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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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du dein Werkzeug etwa im
Schrebergarten?«
    »Klar«,
nickte der Mann. »Da habe ich am meisten Platz. Meine Bude
ist ziemlich klein, und die Laube dient mir als Schuppen, wenn du
so willst.« Er kicherte glucksend. »Komm einfach heute
Abend vorbei. Frag nach dem Käfer-Klaus, das bin
ich.«
    »Heute ist
schlecht«, erwiderte Stefan. »Ich habe Sendung und muss
gleich ins Studio. Vielleicht morgen?«
    Klaus Langes
Lächeln verblasste. Seine Miene verdüsterte sich, und in
seinem runden Gesicht begann es zu zucken. Unsicher zwinkerte er
mit den Augen. »Geht nicht«, murmelte er und wich
Stefans Blicken aus. »Hab schon was vor.«
    »Gut, dann
übermorgen.«
    »Ja.« Er
nickte eifrig und grinste über alle Backen. Jetzt war Klaus
Lange wieder der große kleine Junge, den Stefan vor wenigen
Minuten kennen gelernt hatte: ein einfacher aber sympathischer Typ,
hilfsbereit und spontan.
    »Dann besuche
ich dich übermorgen im Garten.«
    »Geil, ich freue
mich.« Es sah aus, als hätte der Radiomann einen neuen
Freund gewonnen. Einen Schwebebahnmonteur, der in seiner Freizeit
an seinem Käfer schraubte und einen Garten besaß, den er
als Werkzeugschuppen umfunktioniert hatte.
    *
    »Schaffen Sie es
noch, einen Beitrag auf die Beine zu stellen, bevor Sie ins Studio
müssen?« Eckhardt musterte ihn
vornübergebeugt.
    »Die O-Töne
der Pressesprecherin sind mehr als dürftig«,
überlegte Stefan und zuckte mit den Schultern. Das kurze
Interview mit der Meister hätte er sich auch sparen
können. Dann erhellte sich seine Miene. »Es müsste
mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht trotzdem einen absoluten
Knaller landen könnten.«
    »Kein Wort,
keine Silbe von der Erpressung«, warnte der Chefredakteur ihn
mit eindringlicher Stimme. Er hob beschwörend die Hände,
so, als könnte er auf diese Art das Schlimmste
abwenden.
    Von seinem Verdacht
erwähnte Stefan nichts. Es reichte, sich den Unmut der
Stadtwerke-Pressesprecherin zugezogen zu haben. Zunächst
musste Stefan kleine Brötchen backen. Es war mal wieder zum
Haare raufen. Die heißesten Nachrichten, und man durfte sie
nicht über den Äther jagen.
    Der Chefredakteur der
Wupperwelle fuhr sich durch die Haare und sprang von seinem Sessel
auf. Er versenkte die Hände in den Hosentaschen und trat an
das Bürofenster. Mit versteinerter Miene blickte er
hinüber zum Wupperufer. Verlassen schlängelte sich das
lindgrüne Gerüst der Schwebebahn über dem Fluss. Es
hatte etwas Gespenstisches, etwas Groteskes an sich, wirkte wie
eine Bauruine. Noch immer ruhte der Schwebebahnverkehr, und man
hatte Ersatzbusse einsetzen müssen, die das Fahrgastaufkommen
kaum bewältigen konnten. Wie ihm Frau Meister vor seiner
Abfahrt erklärt hatte, war der vordere der beiden
verunglückten Züge mit einem Laufwerk aus der Schiene
gesprungen und konnte nur sehr zeitaufwendig geborgen werden. Daher
hatte die Bahn sich auch noch in der Station befunden, als Stefan
dort eingetroffen war. Jetzt befürchtete man Schäden am
Schienenstrang. Der Bahnverkehr ruhte mal wieder. War das nicht das
Ziel der Erpresser
gewesen?        
    So plötzlich,
dass er sich fast erschreckte, fuhr Eckhardt auf dem Absatz herum
und musterte seinen Mitarbeiter aus seinen stahlgrauen Augen. Dann
fummelte er an seiner Brille herum, kaute ein wenig an den
Bügeln und setzte sie wieder auf die Nase.
    »Ich verlasse
mich auf Sie, Herr Seiler.«
    »Das können
Sie«, murmelte der und machte Anstalten, in die Redaktion zu
verschwinden. Es gab Arbeit und die Nachtschicht musste vorbereitet
werden.

15.
Kapitel
    Bleierne
Müdigkeit hatte überfallartig von ihr Besitz ergriffen,
und so hatte Heike nach einem kleinen Plausch mit den Kollegen der
Redaktion im Brauhaus den Heimweg angetreten. Die anderen waren
noch geblieben und konnten beim besten Willen nicht verstehen,
weshalb Heike einfach nicht zu guter Laune fand. Sie ahnten ja
nicht, dass die seltsamen Schwebebahnunfälle der letzten
beiden Tage in direktem Zusammenhang mit der Wupperwelle standen.
Michael Eckhardt hatte Wert darauf gelegt, dass Stefan Seiler und
sie die einzigen Mitarbeiter des Senders blieben, die von der
Erpressung wussten. Was den Chef des kleinen Lokalsenders betraf,
so war dieser ungewohnt früh aus der Redaktion
verschwunden.
    Nach einigen Runden um
das Viertel hatte sie eine Parklücke für den Twingo
gefunden. Die Reporterin lebte in einem der Hochhäuser am
Röttgen, einer Siedlung, die man in den Siebziger Jahren aus
mehr oder minder kaltem Beton

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