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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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sich dieser nun an den Reichsfreiherrn wenden, um von ihm einen vogteilichen Befehl zur Auslieferung Trudis zu erwirken. Dem wollte Christoph dadurch vorkommen, daß er dem Freunde einen Besuch abstattete, um ihm die nötigen wahrheitsgetreuen Aufklärungen zu geben und ihn wenigstens zu fragen, was er in der Sache zu tun gedächte.
    Es geschah sehr selten, daß sich Christoph Armbruster auf der Wachtenburg sehen ließ, und Dietrich von Remchingen war daher hoch erfreut über das Erscheinen des Jugendgenossen. Er befahl sofort Wein, und als der dies Hörende dagegen Einspruch erhob, sagte er: »Erst einen Trunk, Chrischtoph, Forster Freundstück! dann die Sorgen, die ich dir wieder vom Gesicht lese, und hinterher noch einen Trunk als Sorgenbrecher.«
    Wie erstaunte er nun, als er den Anlaß zu des Bürgermeisters Kommen vernahm, den ihm dieser mitsamt den versteckten, ruchlosen Absichten des Meiers in Kürze vortrug. Zunächst gab er seinem Unwillen darüber kräftigen Ausdruck; dann aber lachte er und sprach: »Na, mein Alter, da ziehen wir beide mal wieder einen Strang. Unsere liebe Trudi so einem schuftigen Liederjan überlassen? das fehlte gerade noch!«
    »Wenn du darüber lachen kannst, Dieter, so bin ich guten Mutes,« sagte Christoph.
    »Ja, Chrischtoph, ich lache vielleicht zu früh,« erwiderte der Freiherr, »denn die Sache hat einen sehr ernsten Hintergrund. Die da drüben jenseits des Rheines können sich leider bei der Zurückforderung Trudis auf ein uraltes Privileg berufen.«
    »Ich weiß es,« sprach der Bürgermeister, »und dieser Umstand macht mir die meiste Sorge. Hast du dagegen keine Wehr und Waffe, Dieter?«
    »Wenn ich eine hätte, wollte ich den Stoß mit festem Gegenstoß parieren.«
    »Dann wäre es vielleicht das Beste, wenn du Trudi schnell hörig machtest, damit sie als pfälzische Leibeigene unter deiner Botmäßigkeit hier bleiben muß und uns nicht entrissen werden kann. Warum zögerst du noch damit?«
    »Das Hörigmachen würde uns in diesem Falle nichts helfen, Chrischtoph, und daß ich bis jetzt damit zögerte, hat einen Grund, den ich dir eigentlich verschweigen müßte,« entgegnete der Freiherr. Er erhob sich vom Sessel, tat, wie in einem inneren Widerstreit sich nachdenklich seinen Knebelbart zwirbelnd, einen Gang durchs Zimmer, blieb dann vor Christoph stehen, und mit einem bedeutsamen Blick in dessen Augen sagte er langsam, jedes Wort betonend: »Ich warte auf einen geharnischten Protest aus der Mitte deiner Gemeinde.«
    In des Bürgermeisters Zügen malte sich eine große Überraschung. Aber als er etwas darauf erwidern wollte, machte der Freiherr mit beiden Händen eine heftig abweisende Bewegung und sprach: »Zwischen uns nichts weiter darüber, Chrischtoph! Benutze diesen Wink wie du willst und kannst, aber bewahre ihn still in deiner Brust.«
    Dennoch konnte der Bürgermeister nicht umhin, seinem ritterlichen Freunde vorzuhalten: »Aber, Dieter, als ich selber vor einigen Wochen in meinem Hause dir dergleichen ankündigte –«
    »Bitte!« schnitt ihm der Freiherr das Wort ab, »damals drohtest du mir mit einer offenen, gewaltsamen Revolte, und die darf ich nicht dulden.«
    Darauf schwiegen sie eine Weile, bis Christoph die Frage stellte: »Wenn nun der Meier zu dir kommt und mich bei dir verklagt?«
    »Dann kann ich ihn nicht, wie du's getan hast, die Treppe hinunterwerfen,« erwiderte Remchingen. »Der Bischof von Würzburg ist ein nicht zu verachtender Gegner, und sein Herr Bruder in Christo, der von Speyer, macht mit ihm gemeine Sache. Die lassen sofort die Werbetrommel rühren und sagen uns die Fehde an.«
    »Um eines Mädchens willen?«
    »O, die brechen, händelsüchtig wie sie sind, jede Gelegenheit vom Zaune, uns Pfälzern etwas am Zeuge zu flicken; davon könnten wir manch Liedlein singen.«
    »Also noch einmal: was wirst du sagen, wenn der Bronnbacher sich nächstens bei dir meldet?« wiederholte der Bürgermeister seine Frage.
    Der Freiherr zuckte die Achseln. »Hat er Bekannte und Ratgeber in Wachenheim?«
    »Ei ja! einen, – Hammichel von Gimmeldingen.«
    »Hammichel, den jämmerlichen Wicht wird er nicht als Parlamentär vorschicken, und sollt' er mir auf eigene Faust mit seinem Bettelbriefe kommen, – Vorspann leist' ich ihm nicht gegen dich.«
    »Das wollt' ich nur wissen, Dieter!« sprach Christoph freudig, »und damit bin ich zufrieden, mehr verlang' ich nicht.« Er stand auf, hielt dem Getreuen sein noch halb volles Glas entgegen und schloß:

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