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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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aber am Tische sitzen und fing wieder an zu trommeln. Bald aber stand er auf und nahm Hut und Stock, um einen einsamen Gang durch Feld und Flur zu machen.
    Ammerie, die ihn so gerüstet aus dem Allerheiligsten seiner Amtsstube kommen sah, bot ihm wanderlustig ihre Begleitung an. Er lehnte diese jedoch ab: »Kann dich nicht brauchen, Grashupf! muß über wichtige Dinge mit mir zu Rate gehen.«
    »Du weißt ja nicht, Väterle, ob ich nicht auch sehr wichtige Dinge mit dir zu bereden habe,« sagte sie.
    »Du? na na! will etwan einer kommen und bei mir um dich anhalten?« scherzte er.
    »Das wollt' ich ohne meine Erlaubnis keinem geraten haben,« lachte sie, »und bis jetzt hat mich leider noch kein Junggesell' um diese Erlaubnis gebeten.«
    »Pressiert's dir denn so damit?«
    »Ei, ich warte schon lange darauf.«
    »Bilde dir doch nichts ein, Grashupf! so'n naseweises Balg wie du nimmt ja kein vernünftiger Mensch,« sprach er gutmütig, gab seinem Liebling einen leisen Klaps auf die runde Pfirsichwange und ging seines Weges.
    »Naseweises Balg?« plapperte Ammerie ihrem Vater trotzig nach, drehte sich kurz auf dem Absatz um und lief zu Trudi, die in der Wohnstube am Fenster saß und nähte.
    »Trudi, bin ich ein naseweises Balg?« fragte sie.
    »Wer sagt das?«
    »Väterle.«
    »Wenn's Väterle sagt, so ist's auch wahr, und ich bin ganz seiner Meinung,« sprach Trudi lachend.
    »Ich naseweis? und du? Du hast ja eine schwarze Nase,« sagte Ammerie, »halt mal still!« Sie leckte mit der Zunge an ihren Zeigefinger, als wollte sie der anderen einen Fleck von der Nase wegwischen.
    Trudi bot gehorsam ihr Antlitz dar und – kriegte von dem Kobold einen festen Nasenstüber. »Ätsch! da hast du's!« neckte Ammerie.
    »I du Racker!« rief Trudi, sprang auf und wollte die Verwegene packen und abstrafen. Die ließ sich aber so leicht nicht fangen, und sie jagten sich in der Stube hin und her, bis Trudi die Jüngere erwischte. Da faßten sie sich beide um, tanzten wie besessen und wirbelten sich jauchzend im Kreise herum.
    »Wie du gewachsen bist!« sprach Trudi, als sie atemlos einhielten, »bist fast so groß wie ich.«
    »Ja, und auch wohl ebenso stark. Wollen wir mal miteinander ringen? komm an!« sagte Ammerie und nahm eine Kampfstellung ein.
    »Nein, was würde deine Mutter sagen, wenn sie uns beim Raufen überraschte!«
    »Prügeln würde sie uns alle beide,« lachte Ammerie, »aber das schadet ja nichts.«
    »Nein, nein, ich fürchte mich vor deiner geschwinden Kraft.«
    Nun küßten sie sich, und Fried und Freundschaft waren wieder hergestellt. –
    Die Mitteilungen, die Madlen in mehr andeutender als bestimmter Form von Frau Agnete erhalten hatte, daß auf dem Gersbacherhofe jetzt ein ganz anderer Wind wehe, beruhten auf Tatsachen, die Madlen nicht bekannt waren.
    Nach dem Brande bei Fachendag war Gersbacher immer freundlicher gegen Franz geworden, denn seit dessen kühnem Rettungswerk hatte er einen gewissen Respekt vor seinem ältesten Sohne. Die von ihm Gerettete hatte er bis dahin noch wenig beachtet, fühlte aber nun das Verlangen, sich die einmal näher anzusehen, die um eines vierzehnjährigen Jungen willen sich in eine so große Gefahr gestürzt hatte. Dazu war er zu Armbrusters gegangen, hatte die beiden Alten beglückwünscht und zu Trudi sehr herzliche Worte gesprochen, wobei ihr bescheiden zurückhaltendes Wesen wie auch ihre blühende Erscheinung einen so gewinnenden Eindruck auf ihn gemacht hatte, daß er dies seiner Frau gegenüber rühmen mußte.
    Agnete war darüber hoch erfreut. Sie hatte sich unablässig bemüht, ihm eine gute Meinung über Trudi beizubringen und in klug berechneter Weise manchmal Vergleiche zwischen dieser und Jakobinen angestellt, die sehr zu Ungunsten der letzteren ausgefallen waren und bei denen Florian um so mehr dem Urteil seiner Frau zugestimmt hatte, als er ohnehin schon seit einiger Zeit gegen die Steinackertochter stark eingenommen war. Er hatte nicht vergessen, was ihnen Franz an jenem Morgen, da sie so heftig aneinander geraten waren, in seinem jach aufflammenden Zorn offenbart hatte, nämlich, daß Jakobine ihn mit einem von Hammichel schrecklich vermanschten Wein berauscht hätte, um ihn zu einem Verlöbnis mit ihr zu verleiten. Dieses zucht- und schamlose Unterfangen konnte er dem Frauenzimmer nicht verzeihen.
    Zu alledem hatte ihm Agnete kürzlich noch den unzweifelhaften Beweis geliefert, daß diese Durchstechereien zwischen Hammichel und Jakobine noch immer ihren

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