage dir: ich nehme sie nicht .«
    »Willst du dich gegen mich auflehnen, Bursch?« schrie der Alte mit drohenden Augen.
    »Ja, das tu ich! beim Freien geh ich meinen eigenen Weg und lasse mir von niemand einen andern vorschreiben, auch von dir nicht, Vater!« schleuderte ihm der Sohn trotzig ins Gesicht.
    Gersbacher erhob sich und stampfte, die Hände auf dem Rücken, mit hochrotem Kopf in der Stube heftig auf und nieder. Auch Agnete stand auf, ging an ihren Mann heran und sagte beschwichtigend: »Nur gemach, lieber Alter! wir wollen unsern Sohn doch nicht drängen, eine zu heiraten, die er nicht mag. Hättest du dir statt meiner eine andere aufzwingen lassen?«
    Gersbacher stutzte bei dieser verfänglichen Frage, blieb mitten im Zimmer stehen und stierte schweigend vor sich hin.
    Eine dumpfe Stille herrschte. Die andern drei wagten kaum zu atmen und hingen bei stockendem Herzschlag an den Lippen des mit einem Entschluß ringenden Bauern. Endlich kam kurz und hart aus seinem Munde der Bescheid: »Ich hab mein Wort gegeben und nehm's nicht zurück.«
    Franz schnellte vom Stuhle empor und stieß wild heraus: »Ich hab keins gegeben und geb auch keins!«
    Dann stürzte er hinaus und warf die Tür krachend hinter sich zu.

Neuntes Kapitel.
    Jakobine war tief niedergeschlagen von dem schmählichen Mißerfolg ihres Stelldicheins, wobei das Gegenteil von dem geschehen war, was sie ersehnt und erhofft hatte, statt eines unwiderruflichen Verlöbnisses ein vollständiger, unheilbarer Bruch mit Franz, der ihr in der unverhohlensten Weise den Laufpaß gegeben hatte.
    Hammichel, ihrem heimlichen Helfer bei dem Eroberungsversuche, konnte sie nicht zürnen, denn der hatte getan, was sie von ihm begehrt hatte. Sein Mittel hatte ja auch einen bedenklich hohen Wärmegrad der beiderseitigen Zärtlichkeiten erzeugt, aber zu noch einem Schritt weiter hatte die Stärke der Mischung nicht gelangt und war nicht wirksam genug gewesen, um der liebelechzenden Verführerin einen alles erreichenden Sieg über den sich kaum noch Sträubenden zu verschaffen. Einen zweiten, kräftigeren Trunk konnte sie ihm aber nicht beibringen, denn niemals würde Franz wieder einen von ihr kredenzten Becher an die Lippen setzen.
    Trotz des qualvollen Gefühls verschmähter Liebe bemühte sich Jakobine standhaft, den Ihrigen zu verbergen, wie ihr zumute war, und zeigte sich in ihrer Gegenwart unbekümmert und heiter. Aber ihr Bruder Wilm, der ja, ohne von dem Liebestrank etwas zu wissen, Franz zu ihr entboten hatte, beobachtete sie scharf, und ihm schwante, daß da noch nicht alles in Ordnung war. Nachmittags stellte er sie und fragte nach dem Ergebnis der Zusammenkunft. Jakobine wurde dunkelrot vor Zorn und Scham, schlug sich die Hände vors Gesicht und rief, mit dem Fuß aufstampfend: »Frage nicht! frage nicht!«
    »Ach so! so steht die Sache,« sprach Wilm mit einem vielsagenden Lächeln, das Jakobine nicht sah. »Na, nur ruhig Blut, Schwesterlein! macht jetzt nur bald Hochzeit, dann wird schon alles gut werden.« Damit ging er lachend davon.
    Wenn der wüßte, sagte sich die gekränkte Unschuld, wie weit sie gestern abend von der Gefahr entfernt gewesen war, zu sehr geliebt zu werden! Aber mochte Wilm doch denken, was er wollte;

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