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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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Widerspruch von Trudi und eine überströmend warme Verteidigung des Getadelten. Das dauerte so lange, bis Ammerie endlich in ein schallendes Gelächter ausbrach, Trudi nun die Absicht der Hinterlistigen erkannte und über die unbedachte Offenbarung ihrer Gefühle für Franz, die jedoch ohnehin kein Geheimnis für Ammerie waren, errötend in das triumphierende Lachen der Freundin einstimmte.
    Als die zwei Mädchen dann mit von Frohsinn strahlenden Gesichtern von ihrem Ausgange nach Hause kamen und der Bürgermeister sie verwundert fragte, was sie denn in solche Lustigkeit versetzt hätte, antwortete die Schelmin Ammerie: »O wir haben uns tüchtig um einen gezankt, in den wir beide bis über die Ohren verliebt sind. Weißt du das nicht, Väterle?«
    Ja, Christoph Armbruster wußte, was in einem der Mädchenherzen unter seinem Dache lebte und webte, und war der festen Überzeugung, daß nur der zähe Wille Florian Gersbachers seinen Sohn noch von der Werbung um Trudis Hand zurückhielt.
    Wie er nun seine Nichte so heiter und vergnügt sah, erfüllt von der beseligenden Hoffnung auf ein baldiges Liebesglück, erfaßte ihn ein tiefes Weh, weil er, er allein, auch wußte, daß diese mit allen Segeln fahrende Hoffnung hilflos scheitern würde. Zwar Gersbachers schrullenhafte Verstocktheit, seinen Sohn mit der fahrigen Jakobine verkoppeln zu wollen, glaubte er in einer günstigen Stunde unter vier Augen, vielleicht bei einem guten Tropfen, besiegen zu können. Wenn aber der hochmütige Großbauer erst einmal Witterung vom Wildfangrechte bekam, so war an seine Zustimmung zu einem Ehebunde der beiden sich Liebenden gar nicht zu denken.
    Diese trostlose Gewißheit war die schwere, bittere Sorge, mit der Christoph Armbruster Trudis wegen in verzweifeltem Kampfe lag. Doch er hielt sie in seiner Brust verschlossen und verschwieg sie selbst seinem treuen Ehegespons. Es war genug, daß einer daran zu würgen und darunter zu leiden hatte; die anderen, die Seinigen wollte er so lange wie möglich damit verschonen. Aber wie lange konnte er das noch? Jetzt war schon Hochsommer, der Kreuz-Erhöhungstag also nicht mehr fern, und damit war die Frist verstrichen, nach deren Ablauf Trudi ihrem Schicksal verfiel, das von ihr abzuwenden der Bürgermeister in mancher schlaflosen Nacht auf Mittel und Wege sann.

Zehntes Kapitel.
    Als nun auch ein arbeitsfreier Sonntag nach dem andern verging, ohne daß Franz den Hof betrat, fing Trudi doch allmählich an, sich über sein Ausbleiben zu beunruhigen und nach anderen Gründen dafür zu suchen als in seiner anstrengenden wirtschaftlichen Tätigkeit. Sie hatte ihn einmal in der Kirche gesehen und dort einen fest auf sie gerichteten traurigen Blick von ihm aufgefangen. Was hatte der zu bedeuten? eine ihr aus seinem Herzen von fern zugesandte Anklage? aber um welcher ihr unbewußten Schuld willen? Hatte sie ihn durch ein von ihm mißverstandenes Wort oder durch ein ungewollt kühles Benehmen verletzt? Aber wann und wo sollte das geschehen sein? sie konnte sich auf etwas dem Ähnliches durchaus nicht besinnen. Oder – – Ammerie hatte ihr einmal gesagt, daß sein und Jakobinens Vater einen Pakt geschlossen hätten, ihre Kinder dermaleinst miteinander zu verheiraten. Sollte das nun zur Tat werden und Franz sich dem Willen seines Vaters gefügt haben? Dann freilich – und es dünkte sie die wahrscheinlichste ihrer Mutmaßungen – dann mußte sie hinter der für ihn Auserkorenen zurückstehen und ihm auf immer entsagen. Daheim unter der lieblosen Behandlung ihres Stiefvaters war sie an Entbehrungen und Entsagungen vollauf gewöhnt; hier aber, wo sie im Schoß der Armbruster'schen Familie über alles Wünschen und Erwarten wie ein Kind des Hauses gehalten wurde, mußte ihr der aufgedrungene Verzicht gerade auf das höchste Glück, das ihr die Zukunft noch bescheren konnte, einen unermeßlichen Schmerz bereiten.
    Daß sie, statt von äußeren Umständen und ihr feindlichen Einflüssen um ihre Hoffnung betrogen zu werden, sich in ihren düsteren Ahnungen täuschen könnte und ihre Befürchtungen nur vorübergehend schattende Wolken wären, die ein Windhauch aus Sonnenaufgang her vom wieder blauenden Himmel verscheuchen würde, diese Möglichkeit kam ihr gar nicht in den Sinn. Sie vergrub sich in ihr Leid und schaffte mit verdoppeltem Eifer in Haus und Hof, um nicht immerfort nur ihren trüben Gedanken nachzuhängen, aber ihre jugendliche Frohheit war in die Brüche gegangen und hatte einem

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