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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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Schwierigkeiten und Verdrießlichkeiten mit der Gemeinde, die sich sehr in die Länge zögen. Als ich aber neulich zufällig hörte, wie hier in deiner Stube Lutz Hebenstreit so laut und heftig auf dich einschrie, da sagt ich mir: wenn sich Chrischtoph mit dem zankt, der stets sein Freund und Helfer war, dann muß es sich um Dinge drehen von so mißlicher Beschaffenheit, –«
    Der Bürgermeister, der schon aus den ersten Worten seiner Frau herausgehört hatte, daß sie ihn wegen seiner grämlichen Stimmung zur Rede stellen wollte, war ihren Klagen nur mit halbem Ohre gefolgt und hatte, während sie sprach, sich überlegt, ob er ihr, nach Lutz Hebenstreits Rat, nun alles sagen solle oder nicht. Auf falscher Spur wollte er sie jedoch mit ihren Vermutungen nicht lassen. Darum unterbrach er sie jetzt: »In der Gemeinde habe ich keinen Verdruß gehabt, und Lutz Hebenstreit ist auch heut' noch mein Freund, wie ich mir keinen zuverlässigeren wünschen kann.«
    »Nun, was ist's dann?« fragte sie. »Ich verlange, daß du mir von deinen Sorgen mein mir zukommendes Teil abgibst, damit ich sie dir tragen helfe.«
    Er sah seine Frau in immer noch wägenden Gedanken an, und nach einem letzten Zaudern sprach er langsam und nachdrücklich: »Madlen, wir werden unsere liebe Trudi verlieren.«
    Da hellten sich Madlens Züge auf, und mit einem frohen Lächeln sagte sie: »Das ist's, was dich bekümmert? Aber Chrischtoph! wenn sie auch vielleicht bald von unserem Hofe abzieht, so bleibt sie doch hier in der Stadt und kann jeden Tag auf ein Stündchen oder ein Viertelstündchen zu uns gesprungen kommen, uns von ihrem jungen Glück zu erzählen. Du meinst doch natürlich,« fügte sie, als ihr Mann schwieg, hinzu, »wir verlieren Trudi, weil Franz Gersbacher sie heiraten will?«
    » Könnt' er sie nur heiraten!« stöhnte Christoph und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte.
    » Könnt' er nur?« fragte Madlen. »Glaubst du, daß Florian immer noch dagegen ist?«
    »Wie er jetzt darüber denkt, weiß ich nicht,« erwiderte Christoph. »Wenn er aber erfährt, was ich dir nun leider mitteilen muß, ist jede Hoffnung auf Trudis Verheiratung ausgeschlossen.«
    »Chrischtoph, du sprichst in Rätseln, die mich ängstigen,« rief Madlen mit erschrockenem Blick. »Um Gotteswillen! sag', was ist geschehen?«
    »Wenn Trudi ein Jahr lang bei uns ist, muß sie hörig und leibeigen werden,« klang es hart wie Hammerschläge aus des Bürgermeisters Munde.
    Stumm und steinern saß Madlen, wie überwältigt von dem, was sie gehört hatte. »Sprich! sag' mir alles!« preßte sie heraus.
    Christoph sagte ihr alles, verschwieg ihr nichts.
    »Und keine Hoffnung? keine Rettung?« fragte Madlen, in tiefster Seele ergriffen.
    »Keine!«
    »Das arme, arme Kind! ihr ganzes Leben mit einem Schlage zerstört!« sprach Madlen, die Hände ringend. »Und sie ist so glücklich in ihrer Liebe zu Franz, du mußt ihr' s ja angesehen haben.«
    Christoph nickte. »Sind die beiden sich einig?« fragte er.
    »Vollkommen; Ammerie hat mir's gestanden, als ich in sie drang. Chrischtoph! Chrischtoph! was soll daraus werden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und das konntest du mir so lange verheimlichen?«
    »Ich hab's gekonnt; 's ist mir schwer genug geworden.«
    »Kann uns der Freiherr nicht helfen?«
    »Nein, sonst tät er's wohl.«
    »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Nein, er weiß es wahrscheinlich noch gar nicht.«
    »Weiß es sonst jemand?«
    »Lutz Hebenstreit hab' ich's neulich gesagt, und du hast ja vernommen, wie er schimpfte und tobte. Und noch einer weiß es, – Hammichel.«
    »Hammichel?«
    »Ja, er war es, der mir die erste Nachricht davon gab.«
    »Der wird's schnell genug herumbringen.«
    »Gewiß! aber was nützt da alles Verschweigen noch?«
    »Was sagt Lutz?«
    »Er will ganz Wachenheim zum Widerstand mit offener Gewalt aufwiegeln und den Faut totschlagen, wenn er kommt, seine Hand auf Trudi zu legen!«
    »Der liebe, wackere Mensch!«
    »Ja, eine alte, treue, grundehrliche Haut!«
    »Und Florian, meinst du –«
    »Eine Hörige läßt er seinen Sohn nicht freien, und das ist auch nicht von ihm zu verlangen, auch von Franz nicht, denn damit würde er selber hörig werden, hat mir der Schultheiß gesagt, den ich um Rat gefragt habe; er wußte keinen,« sprach Christoph.
    »Aus ihrer Heimat ist sie vor Verfolgung und Schande geflohen, Schutz und Frieden bei uns zu suchen, und nun naht ihr auch hier das Verderben,« jammerte Madlen.
    »O es ist zum

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