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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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dann ist's mit ihrer Freiheit Matthäi am letzten.«
    »Also ist keine Zeit zu verlieren, sonst macht sie sich noch vorher auf und davon,« sprach Jakobine fast ängstlich.
    »Und was dann? – dann wärst du die Nebenbuhlerin ein für allemal los, du Glückskind!« lachte Hammichel. »Franz wird ihr nicht nachlaufen und sie zurückholen, und tät er's, so würde sie doch hier hörig werden müssen. Ihrer ledig wirst du auf jeden Fall, ob sie nun als Leibeigene auf die Wachtenburg muß oder vorher die Flucht ergreift.«
    »Ja, du hast recht, Hammichel! ich werde sie los, so oder so, sie kann mir den Weg zu meiner Versöhnung mit Franz nicht mehr versperren,« frohlockte Jakobine.
    »Siehst du, das ist's, was ich dir zu wissen geben wollte, wozu ich dich durch Kaschper hier an den Zaun bestellen ließ,« sprach Hammichel.
    »Der Junge hat das sehr pfiffig angefangen,« sagte Jakobine, »ich werde ihm nächstens einmal was dafür zugute tun.«
    »Dem Jungen? das hast du gar nicht nötig,« winkte Hammichel ab. »Aber meine sieben Gulden vergiß nicht, die ich noch von dir kriege!«
    »Sieben? woher denn sieben?« fragte sie im Abgehen, schon einige Schritte vom Zaun entfernt.
    »O es dürfen auch zehn sein, Jakobinchen!« rief ihr der alte Spitzbube nach. –
    »Nun geht der Tanz los,« kicherte er auf dem Heimwege. »Die Jakobine kann nicht lange schweigen, und das soll sie auch nicht; ich hör' es und seh' es, wie sie dem Junker die Neuigkeit im Dunkeln beibringt; na, wohl bekomm's! Jung Ulrich spitzt sich dann nicht schlecht auf das hübsche, appetitliche Schätzchen, als hätt' er's schon in den Armen oben auf der Burg. Der Bürgermeister aber ist als Hüter und Hehler eines Wildfangs ein geschlagener Mann und muß Amt und Würden niederlegen. Das wird einen Spektakel geben, wie ihn die lieben Wachenheimer seit Menschengedenken nicht erlebt haben,« schloß er sein Selbstgespräch und ließ spielend seine siebzehn Silberlinge so lustig in der Tasche klimpern, daß ihm das Herz im Leibe dabei lachte.

Vierzehntes Kapitel.
    Christoph Armbruster saß in seiner Amtsstube und regierte, wie es Ammerie nannte, wenn sich ihr Vater der Besorgung städtischer Geschäfte widmete, wobei ihn keiner der Seinigen stören durfte.
    Es war ein geräumiges Gemach im Erdgeschoß des Hauses mit zwei rebenumsponnenen Fenstern nach dem Garten zu, durch die jetzt die Morgensonne freundlich hereinschien. Nur mit schlichtem, altväterischem Hausrat war es ausgestattet, der seine mehr als hundertjährige Dienstzeit nicht verleugnen konnte. Seitlich auf einer Ecke des großen Tisches waren Schriftstücke gehäuft, ein schwerfälliges Tintenfaß und eine hölzerne Streusandbüchse standen bequem zur Hand, und daneben lag kaum ein halbes Dutzend Gänsefedern, die Ammerie stets in guter, nicht zu spitz geschnittener Verfassung hielt. Das machte ihr geringe Mühe, denn einen starken Verbrauch von Federn konnte man dem Bürgermeister nicht nachsagen. Viel Schreibereien verursachte ihm seine Gemeindeverwaltung nicht oder vielmehr, er machte sich deren so wenig wie möglich, weil er die ›Tintenklexerei‹ haßte und öffentliche Angelegenheiten lieber mündlich verhandelte. Ganz konnte er allerdings auch schriftliche Arbeit nicht vermeiden, und wenn er sich hin und wieder einer ihm lästigen ›Federfuchserei‹ wohl oder übel unterziehen mußte, so geschah dies gewöhnlich nicht in der besten Laune.
    Heute hatte er es mit einer Rechnungssache zu tun, in deren Prüfung er schon so weit vorgeschritten war, daß er sie nun bald mit seiner genehmigenden Unterschrift versehen konnte. Daher war er auch diesmal durchaus nicht unwirsch, als sich die Tür öffnete und Madlen hereintrat.
    »Altechen, du?« sprach er, seine Frau verwundert anblickend. »Du hast was auf dem Herzen; also heraus damit!«
    »Ja, Chrischtoph, ich hab' was auf dem Herzen,« erwiderte sie, indem sie sich ihm gegenüber am Tische niederließ. »Ich bange mich um dich. Seit Wochen, seit Monden schon zeigst du ein ganz verändertes Wesen, bist nicht mehr heiter und zufrieden wie sonst, gehst mit finsterem Gesicht herum und simelierst, als drückten dich Sorgen, von denen ich nichts weiß. Mit Haus und Hof, mit Kindern und Enkeln kann das nicht zusammenhängen, denn da ist alles in tadelloser Ordnung, wir sind alle gesund, und es fehlt uns an nichts. Nur du bist nicht mehr der Alte, trägst dich mit gewiß unerfreulichen Heimlichkeiten. Ich glaubte bisher, du hättest

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