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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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war die Waffe in seiner fleischigen Pranke.
    Stefans Gegenüber
grinste breit, als er in das dumme Gesicht schaute.
»Überrascht?«, fragte er und trat mit gleitenden
Bewegungen näher.
    »Allerdings.« Stefan
überlegte kurz, wann er zum letzten Mal zu tief ins Glas
geschaut hatte. Es bestand kein Zweifel: Er kannte seinen
Gegenüber. Doch was hier gerade geschah, konnte einfach nicht
wahr sein. Als Reporter kam er nicht gerade tagtäglich in den
Genuss, in die Mündung einer Knarre zu blicken, und allein der
Umstand, dass es heute anders sein sollte, erschwerte ein klares
Denken.
    Wenn er nicht ganz
durchgeknallt war, dann stand vor ihm ein Geist.
    Kein Geringerer als
Rolf Spielberg war auf der Bildfläche erschienen. Sehr
lebendig, wie Stefan Seiler erschüttert
feststellte.
    *
    Man hatte ihn nach
Elberfeld gebracht.
    Das
Bethesda-Krankenhaus hatte Notaufnahme, und der Notarztwagen hatte
die Tal-Achse in rekordverdächtigen fünfzehn Minuten
durchfahren. Heike war dem Notarzt mit dem Twingo gefolgt, nachdem
sie der per Handy alarmierten Polizei Rede und Antwort gestanden
hatte. Zwischenzeitlich war auch Hildegard Zoch erschienen und
prompt in Ohnmacht gefallen, als sie ihren leblosen Mann auf der
Terrasse im Garten vorfand - in den Armen einer jungen,
bildhübschen Frau mit kurzen, blonden Haaren. Zunächst
hatte sie Heike eine Szene machen wollen, dann aber hatte sie den
dunkelroten Fleck an Hans Zochs Schulter bemerkt, und ihre blinde
Eifersucht war in blinde Wut umgeschlagen. Wut gegen einen
unbekannten Schützen, der frei herumlief. Hilde Zoch durfte
ihren Hans ins Krankenwagen begleiten, nachdem sie sich
einigermaßen beruhigt hatte. Es stand schlecht um ihn, und
Eile war geboten. Der Schwebebahnfahrer hatte viel Blut verloren.
Immerhin hatte der Schütze ihn nicht ins Herz
getroffen.
    Als der Rettungswagen,
gefolgt von Heikes Twingo, den Hammesberg hinunterrollte, kreiste
bereits ein Polizeihubschrauber in der Luft, auf der Suche nach dem
unbekannten Attentäter.
    Jetzt hockten sie im
Warteraum vor dem Operationssaal, während die Ärzte um
Hans Zochs Leben kämpften. Bange Minuten vergingen, unendlich
lange Minuten, die über Leben und Tod entscheiden sollten.
Die junge Reporterin hasste die kalten Krankenhausgänge, sie
hasste das unendliche Warten vor dem OP. Zunächst marschierte
Hilde Zoch ruhelos auf und ab, rang ihre Hände und hatte still
gebetet, um dann leise schluchzend auf einen der Plastikstühle
im Wartesaal zu sinken. Nur am Zucken ihrer Schultern sah Heike,
dass sie weinte. Anschließend hatte Heike sich erhoben und
war auf dem Gang herumgewandert. Hans Zoch war bereits seit einer
Stunde im Operationssaal.
    »Warum
ausgerechnet er?«, wimmerte Hilde leise und blickte aus
verweinten Augen zu Heike auf.
    Diese zuckte mit den
Schultern. Sie wusste es ja auch nicht. Allerdings dachte sie auch
nicht an einen geistig verwirrten Amokläufer. Der Täter
hatte nur einen einzigen Schuss auf Zoch abgegeben, und diesen ganz
gezielt, um nach einem erfolgreichen Attentat unerkannt zu
flüchten.
    »Es geschehen
Dinge in dieser Stadt, denen die Polizei nicht gewachsen
ist«, erwiderte die blonde Reporterin schließlich. Hohl
klang ihre Stimme von der kuppelförmigen Decke des Ganges
zurück.
    »Aber
warum?« Hilde Zoch schniefte vernehmlich in ein
geblümtes Taschentuch. »Mein Hans tut keiner Fliege
etwas zu Leide. Er ist ein Gemütsmensch. Ausgerechnet er
...«
    Was sollte Heike ihr
nur antworten? Sie knetete ihre Hände und zuckte schweigend
mit den Schultern. »Jemand scheint es auf die Schwebebahn
abgesehen zu haben. Vermutlich ist Ihr Mann rein zufällig in
das Getriebe der Täter gekommen.«
    »Aber wer tut so
etwas?«
    »Das wüsste
ich auch gerne.« Heike brachte ein mattes Lächeln
zustande und legte eine Hand auf die Schulter der Frau.
    »In einem
knappen Jahr wäre er in Pension gegangen.« Sie
schüttelte den Kopf. »Das klingt alles so
sinnlos.«
    Heike nahm auf dem
Stuhl neben ihr Platz und ergriff ihre Hand.
    »Sagen
Sie«, fragte Hilde Zoch mit gebrochener Stimme.
»Worüber haben Sie sich mit meinem Mann unterhalten, als
der Wahnsinnige auf ihn schoss?«
    »Ich war
gekommen, um ihn wegen des Toten zu befragen, den er in seiner Bahn
gefunden hatte«, erwiderte Heike wahrheitsgemäß.
Wieder spielte sie mit dem Gedanken, von der Erpressung der
Schwebebahn zu berichten, verzichtete aber auch diesmal darauf.
»Der Tote war Rolf Spielberg.«
    Hilde Zochs Blick
glitt ins Leere. Sie bearbeitete

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