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Das Schwarze Weib

Titel: Das Schwarze Weib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Wolff
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anzügliche Reden zu hören und geballte Fäuste zu sehen.
    Der Bürgermeister hatte Mühe, die aufeinander platzenden Geister im Zaune zu halten und den offenen Aufruhr zu verhindern, vor dem ihn Dietrich von Remchingen so ernstlich gewarnt hatte. In seinem Innern aber war er froh darüber, denn so bereitete sich allmählich in der Bürgerschaft die rechte Stimmung vor, die zur geschickten Benutzung des ihm vom Freiherrn heimlich erteilten Winkes erforderlich war. Sobald diese Stimmung zu einer besonnenen Kundgebung und einem wohlerwogenen Beschlusse reif war, konnte er einen auf Trudis Schutz abzielenden Antrag im Gemeinderat stellen oder besser noch von den Freunden und Vorkämpfern seiner gerechten Sache stellen lassen. Aber wer von ihnen würde ohne seine Anregung auf diesen klugen Gedanken kommen? –
    Vinzenz Ebendorffer war durch Hammichel vor der in der Stadt gegen ihn anschwellenden Gärung gewarnt und ließ sich deshalb auf den Straßen nicht mehr blicken. Am Tage ritt er gewöhnlich zwischen Wachenheim und dem Rheine hin und her, und abends saß er mit seinem geschäftigen Berater in der goldenen Traube beim Wein, wo nun noch ein dritter mit den beiden im Bunde war.

Zwanzigstes Kapitel.
    Eines Morgens erschien Schneckenkaschper mit seinem Patz auf dem Abtshofe und saß, unverwandt das Haus im Auge behaltend, geduldig so lange auf der Bank unter dem großen Nußbaum, bis ihn Trudi von einem Fenster aus erblickte und auf ein Zeichen von ihm mit Ammerie herauskam. Da steckte er ihr einen Brief zu, auf den er seinem Großvater mündliche Antwort bringen sollte. Die Mädchen, höchst erstaunt über diese Sendung, wollten das sorglich geschlossene Schriftstück erst nicht annehmen, taten es aber im unwiderstehlichen Drange der Neugier dann doch und schickten den Jungen in den Garten, dort ihres Bescheides zu harren.
    Der Brief war von Ebendorffer, der Trudi in rührseligem Tone um ein letztes Wiedersehen bat. Er hätte sich leider überzeugen müssen, schrieb er, daß sein Bemühen, sie in ihre Heimat zurückzuführen, vergeblich wäre, und wollte nun allein abreisen. Die einzige Bitte, die er noch auf dem Herzen hätte, wäre, von ihr auf ewig Abschied nehmen zu dürfen; sie möchte ihm diese kleine Gunst nicht versagen. Zum Beweise seines völligen Verzichtes verspräche er auf Ehr und Eid, ihr dabei seine Vollmacht auszuhändigen, womit er sich jedes Anspruches und jedes Rechtes auf sie entäußerte. Sie möchte heut abend um neun Uhr vor die Rheinpforte hinauskommen und sich von ihrer Muhme Ammerie begleiten lassen, die ja Zeuge seines Abschiedes von ihr sein könnte.
    Nachdem die beiden Mädchen, Schulter an Schulter, den Brief gelesen hatten, sahen sie sich fragend an, und jede wartete auf das erste Wort der andern.
    Trudi sprach es aus: »Ammerie, das ist eine Falle.«
    »Nein,« erwiderte Ammerie, »das glaub' ich nicht, sonst würde er dir nicht vorschlagen, mich mitzubringen.«
    »Wozu denn ein Abschied?« versetzte Trudi. »Ich hab ihm nichts zu sagen und will nichts von ihm hören.«
    »Für den Preis, seine Vollmacht in die Hände zu bekommen, könntest du schon ein übriges tun.«
    »Das ist nur der Köder, mit dem er mich kirren will. Wer weiß, was er arges mit mir im Sinn hat.«
    »Die Erfüllung dieser Bedingung muß voraufgehen, ehe du ihm nur mit einer Silbe Rede stehst,« erklärte Ammerie.
    »Mir schaudert vor einem Zusammentreffen mit dem Menschen.«
    »Da es aber das einzige Mittel ist, ihn loszuwerden, müssen wir's wagen.«
    »Hast du wirklich den Mut dazu?«
    »Warum nicht?« meinte Ammerie. »Gegen uns zwei starke Mädchen kann er nichts ausrichten. Die Eltern dürfen natürlich nichts davon wissen; denen sagen wir, wir hätten Gersbachers versprochen, sie heut abend nach Tisch zu besuchen, wogegen sie nichts einzuwenden haben werden. Vorher aber wollen wir meinen Bruder Peter noch um Rat fragen und danach beschließen, was wir tun. Jedenfalls lassen wir durch Kaschper bestellen, wir würden zu dem Abschiednehmen kommen. Rät uns Peter davon ab, so bleiben wir hübsch zu Hause und lassen den Rothaarigen da draußen so lange warten, bis er schwarz wird. Bist du damit zufrieden?«
    »Ja, damit bin ich einverstanden,« erwiderte Trudi. »Wollen wir Peter nicht bitten, mitzukommen?«
    »Nein, das nicht,« widersprach Ammerie. »Erstens wird er sich nicht dazu verstehen, und zweitens würde Ebendorffer das als einen auf ihn ausgeübten Zwang ansehen und uns aus Ärger darüber seine

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