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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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»Soll ich Euch etwa zu mir in den Sattel nehmen, daß wir beide selbander nach Heidelberg zum Pfalzgrafen reiten, weil mir der Obervogt nicht helfen will?«
    »Mich alten Wurm sollt Ihr nicht vor Euch in den Sattel nehmen, aber ein schönes Mädchen, und nicht nach Heidelberg zum Pfalzgrafen, sondern an den Rhein zur nächsten Fähre mit ihm reiten, und das in sausendem Galopp,« erwiderte Hammichel und packte den andern am Arm, als müßte er ihn aus dem Schlafe rütteln. »Wie gefällt Euch das, Herr Klostermeier von Bronnbach?«
    »Hammichel, Ihr seid ein verfluchter Kerl!« rief Ebendorffer und blickte den Alten verdutzt an. »Auf eine Entführung seid Ihr aus? ist das Euer Ernst?«
    »Natürlich ist's mein Ernst! aber schreit nicht so!« flüsterte Hammichel, »die Türen schließen nicht gut hier im Hause.«
    »Mensch! wie darf ich das wagen unter der scheinenden Sonne.«
    »Die Sonne soll's nicht sehen, aber bei Nacht und Nebel schafft Ihr's.«
    »Und der Weg?«
    »Ist gar nicht weit und nicht zu verfehlen. Ihr müßt ihn nur vorher ein paarmal ausprobieren, damit Ihr oder Euer Gaul ihn auch im Dunkeln wiederfindet. Auch den Fährmann müßt Ihr dingen, daß er zu nächtlicher Stunde bereit ist.«
    »Ein toller Handstreich wär es, – aber weiter! laßt mich hören –«
    »Still!« gebot Hammichel. »Ich werde den Plan in allen Einzelheiten ausbrüten, ihn Euch fix und fertig vorlegen und als Helfer bei dem Unternehmen einen guten Gesellen mitbringen, der Grütze im Hirn und Haare auf den Zähnen hat. Dann reden wir mehr davon.«
    »Aber ordentlich eins trinken wollen wir darauf,« sprach der Meier vergnügt, erhob sich und rief dem Wirte draußen zu, einen besseren Wein aufzutischen.
    »Nur eins noch!« fing Hammichel wieder an. »Ich brauche Geld, muß den Torwart stempeln, daß er nachts die Rheinpfort offen läßt; sonst kommt Ihr nicht aus der Stadt hinaus.«
    »Wieviel wird dazu nötig sein?« fragte Ebendorffer.
    »Ich kenn den Mann, hab' schon manchen Schoppen mit ihm ausgestochen und denke, daß er's für zehn Gulden tun wird, billiger gewiß nicht,« erwiderte Hammichel.
    »Hier habt Ihr fünfzehn,« sprach der Meier. »Was Ihr davon erübrigt, soll Euer sein.«
    »Bedanke mich bestens,« sagte der Alte und steckte das Geld gierig ein.
    Dann tranken sie weiter, bis die neue Flasche Hammichel'schen Machwerks leer war, verhielten sich aber ziemlich schweigsam, in ihren Gedanken mit der geplanten Entführung beschäftigt. –
    Wie ein Lauffeuer hatte sich die Kunde von der Ankunft eines würzburgischen Abgesandten, der Trudi in ihre Heimat zurückholen sollte, durch die ganze Stadt verbreitet. Der Traubenwirt hatte mit seinem Gaste, der schon eine starke Zeche bei ihm auf dem Kerbholz hatte, überall geprahlt und dessen Absichten jedem offenbart, der ihn danach fragte. Christoph Armbruster selber hatte seinen Freunden, die des ausgesprengten Gerüchtes wegen bei ihm anklopften, die nicht abzuleugnende Tatsache unumwunden eingeräumt und ihnen zugleich von den unablässigen, schändlichen Angriffen des Meiers auf Trudis jungfräuliche Ehre gesagt, wie es die vor ihm Flüchtige, daheim hart Bedrängte schon am ersten Tage ihres Hierseins Madlen aus angsterfülltem Herzen anvertraut hatte.
    Infolgedessen bemächtigte sich der gesamten Einwohnerschaft Wachenheims eine große Erregung, und wunderbarerweise ergriffen alle Schichten der Bevölkerung heftig Partei gegen Ebendorffer und waren entschlossen, Trudis Auslieferung an ihn unter keiner Bedingung zuzulassen.
    Diese Einmütigkeit des Widerstandes hatte jedoch sehr voneinander abweichende Beweggründe.
    Die Anhänger Armbrusters hielten in unverbrüchlicher Treue zu ihm und stellten sich ihm zum Schutze Trudis zur Verfügung, während seine Feinde danach strebten, daß Trudi hier in der Stadt hörig und leibeigen würde, weil sie dem Bürgermeister diese Demütigung aufpacken wollten. Darum machten auch sie entschieden Front gegen den Meier, der ihnen ihre böswillige Absicht durch die Wegführung Trudis nicht durchkreuzen sollte.
    Gersbacher und Lutz waren die lautesten Rufer im Streit für Armbruster, wiegelten ihre Gesinnungsgenossen auf und wollten dem würzburgischen Eindringling handgreiflich zu Leibe gehen und ihn mit Schimpf und Schande aus der Stadt vertreiben. Den Grund zu dem scheinheiligen Einverständnis der Gegner mit ihrer eigenen Meinung durchschauten die ehrlichen Verteidiger des von jenen Gehaßten vollkommen und gaben ihnen

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