Das Schwarze Weib
verdiene.«
»Ich kann dir nicht nachrechnen, Hammichel, wieviel du dabei verdienst,« sagte sie. »Hier nimm die siebzehn Gulden, und drei will ich dir noch nachzahlen, sobald ich kann. Das macht zwanzig, damit mußt du dich begnügen.«
»Nun, weil du's bist, Jakobinchen, will ich mich für diesmal bescheiden; einer anderen gegenüber tät ich's nicht,« entgegnete er. »Also gib her! und fünf Gulden krieg' ich dann noch.«
»Drei, Hammichel, drei!«
»Ach ja, drei! Wenn du aber erst weißt, was ich weiß, wirst du aus freien Stücken noch dreimal drei zulegen,« sprach er und sackte den ergaunerten Lügenlohn vergnügt ein.
» Wenn ich's nur erst wüßte!« sagte Jakobine. »Dein Geld hast du; nun fang' endlich an, deine Weisheit auszukramen.«
»Kommt schon, kommt schon,« sagte Hammichel. »Kann uns hier auch niemand hören?«
»Du lieber Himmel – nein!« rief sie in heller Verzweiflung.
»Also knöpf' die Ohren auf!« begann er. Dann sprach er leise, noch leiser als bisher: »Wenn deine Herzensfeindin, die Würzburgische, ein Jahr lang hier in Wachenheim ist, – und das ist sie nun bald – so wird sie ein Wildfang. – Was das ist? das bedeutet: so jemand, Mannsbild oder Weibsbild, von auswärts in ein Land, wo er nicht geboren ist, einwandert und sich Jahr und Tag dort aufhält, so wird er hörig und leibeigen, und das nennt man einen Wildfang.«
Jakobine sah den Alten noch immer verständnislos an.
Dieser fuhr fort: »Das ist nämlich ein uraltes Königsrecht, ein sogenanntes Regale, stammt schon von Karl dem Großen her oder von Kaiser Rotbart oder sonst so einem, hat lange Jahre geruht, ist aber jetzt von unserm gnädigen Kurfürsten und Pfalzgrafen Karl Ludwig wieder eingeführt und anbefohlen worden. Begreifst du nun? – noch nicht? Dann also kurz mit einem Worte: Bürgermeisters Trudi muß hörig und leibeigen werden.«
»Wem leibeigen?« fragte Jakobine, der plötzlich ein Licht aufzugehen schien.
»Dem Pfalzgrafen oder vielmehr unserm Obervogt, dem Reichsfreiherrn auf der Wachtenburg.«
»Auf der Wachtenburg? da muß sie leibeigen werden? muß da hausen und dienen wie die geringste, niedrigste Magd?« fragte Jakobine weiter mit flackernden Augen.
»Muß sie, gewiß, mein Schmeichelkätzchen!« sprach der Alte. »Und nun, – glaubst du, daß Franz Gersbacher eine Leibeigene heiraten wird?«
»Hammichel! Hammichel!« jauchzte das Mädchen in unsinniger Freude. »Das ist – das ist eine Botschaft, – ich kann's noch gar nicht fassen. Ist das auch wirklich wahr? kein Trug und Irrtum dabei?«
»Kein Trug und Irrtum, alles so wahr wie daß du mir für diese Botschaft nicht mehr als siebzehn Gulden gegeben hast,« sagte Hammichel vorwurfsvoll.
»Weiß es Trudi?« fragte Jakobine aufs neue.
»Schwerlich,« erwiderte Hammichel, »es ist noch Geheimnis. Vielleicht weiß auch der Freiherr noch nicht genug, um gegen sie einschreiten zu können.«
»Weiß es Junker Ulrich?« flog jetzt von Jakobinens Lippen die Frage wie ein schwirrender Pfeil.
Hammichel zuckte die schiefen Schultern. »Mir scheint die Sache so zu liegen: der Freiherr weiß jedenfalls vom Wildfangrecht, aber nicht, daß Trudi eine zugewanderte Fremde ist. Dies weiß Junker Ulrich, aber vielleicht noch nichts vom Wildfangrecht. Wenn beide beides wüßten, wäre das Schicksal der Würzburgerin beschlossen und besiegelt.«
»Sie müssen's erfahren,« fiel Jakobine schnell ein.
»Richtig!« sprach Hammichel, »aber wie? ich kann's ihnen nicht stecken und du auch nicht, Jakobinchen.«
»Warum nicht ich?«
»Weil du, wenn du danach gefragt würdest, nicht sagen darfst, von wem du's hast. Denn ich will mit der Angelegenheit nichts zu tun haben, will mich in keiner Weise, mit keinem Worte hineinmischen. Das merke wohl, Jakobinchen! mich darfst du nicht verraten.«
»Nein, nein, das will ich auch nicht, aber dem Junker könnt' ich doch einen vertraulichen Wink geben,« meinte sie.
»Hm!« machte Hammichel bedenklich, »das wäre ja allerdings das Geschickteste, aber ich rate dir davon ab, denn es wäre gefährlich für dich. Mit Junker Ulrich ein Stelldichein unter vier Augen mit vertraulichen Zuflüsterungen, – Jakobinchen, Jakobinchen, nimm dich in acht! Der braucht nicht erst einen Liebestrank, um zärtlich zu werden.«
»Ach, davor fürcht' ich mich nicht,« warf sie leichtfertig hin. »Wann ist es so weit, daß die Würzburgische hörig werden muß?«
»Am Kreuz-Erhöhungstag wird es ein Jahr, daß sie hier ist,
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