Das Schwebebahn-Komplott
sie
wirklich nicht. Nachdenklich stand er im dunklen Treppenhaus der
Werkstatt. Nur andeutungsweise hatte er mit Erika Meister
darüber gesprochen, doch sie hatte seine Version strikt
abgelehnt. Und ihm fehlte es an Beweisen, also musste er einlenken
und sich mit Fakten begnügen. Stefan musste, so schwer es auch
fiel, abwarten. Was aber sollte noch passieren, bis die
Herrschaften von Staatsanwaltschaft und Kripo hellhörig
wurden?
»Sind Sie der
Besitzer des dunklen Käfers?«
Erschrocken fuhr
Stefan herum. »Ja.«
Hinter ihm stand ein
hochgewachsener Mann.
»Der Wagen fiel
mir schon auf, als Sie ihn hinter der Wagenhalle parkten.« Er
sprach ruhig, ohne Betonung und musterte den Reporter aus traurigen
Augen. Seite an Seite durchquerten sie das Treppenhaus der
Werkstatt und passierten die Tür, die ins Freie
führte.
›Der
Personaleingang‹, durchzuckte es Stefan.
Die Sonne stand
bereits tief, doch noch immer flimmerte die Hitze des Tages
über Vohwinkel. »Was ist mit meinem Wagen?«,
wollte Stefan wissen, nachdem der Mann lange Zeit geschwiegen
hatte.
»Nun, ich fahre
auch einen Käfer.«
»Schön.«
»Ja.«
Das war eine etwas
einseitige Konversation, sehr intelligent schien sein
Gegenüber nicht zu sein. Als sie den Buswendeplatz oberhalb
der Wagenhalle erreicht hatten, blieb Stefan stehen.
»Arbeiten Sie in der Schwebebahnwerkstatt?«
»Ja.« Er
nickte eifrig und zupfte sich an seinem Vollbart. »Schon
lange. Mein Vater war Schwebebahnfahrer, und da war es
selbstverständlich für mich, dass ich auch bei den
Stadtwerken anfing, als ich alt genug war.« Jetzt stoppte er
seine Schritte und hielt ihm eine fleischige Pranke hin. »Ich
bin Klaus. Klaus Lange.«
Stefan ergriff die
Hand - mehr aus Anstand - und wunderte sich über den festen
Händedruck des Mannes. Brav stellte auch er sich
vor.
Klaus Langes Miene
erhellte sich, dann deutete er auf das Köfferchen in Stefans
Hand. »Du bist vom Radio«, freute er sich. »Ich
kenne dich.«
Ihm war es peinlich,
als Radiomoderator geoutet zu werden, warum auch immer. Irgendwie
war es anders, den Hörern persönlich gegenüber zu
stehen, obwohl sie seine Stimme fast täglich im Radio
hörten. Zahlreiche Leute kannten die Namen und fühlten
sich mit den Radioleuten verbunden. Irgendwie waren sie so etwas
wie gute Freunde einiger Hörer, die auf einen Sender fixiert
waren. Eine etwas einseitige Freundschaft zwar, aber Grund genug
für viele Leute, sich ihnen anzuvertrauen. Immer wieder
bekamen sie etwas eigenartige Anrufe und Briefe von Leuten, die
sich mit den komischsten Anliegen an die Programmgestalter
wandten.
»Schraubst du
selber an deinem Käfer oder gehst du in eine Werkstatt?«
Das Du kam so selbstverständlich über seine Lippen, dass
Stefan ihm einfach nicht böse sein konnte. Klaus Lange legte
fragend den Kopf schräg und erinnerte an ein großes
Kind.
»Ich bin
Kraftfahrzeugmechaniker«, erwiderte Stefan. »Jedenfalls
habe ich diesen Beruf irgendwann einmal gelernt. Da wäre es
doch wohl ein Hammer, wenn ich zu jedem Ölwechsel in die
Werkstatt fahren müsste, oder?«
Lange lachte, dann
kicherte er amüsiert. »Ja«, sagte er. »Das
wäre blöd. Ich mach' auch alles selber.«
»Dann hast du
auch Spezialwerkzeuge?« Stefans Interesse wuchs.
»Klar,
Mann.«
»Ich suche eine
Zündblitzpistole - mein Verteiler hat sich gelockert, warum
auch immer. Jetzt muss ich die Zündung exakt einstellen, sonst
bockt der Kugelporsche wie ein Hirsch in der Brunft.« Von
seinem Treffen mit dem ADAC erwähnte Stefan nichts. Er wollte
sich nicht die Blöße geben, auf die Hilfe des
Pannenhelfers angewiesen gewesen zu sein.
»Prüflampe«, kam
es lapidar von seinem Gegenüber. »Das geht auch mit
einer einfachen Prüflampe, wie sie jeder Elektriker im
Werkzeugkasten hat.« Inzwischen hatten sie den Parkplatz
erreicht, der den Bussen auch als Wendeschleife diente.
»Nein«,
schüttelte Stefan den Kopf. »Die habe ich selber. Eine
richtige Steboskoplampe meine ich. Einmal muss ich den Verteiler
richtig einstellen. Hast du so etwas?«
»Klar«,
nickte Klaus Lange. »Kannste haben.«
»Toll«,
freute er sich. Für einige Minuten konnte er die Ereignisse
rund um die Schwebebahn vergessen. »Vielleicht kannst du mir
deine Adresse und Telefonnummer aufschreiben. Dann könnten wir
uns in den nächsten Tagen treffen.«
»Ich bin im
Garten. Kennst du die Gartensiedlung am Bethesda-Krankenhaus,
zwischen Hainstraße und Bremer
Straße?«
»Ja«,
nickte Stefan. »Hast
Weitere Kostenlose Bücher