Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
Vom Netzwerk:
hatte der Laurer längst erkannt – nicht so lauter und innig war wie die Trudis. Was bewog ihn dazu? Nichts anderes als sein nie schlummerndes, ihn stets prickelndes Begehren nach Geld und immer wieder Geld. Davon kam er nicht los, das war die starke und, außer seiner Rachsucht, einzige Triebfeder all seines Handelns, die ihn auch jetzt nicht rasten und ruhen ließ, bis er Jakobinen noch vor dem öffentlichen Bekanntwerden des Wildfangrechtes einen beträchtlichen Lohn für gar nicht geleistete Dienste abgeschwindelt hatte.
    Aber wie und wo sollte er mit ihr zusammenkommen? wie ihr Nachricht senden, daß er sie sprechen müßte und sie Geld mitbringen möchte? Seinen Enkel, dem Trudi das Leben gerettet hatte, in diesem Falle als Boten zu gebrauchen, deuchte ihm nicht ratsam, und doch wußte er niemand, der ihm dazu so geeignet schien wie Kaspar. Den Jungen mit einer List über die wahre Bedeutung seines Auftrages zu täuschen, konnte ihm nicht schwer fallen, und so nahm er ihn sich eines Nachmittages vor und sprach zu ihm: »Kaschper, ich habe eine sehr wichtige Besorgung für dich, von der du keinem Menschen ein Wort sagen darfst als der, zu der ich dich schicke. Geh' hin zu Jakobine Steinecker und melde ihr ganz geheim, ich hätte das neue Mittel zur Verbesserung des Weines, über das ich vor einiger Zeit am Gartenzaune, wo du ja damals dazukamst, mit ihr gesprochen hätte, nun zurecht gemacht, wollte es ihr aber selber einhändigen, damit sie es erst einmal allein, ohne Wissen des Vaters, ausprobiere. Sie sollte morgen gleich nach Mittag wieder an derselben Stelle des Zaunes sein und sich mit Geld versehen, denn ich hätte erhebliche Auslagen dafür gehabt. Hast du verstanden?«
    »Ja, Großvater, werd's ausrichten,« versprach Kaspar.
    »Gut! so lauf' und bring mir Bescheid. Und daß du mir vor allen anderen das Maul hältst, Junge! sonst wehe dir!« schärfte ihm Hammichel noch einmal ein.
    Abends berichtete Kaspar, es wäre sehr schwierig gewesen, Jakobinen allein zu sprechen. Er hätte jedoch mit seiner Vogelscheuchklapper so lange am Zaune gerasselt, bis sie im Garten erschienen wäre, aber in Begleitung ihres Bruders. Er hätte dann, von diesem ungesehen, den Finger auf den Mund gelegt zum Zeichen, daß er ihr etwas im geheimen zu sagen hätte. Darauf wäre sie mit Wilm ins Haus gegangen, bald aber allein wiedergekommen, und da hätte er die Bestellung bei ihr angebracht. Jakobine würde morgen gleich nach Mittag am Zaune sein.
    »Das hast du gut gemacht, Junge!« belobte ihn der Alte und dachte: der Bengel ist doch brauchbarer als ich ihm zugetraut hatte.
    Zur verabredeten Stunde begab sich Hammichel an den bezeichneten Ort, wo er Jakobinen schon seiner harrend fand.
    Sie empfing ihn mit den Worten: »Endlich, Hammichel! wie lange hast du dich nicht vor mir sehen lassen! wo hast du denn nur gesteckt?«
    »Wo ich so lange gesteckt habe?« erwiderte er. »Ja, was meinst du wohl, wo ich gewesen hin, Jakobinchen? In Kaiserslautern war ich; ja, mach nur Augen! den weiten Weg nach Kaiserslautern zu meinem großgünstigen Freunde bin ich gewandert bei der sengenden Augusthitze. Siehst du, so plag' ich und schind' ich mich für dich. Aber nun sind wir auch gerüstet und gewappnet; wirst deine Freude haben über das, was ich dir nun mitteilen kann.«
    »Nun? laß hören, laß hören, Hammichel!« sprach sie in fiebernder Erwartung.
    »Nur Geduld, mein Herzchen! eins nach dem andern! erst – hier!« versetzte er mit einem süßlichen Lächeln und hielt ihr wie ein Bettler die offene Hand über den Zaun hin. »Ich habe von dem Besuche große Unkosten gehabt, denn ich mußte meinen Freund, den Herrn Sekretarius, in der besten Wirtschaft der Stadt freihalten und mit sehr guten Weinen traktieren, um ihm die Zunge zu lösen. Und je mehr er trank, desto höher schraubte er seine Forderung für die Offenbarung seines Geheimnisses. Fünfzehn Gulden habe ich ihm dafür bezahlen müssen, und dazu kommt noch die teure Zeche und meine Wegzehrung hin und her. Zweiundzwanzig Gulden mußt du mir geben, eh' ich dir sage, was ich weiß.«
    »Hammichel! auf soviel war ich nicht gefaßt,« seufzte die Erschrockene. »Siebzehn Gulden hab' ich im ganzen, und damit könntest du wohl zufrieden sein, mein' ich.«
    »Nein, Jakobinchen, ich kann nichts ablassen,« erwiderte der geriebene Knicker; »soll ich denn dabei noch Schaden machen? Könntest mir wohl fünfundzwanzig Gulden geben, damit ich auch ein bißchen was dabei

Weitere Kostenlose Bücher