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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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schweres Herz trug, wo er ging und stand, Franz mit sich herum. Er kannte den harten, unbeugsamen Sinn seines Vaters, gegen den mit gütlichem Zureden und vernünftigen Vorstellungen selten etwas auszurichten war, am wenigsten nach einem so heftigen Auftritte, wie es neulich Jakobinens wegen zwischen ihnen gegeben hatte. Seitdem lebten sie beide maulend und muffig nebeneinander her und gingen sich so viel wie möglich aus dem Wege. Das Seinige zu tun, um wieder ein besseres Verhältnis zwischen ihnen anzubahnen, fiel Franz nicht ein oder gewann er in seinem angestammten pfälzischen Bauerntrotz nicht über sich. Er glaubte, daß seine Mutter ein gutes Wort zum Frieden beim Vater einlegen würde und gewiß schon eingelegt hatte, aber daß dies in den Wind gesprochen war, schloß er aus dem ganzen Wesen und Gehaben des in seiner Unzugänglichkeit beharrenden Familienhauptes. Da sagte er sich wohl, daß, wenn die Vermittlung der Mutter nichts fruchtete, sein eigenes Einlenken und Entgegenkommen erst recht keine Wirkung haben würde und war nun ratlos, was er in seiner überaus schwierigen Lage tun sollte. Nur das stand in seiner Seele so unausrottbar fest wie die starken Wurzeln einer Eiche im Waldboden, daß er nie und nimmer von Trudi lassen wollte, und schon war ihm der Gedanke gekommen, mit ihr auf und davon zu gehen und sich anderswo eine Heimstatt zu gründen, nur so groß, daß darauf eine Wiege stehen könnte, mit einem Kinde und ein Stuhl zum Sitzen für die, so das Kind wiegte. Aber er konnte dem lieben Mädchen nicht zumuten, heimlich mit ihm zu fliehen und ohne den Segen der Eltern und Verwandten ohne Hab und Gut, bei hartem Mühen und knappem Tagelohn sich kümmerlich durchs Leben zu schlagen.
    Seit länger als einer Woche hatte er Trudi nicht gesprochen und dies auch gar nicht versucht. Denn seines Stelldicheins wegen mit Jakobinen schämte er sich vor ihr, weil er die ihn listig Umgarnende in der Laube geküßt hatte, wenn es auch nur in einem auf schändliche Weise ihm beigebrachten Rausche geschehen war. Darum wagte er nicht, ihr mit seinem schlechten Gewissen unter die Augen zu treten. Aber ebenso groß oder wohl noch größer als seine Reue war seine Sehnsucht nach der Geliebten. Ihm deuchte, ein Wort, ein Handdruck, ein Blick von ihr würde ihn von dem entsühnen, dessen er sich selbst wie einer gegen sie begangenen Treulosigkeit beschuldigte. Was aber mochte sie von ihm denken, daß er sich auf dem Abtshofe gar nicht sehen ließ? mußte sie nicht an seiner Liebe zweifeln, ihn für unstät und wetterwendisch halten? Diese Bangnis überstieg alle anderen Sorgen, die ihn bedrückten.
    Aber Trudi erklärte sich sein Fernbleiben mit der verständigen Einsicht, daß ihm die große Wirtschaft seines Vaters alle Hände voll zu tun geben und alle seine Zeit in Anspruch nehmen müsse, so daß er abends, todmüde von der Arbeit, nicht mehr zum Plaudern und Scherzen aufgelegt und fähig sei.
    Statt seiner trachtete ein anderer danach, ihre Wege zu kreuzen, einer, dessen Begegnung ihr stets unangenehm war, – Junker Ulrich von Remchingen. Schon ein paarmal und so auch jüngst wieder hatte er sie in Gesellschaft Ammeries draußen vor dem Tore getroffen und eine Unterhaltung mit ihr angeknüpft, die er in der ihm sehr unerwünschten Gegenwart der Bürgermeistertochter in einem leidlich anständigen Tone führte. Was aber seine Worte nicht ausdrückten, das verrieten desto deutlicher seine Augen, die des schönen Mädchens blühende Gestalt mit so dreisten, lüsternen Blicken verschlangen, daß Trudi, äußerst peinlich davon berührt, das Gespräch möglichst schnell abbrach und sich, was nicht leicht war, des Junkers anschließende Begleitung unter einem mehr oder weniger durchsichtigen Vorwande alsbald entledigte. Wenn sie dann über seine Zudringlichkeit, vor deren bedrohlichen Weitergehen ihr schauderte, empört war und ihre Angst davor nicht verhehlte, beruhigte sie Ammerie und suchte sie dadurch aufzuheitern, daß sie den kecken Galan hinter seinem Rücken mit anzüglichen und witzigen Bemerkungen gründlich verspottete. Dann aber brachte sie die Rede auf Franz, und das war das beste Mittel, Trudis gute Laune flugs wieder herzustellen. Bald strich sie Franzens Vorzüge und Tugenden über die Maßen stark heraus, was der gern Zuhörenden wie liebliche Musik klang, bald griff sie ihn an irgendeiner Seite seines Wesens scharf an, und dann erfolgte, was sie eben damit bezweckt hatte, ein sehr entschiedener

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