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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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»Mit diesem Sorgenbrecher dank' ich dir!«
    Dann schied er von dem alten Freunde und wandelte den Burgberg viel getroster hinab als er ihn hinauf gestiegen war.
    Auf dem Abtshofe fand er Franz Gersbacher vor, der im Gespräch mit Madlen und den beiden Mädchen deren begreifliche Erregung über das schändliche Verlangen des Bronnbachers zu dämpfen bemüht war. Christoph ermahnte die vier, sich zu gedulden, die Gefahr würde vorübergehen und der Meier bald wieder aus der Stadt verschwinden. Das wäre auch die Meinung des Freiherrn, von dem er eben herkäme. Sie könnten also der Zukunft leichten und frohen Herzens entgegensehen. Er sagte wohlbedacht das alles so ruhig und bestimmt, daß sie sich auch wirklich von ihm beschwichtigen ließen.
    Madlen folgte jedoch ihrem Mann in seine Stube, wo sie unter vier Augen mehr von seiner Unterredung mit dem Freiherrn zu hören wünschte. Christoph erzählte ihr denn auch ausführlich davon, aber gerade das, was sie wissen wollte, worauf seine Vertrauensseligkeit fußte, sagte er ihr nicht. Remchingens geheimen Wink verschwieg er auch ihr.
    Ammerie ließ verständigerweise Trudi bald mit Franz allein. Diese rückten nun dichter aneinander, sprachen sich unter dem befreienden Eindruck von Christophs Sicherheit gegenseitig Hoffnung zu und kamen überein, ihre Trauung und Auswanderung so lange zu verschieben, bis sie annehmen konnten, daß der nichtswürdige Mensch, der Meier, dem pfälzischen Gebiet den Rücken gekehrt hätte, damit er nicht etwa ihren Spuren folgen und sie auch an ihrem künftigen Wohnorte noch belästigen könnte.
    Den Abend zuvor, ehe Christoph auf die Wachtenburg ging, saßen Ebendorffer und Hammichel wieder in der goldenen Traube, und der Meier beichtete dem die Ohren spitzenden Alten die ihm seitens des Bürgermeisters zuteil gewordene schnöde Behandlung.
    »Hab' ich Euch doch vorausgesagt, daß dies ein Schlag ins Wasser sein würde,« log ihm Hammichel keck ins Gesicht.
    »Ihr mir vorausgesagt? mit keinem Worte!« schnob ihn Ebendorffer an.
    »Ich hab' Euch vor dem eigenwilligen, selbstherrlichen Wesen Armbrusters gewarnt.«
    »Dessen weiß ich mich nicht zu erinnern.«
    »Tut mir leid, aber abgeraten hab' ich Euch von dem Gange,« behauptete Hammichel in aller Seelenruhe.
    Ebendorffer war schlechter Laune, und der Wein floß nicht so reichlich wie gestern, Hammichels Glas blieb oft längere Zeit leer. Um bei seinem heute so knausrigen Freihalter wieder besseres Wetter zu machen, hub der über seine Maßnahmen längst mit sich Einige nach einem scheinbar tiefsinnigen Schweigen an: »Ihr braucht wegen dieses einen Mißerfolges nicht gleich das Maul hängen zu lassen wie ein Lohgerber, dem die Felle weggeschwommen sind, Herr Ebendorffer. Kein Baum fällt auf den ersten Hieb.«
    »Diese Holzknechtweisheit hör' ich auch nicht zum ersten Male,« brummte der Meier.
    »Wir müssen eben etwas anderes, Klügeres erfinden, als mit dem halsstarrigen Bürgermeister zu paktieren.«
    »Sehr richtig! mir ist bekannt, daß hier in der Vorderpfalz den höchsten Befehlich der Reichsfreiherr von Remchingen auf der Wachtenburg hat. Dem werd' ich aufs Dach steigen und ihm meine besiegelte Vollmacht unter die Nase halten,« sagte Ebendorffer großspurig.
    »Und dann von der Wachtenburg mit ebenso langer Nase wieder abziehen, wie vom Abtshofe,« spottete Hammichel. »Der Freiherr hilft Euch nicht, weil er viel zu dick Freund mit dem Bürgermeister ist. Und in Junker Ulrich, seinem sehr liebedurstigen Sohne, werdet Ihr erst recht einen Gegner finden, der Euch die Jungfer Trudi streitig macht, weil er sie selber besitzen und als Hörige auf die Burg haben will.«
    »Auf die Burg haben will?« begehrte Ebendorffer wild auf.
    »Jaja!«
    »Den Teufel auch! Hammichel, was machen wir da?«
    »Nichts wäre zu machen, wenn ich mir nicht etwas ausgedacht hätte, das Euch mit einem Sprunge zum Ziele bringt, sofern ihr Courage habt, Herr Vinzenz Ebendorffer,« sprach der Alte.
    »Heraus damit, Herr Hammichel von Gimmeldingen!« rief der Meier und goß ihm flugs das Glas bis an den Rand voll.
    »Sagtet Ihr mir gestern nicht,« fuhr Hammichel fort, »Ihr wäret hergeritten auf einem Pferde, das Ihr als flott und tüchtig in jeder Gangart lobtet?«
    »Jawohl, kreuz und quer bin ich mit ihm auf der Suche umhergejagt.«
    »Ist Euer Roß stark genug, um in scharfem Ritt auch zwei tragen zu können?«
    »Ei, das will ich meinen! aber was wollt Ihr damit?« fragte nun Ebendorffer verwundert.

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