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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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daß Franz sie mit ihrem heißen Liebeswerben schroff zurückgewiesen hatte, würde sie nie einem Menschen eingestehen.
    Nur rächen wollte sie sich, an beiden sich rächen, an Franz und an Trudi. Das war jetzt ihr einziger Gedanke; damit schlich sie umher, im Hause, im Garten, auf einsamen Pfaden und brütete darüber in der Geißblattlaube.
    Als sie nun wieder einmal so vergrämt und verärgert auf derselben Bank saß, wo sie neulich mit Franz gesessen hatte, vernahm sie plötzlich unweit der Laube ein leises Räuspern, das wie ein Zeichen, wie ein Ruf und Wink klang, der doch nur ihr gelten konnte. Wer war dort? sollte er es sein, sich anders besonnen haben und ihrer dort harren, um sie in seine liebenden Arme zu schließen und alles wieder gut zu machen? Ihr klopfte das Herz, atemlos lauschte sie. Das Geräusch klang noch einmal und diesmal lauter. Nun zweifelte sie nicht mehr, sprang auf und flog zu der Buchenhecke hin, von wo es kam und wo draußen im Freien ein Weg entlangführte. Als sie aber, das Gesträuch im Garten auseinanderbiegend, herantrat, grinste ihr zu ihrer bitteren Enttäuschung Hammichels Spitzbubengesicht neugierig über den Zaun entgegen.
    »Nun, mein Goldschätzchen, hab ich die andern zehn rheinischen Gulden verdient?« zwitscherte der Alte. »Oder muß ich noch einmal zu der Apotheke nach Speyer gehen?«
    »Nein, ich mag keinen Liebestrank mehr von dir,« fauchte Jakobine. »Der ihn getrunken hat, ist im bösen von mir geschieden.«
    Hammichel sprach: »Dann bist du nach dem Trunke gewiß nicht liebevoll, nicht hingebend genug gegen ihn gewesen.«
    »Meinst du? nun, das weiß ich besser,« erwiderte sie schnippisch.
    »So probier' s noch einmal! ich kann noch viel stärkere Tränke brauen,« sagte Hammichel. »Kannst dann auch einen Schluck davon nehmen, damit du ein bißchen in Feuer kommst und dich nicht zierst und spröde tust.«
    Jakobine krauste die Stirn, antwortete jedoch nicht.
    »Wenn du aber nichts von Liebestränken hältst, können wir's ja auch auf andere Weise versuchen, dir deinen Liebsten wieder zugetan zu machen, mit der sogenannten kabbalistischen Sympathie oder –«
    »Ich will nichts mehr von ihm wissen,« schnitt sie kratzbürstig dem Aufdringlichen das Wort ab, blieb aber doch stehen, um seine neuen Vorschläge zu hören.
    Nichts mehr von ihm wissen wollte sie? Das paßte dem alten, geriebenen Erpresser nicht, der sich gern noch weiter für seine Kuppelei bezahlen lassen wollte. Er blickte sich achtsam nach allen Seiten um, ehe er wieder anfing: »Jakobinchen, – ich wollt es dir eigentlich noch nicht sagen, weil es noch nicht die rechte Zeit dazu ist, aber du jammerst mich, und ich bin von weicher Gemütsart, kann's nicht mit ansehen, wie du dich in Sehnsucht verzehrst, also höre mal zu! Ich habe einen guten Freund in sehr reputierlicher Stellung beim pfalzgräflichen Kammerschreiberamt in Kaiserslautern; der weiß ein unfehlbares Mittel, dir die Fremde, die Trudi – denn das ist ja doch der Haken, an dem das Herz deines Abtrünnigen gegenwärtig hängt – aus dem Wege zu räumen.«
    »Was? einen Mord? nein, nein! einen Mord will ich nicht auf meine Seele laden,« rief Jakobine entsetzt.
    »Mord! wer spricht denn von Mord? aus dem Wege räumen heißt doch nicht gleich morden,« beruhigte sie Hammichel. »Der Würzburgischen soll an ihrem Leibe kein Schade geschehen, sie soll nur dem Franz so verleidet werden, daß er sich ganz von ihr abkehrt und gar nicht mehr an sie denkt, verstehst du. Aber der Mann, der das ins Werk richten kann, will gespickt und gesalbt sein, wenn er helfen soll, und billig tut er' s nicht.«
    »Was will er denn machen?« fragte Jakobine immer aufmerksamer werdend.
    »Was er machen will? Ja, Jakobinchen, wenn ich wüßte, daß du schweigen könntest –, kannst du das? willst du mir das hoch und heilig versprechen?«
    »Jaja! versteht sich! nur weiter!« drängte sie ungeduldig.
    »Nun dann paß auf! Die Sache hängt nämlich mit der Stellung, mit dem Amte meines Freundes zusammen, da hat er Gelegenheit –«
    In diesem Augenblicke kläffte draußen am Zaune ein Hund, und Hammichel brach jäh ab. Patz war es, der mit Schneckenkaschper des Weges daherkam, den im Gebüsch halb versteckten Alten erspürt hatte und ihn, von dem er schon manchen Fußtritt erhalten hatte, heftig anbellte. Jakobine zog sich schnell zurück, während ihr Kaspar noch grüßend zunickte. Er hatte sie also mit Hammichel zusammen am Zaune gesehen, was sie sehr

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