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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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den
Sommerferien flog sie nach Deutschland, um sich von Onkel Rolf die
Heimat ihrer Familie zeigen zu lassen. Seitdem ist sie spurlos
verschwunden.«
    »Aber ... wie
kann das möglich sein?«
    »Er hat sie
verkauft«, schnarrte Spielbergs Stimme. »Meine Frau
wurde schwer krank - hat wohl nie verkraftet, dass Gina
untergetaucht war. Sie starb im letzten Jahr an einer seltenen
Krankheit.« Er blickte zu Boden und schüttelte den Kopf.
Mit der freien Hand fuhr er sich durch das fleischige Gesicht.
»Rolf, dieser skrupellose Kerl, hat meine Gina an einen
Mädchenhändlerring verschachert. Meine Tochter, seine
Nichte, sein eigen Fleisch und Blut.« Seine Stimme klang
weinerlich.
    Als Harald Spielbergs
Kopf hoch ruckte, sah Stefan, dass seine Augen feucht
schimmerten.
    »Ich stehe vor
dem Nichts. Verstehen Sie das?«
    Stefan schüttelte
stumm den Kopf.
    »Er hat mich in
den Ruin getrieben. Erst meine Tochter, dann meine Frau.«
Lange stierte er seinen Gegenüber an. Dann wandte er sich
wortlos ab.
    Stefan blickte auf
sein breites Kreuz.
    Unschlüssig stand
Spielberg im Türrahmen. Seine Schultern zuckten »Ich
habe alles in Italien aufgegeben, bin zurückgekommen, um Gina
zu finden. Hier wollte ich ein neues Leben mit ihr beginnen. Doch
er hat sie an diesen Zuhälter verkauft, an diesen
Gembowsky.«
    Halt! Stefan horchte
auf. Hatte Spielberg tatsächlich von Klaus Gembowsky
gesprochen? Von dem Gembowsky, mit dem Heike sich gestern Nacht
getroffen hatte? »Und jetzt?«, fragte er
nachdenklich.
    »Sie arbeitet
für ihn, schafft bei ihm an, kommt einfach nicht raus aus
diesem Teufelskreis. Einmal ...«, der andere schniefte wie
ein kleiner Junge und wischte sich die wässrigen Augen,
»einmal habe ich sie kurz gesehen und sie angesprochen. Ich
habe ihr gesagt, dass sie mir fehlt und sie mit nach Hause kommen
möge.«
    »Und?«
    »Sie hat nur
gelacht und mich als Verlierer beschimpft. Seitdem sie mit Onkel
Rolf gegangen sei, wisse sie, was Reichtum ist.«
    »Das tut
weh«, warf Stefan ein. Fast empfand er Mitleid für
Spielberg. Der war ein armes Schwein, so viel stand fest. Trotzdem
fragte er sich, warum er ihm das alles haargenau
berichtete.          
    »Das tut sogar
sehr weh«, stimmte er dem Reporter zu. »Ich stand also
wieder alleine - vor dem Scherbenhaufen meines
Lebens.«
    »Tut mir
Leid.« Stefan tappte von einem Fuß auf den anderen. Die
Situation wurde langsam peinlich. Er hoffte, dass Spielberg es
nicht bemerkt hatte, dass Stefan das Notizbuch von seinem Bruder
aus dem Schreibtisch gefilzt hatte. Vermutlich nicht, denn sonst
hätte er ihn längst darauf angesprochen. Andererseits
hatte Harald Spielberg sich derart in Rage geredet, dass für
ihn nur noch eine Geschichte existierte: seine
Geschichte.
    Stefan war aber nur
ein einfacher Radioreporter und hatte sich um andere Dinge zu
kümmern. Das Schicksal von zwei ungleichen
Zwillingsbrüdern interessierte ihn nicht sonderlich. Die Sache
mit Gembowsky interessierte ihn hingegen sehr, nicht zuletzt wegen
Heike. Stefan fragte ihn also, in welcher Beziehung sein Bruder zu
dem König der Bergischen Nachtclubs gestanden habe.
    »Die beiden
waren befreundet«, erklärte er. »Gembowsky hatte
einige Immobilien von ihm angemietet, und Rolf war an den Einnahmen
der Etablissements beteiligt. Die reinste Mafia!«
    »Warum
erzählen Sie mir das alles?«, fragte der Reporter
schließlich. Den Sinn dieser eigenartigen Unterhaltung hatte
er absolut nicht kapiert. Offensichtlich hielt Spielberg ihn
für den richtigen Gesprächspartner, bei dem er sein Herz
ausschütten könne. Aber der blickte ihn lange an und
schwieg. »Schon oft habe ich daran gedacht, einen
Schlussstrich zu ziehen. Endgültig.«
    »Mit welchem
Ergebnis?«
    »Ich habe
bereits damit begonnen.« Sein rundes Gesicht zuckte
eigenartig, Schweiß perlte auf seiner hohen Stirn, als er den
Reporter wie im Wahn angrinste. »Meine Frau habe ich
verloren, meine geliebte Tochter, die mittlerweile erwachsen ist
und machen kann, was sie will. Nie hätte ich daran geglaubt,
dass es so weit kommen würde.« Er musterte Stefan lange,
bevor er fortfuhr. »Wissen Sie, was es heißt, alles zu
verlieren?«
    Stefan schüttelte
den Kopf. »Nein«, antwortete er
wahrheitsgemäß.
    »Nun, dann
sollten Sie sich meine Worte merken. Der Krug geht so lange zum
Brunnen, bis er bricht«, zitierte er und spielte mit der
Knarre in seiner rechten Hand herum.
    Stefan hatte seit
seiner Bundeswehrzeit keine Pistole mehr in der

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