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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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und übertriebenen Bestimmungen ruchbar geworden. Dafür hatte Hammichel, Jakobine und Wilm, dem seine Schwester doch bald ihr großes Geheimnis anvertraut hatte, wie überhaupt der ganze Steinecker'sche Anhang ausreichend gesorgt. Hammichel brüstete sich damit, längst und zuerst davon gewußt zu haben und machte halbverständliche Andeutungen, was der Bürgermeister alles versucht hätte, sich seines Schweigens zu versichern und seine Hilfe zur Umgehung, zur Beugung des Rechtes zu gewinnen. Nun gab es viel Gerede darüber. Man steckte die Köpfe zusammen, tuschelte gevatterlich in allen Häusern und Heckenwirtschaften und verbreitete die abgeschmacktesten Gerüchte, die, je nach der Gesinnung der Lauschenden, gern geglaubt und schmähsüchtig weitergetragen oder entrüstet zurückgewiesen wurden. Der bei weitem größte Teil der Bürgerschaft, in vorderster Reihe Lutz Hebenstreit und Florian Gersbacher, stand jedoch in dem Hader der Parteien auf der Seite des hämisch angegriffenen Christoph Armbruster und verteidigte auch den Reichsfreiherrn, den die Gegner einer unverantwortlichen Begünstigung des Bürgermeisters ziehen, schon davon sprechend, sich dieserhalb beim Pfalzgrafen über ihn beschweren zu wollen.
    Für das Wildfangrecht an sich legte sich niemand ins Zeug, denn den Pfälzern war es gleichgültig, ob eingewanderte Fremde als Freie oder als Hörige unter ihnen wohnten, und bis jetzt war Trudi die einzige in Wachenheim, die der Ungebühr anheimfiel. Mit ihr, der an dem ganzen Lärm völlig Unschuldigen, empfanden auch viele der Widersacher des Bürgermeisters Mitleid, das aber von dem Haß auf ihn überwuchert wurde.
    Trotz dieser Gleichgültigkeit gegen seinen wahren Ursprung entbrannte der Kampf um Trudis Hörigkeit von Tag zu Tag heißer und wurde teils offen mit lauten Worten Mann gegen Mann, teils heimtückisch mit den vergifteten Waffen der Anschwärzung und Verleumdung geführt. Denn es handelte sich dabei nicht um die gewissenhaft geforderte Ahndung einer nachweislichen Rechtsverletzung, sondern um die boshafte Verübung einer persönlichen Rache, welche die Panschgenossen, von Hammichel aufgestachelt, gegen den Bürgermeister anzettelten. Ihm wollten sie schaden, sein Ansehen und seinen Einfluß untergraben, die ihrer Meinung nach eine erhebliche Einbuße erleiden mußten, wenn er in seiner Familie, in seinem Hause fortan eine Hörige und Leibeigene hatte.
    Christoph Armbruster war von diesem schändlichen Treiben, dem Wühlen und Hetzen gegen ihn genau unterrichtet, wollte sich aber erst dann einmischen, wenn daraus eine ernste Gefahr für das Gemeinwesen erwüchse und es vielleicht gar zu Tätlichkeiten käme. Bis dahin mochten sie aufeinander losschreien und hinter seinem Rücken auf ihn schimpfen, soviel sie wollten; er blieb dem gegenüber kühl und unnahbar.
    Die Streitenden wußten übrigens recht gut, daß da nebenbei noch andere Dinge mitspielten als das aufsässige Schüren der Weinpanscher. Alle durchschauten auch den zweiten, wohl ebenso starken Beweggrund von Steineckers heftigem Auftreten gegen Armbruster, denn es war bekannt, daß sich Trudis wegen die geplante Heirat seiner Tochter Jakobine mit Franz Gersbacher zerschlagen hatte. Rätselhaft war ihnen dagegen Florian Gersbachers entschiedene Stellungnahme für den Bürgermeister. Sie setzten als unfehlbar sicher voraus, daß Gersbacher dem gleichfalls stadtbekannten Werben seines Sohnes um Trudi, eine künftig Leibeigene, seine Zustimmung verweigerte, was doch eine bittere Kränkung für die Armbrusters war. Wie konnte dabei, statt sich in eine offenbare Zwietracht zu verwandeln, die Freundschaft der Alten noch fortbestehen?
    Diese Freundschaft hatte jedoch einen ungetrübten und ungeschwächten Bestand. Nur wußten die Wachenheimer Klatschbasen beiderlei Geschlechts nicht, wie ehrlich und vertraulich sich die zwei Männer in der auf allen Gassen durchgehechelten Angelegenheit geeinigt hatten. –
    Franz hatte noch an demselben Nachmittage, wo er Trudis Schicksal aus ihrem eigenen Munde erfahren hatte, eine Aussprache mit seinem Vater, in welcher ihm dieser die Richtigkeit des ihm von Trudi Kundgetanen bestätigte. Daran anschließend hielt ihm Gersbacher dann vor, daß er als sein ältester Sohn und dereinstiger Besitzer des größten Hofes in Wachenheim keine Hörige heimführen könnte, zumal er nach dem Bescheide des darüber befragten rechtskundigen Schultheißen damit selber hörig werden würde. Das hatte Franz nicht

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