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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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vom
hellgrauen Putz der Wände abhoben. Vorsichtig setzte sie einen
Fuß vor den anderen, stets bemüht, nicht über ihre
eigenen Füße zu stolpern. Nach drei, vier Schritten
stoppte sie ihren Weg und hielt die Luft an. Wieder glaubte sie,
ein Geräusch vernommen zu haben. Heike legte den Kopf
schräg und lauschte angestrengt. Vermutlich hatte sie einen
Laut aus einer Nachbarwohnung aufgeschnappt. Von irgendwoher
ertönte ein Lachen. Erleichtert setzte sie ihren Weg zur
Wohnungstüre fort, langsam, Schritt für Schritt. Ihre
Angst schlug bald in Wut um. Dem verfluchten Hausmeister würde
sie morgen den Marsch blasen. Der alte Fettsack schiss Frauen an,
die nicht regelmäßig das Treppenhaus putzten, schimpfte
mit den Kindern, wenn sie auf der Grünfläche hinter dem
Haus Ball spielten, aber wenn es etwas zu reparieren galt, war er
plötzlich spurlos verschwunden.
    ›Stets auf der
Flucht‹, durchzuckte es die Radioreporterin nun, ›wie
einst Dr. Kimble ...‹
    Heike tastete sich an
der Rauputzwand entlang. Nach einer kleinen Ewigkeit hatte sie
endlich ihre Wohnung erreicht. Wie zufällig berührte sie
das Türblatt, wollte sich nur anlehnen, um das
Schlüsselloch im Dunkeln zu ertasten. Doch die Tür gab
nach. Wild ruderte Heike mit den Armen und stolperte in ihre
Wohnung. Einen Wimpernschlag später fand sie sich im Korridor
ihrer Wohnung wieder.
    Ihr Herz schlug bis
zum Hals, und die Gedanken rasten durch Heikes Hirn.
›Einbrecher‹, war das Erste, was ihr einfiel.
›Verdammt, sie haben meine Bude geknackt‹. Mit
klopfendem Herzen stand sie in ihrem Korridor und hielt den Atem
an. Sie versuchte die Dunkelheit zu durchdringen und vermied es,
das Licht anzuschalten. Hielten sich die Langfinger noch in der
Wohnung auf, oder waren sie mit Geldkassette, Fernseher und
Hifi-Anlage längst über alle Berge?
    »Hallo?«,
fragte sie mit zitternder Stimme.
    Da war jemand - direkt
hinter ihr.
    Sie verspürte
einen kalten Luftzug, glaubte im Dunkeln eine Bewegung wahrzunehmen
und fuhr herum, als sie einen harten Schlag am Hinterkopf
spürte.
    Auch 'ne
Antwort.
    Im nächsten
Moment wurde es noch dunkler, sie sah für Bruchteile von
Sekunden Sterne aufblitzen und glaubte plötzlich, Pudding in
den Knien zu haben.
    Mit einem kehligen
Laut auf den Lippen sackte sie zusammen und schlug hart auf dem
Boden auf. Doch davon spürte die Reporterin schon nichts
mehr.
    Der Abend war für
Heike Göbel gelaufen.
    *
    Das Erste, was sie
wahrnahm, war die stickige Luft.
    Es roch nach kaltem
Qualm, Schweiß und abgestandenem Bier. Und irgendwie muffig.
Unwillkürlich rümpfte sie die Nase. Kneipenluft. Heike
wollte sich bewegen, spannte die Muskeln an und spürte einen
brennenden Schmerz an den Handgelenken. Man hatte sie gefesselt.
Dass die Augen verbunden waren, nahm sie eine halbe Sekunde
später wahr. Heike Göbel war zu einem handlichen
Bündel zusammengeschnürt worden und lag rücklings
auf einem harten, kalten Untergrund.
    Wo befand sie sich
hier nur?
    »Mist«,
zischte sie in einem Anflug von Panik. Langsam nur kehrte die
Erinnerung zurück. Sie entsann sich, in ihrer Wohnung
überfallen worden zu sein.
    Und dann?
    Filmriss, Dunkel,
Ende. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich einfach
nicht daran erinnern, was danach mit ihr geschehen war. Wie lange hatte
sie hier schon herumgelegen?
    »He, wo seid
ihr?« Hohl klang ihre Stimme von der Decke zurück. In
einem möblierten Zimmer konnte sie sich nicht befinden, es
klang eher nach einem Verließ, einer Höhle, oder nach
einem Keller. Panik keimte in der Reporterin auf. Wer hatte sie nur
hierher gebracht?
    »Ihr
Scheißkerle«, brüllte sie mit heiserer Stimme.
»Holt mich hier raus! Ihr könnt mich nicht behandeln wie
ein Stück Dreck!«
    Heike rappelte sich
unter Schmerzen hoch, legte den Kopf schräg und lauschte.
Stille.
    »Hört mich
keiner oder will mich keiner hören?«
    Sie hatte einen
pelzigen Geschmack auf der Zunge, fühlte sich wie
ausgetrocknet. Außerdem war da noch das unangenehme Ziehen in
der Blase. Sie musste pinkeln.   
    »Hallo«,
startete sie einen weiteren Versuch. »Wo steckt ihr
denn?«
    Plötzlich
hörte sie Schritte, die sich rasch näherten. Die
Absätze klackerten hohl.
    ›Ein
unterirdisches Gewölbe‹, durchfuhr es die Reporterin.
›Ich bin in einem verdammten Gewölbe gefangen, wo mich
kein Schwein finden
wird.‹       
    »Ich muss mal,
geht das auch schneller?«, rief sie und versuchte vergeblich,
das Zittern in ihrer Stimme zu

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