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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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der
Wagenhalle verband. Im Gänsemarsch steuerten sie auf die
Werkstatthallen zu. Unter ihnen gähnte der Hof der Werkstatt.
Tunlichst vermied Stefan es, durch die Vierecke des Eisengitters
nach unten zu blicken. Seine Höhenangst machte ihm zu
schaffen, und man kam auch als Radioreporter nicht täglich in
den Genuss, auf dem Sperrgitter der Wuppertaler Schwebebahn
herumzuturnen. Insgeheim bewunderte Stefan die Meister, wie sie mit
hochhackigen Schuhen über das Gitter zu schweben schien, ohne
auch nur einmal mit den Absätzen in den Streben hängen zu
bleiben.
    Frauen waren ihm ein
Rätsel.

14.
Kapitel
    Schön, dass Sie
anrufen, Frau Göbel.« Hilde Zochs Stimme klang befreit,
fast schon heiter. Heike fasste Hoffnung. Noch immer lag Hans Zoch,
der angeschossene Schwebebahnfahrer, im Krankenhaus.
    Die Journalistin hatte
seine Frau angerufen, um sich nach dem Stand der Dinge zu
erkundigen. »Ich hoffe, Sie haben gute
Nachrichten?«
    »Aber ja, Frau
Göbel«, erwiderte Hilde Zoch am anderen Ende der
Leitung. »Er wird es schaffen. Die Ärzte sagen, er hatte
mehr Glück als Verstand. Es sah schlimmer aus als es war. Die
Worte sprudelten nur so aus Frau Zoch hervor.
    »Das freut mich
zu hören«, sagte Heike erleichtert. »Gibt es schon
Hinweise auf den Täter?
    Stille kehrte ein.
Heike hörte, wie Hilde Zoch tief die Luft einsog.
    »Nein«,
seufzte diese schließlich. »Augenzeugen sollen nach dem
Schuss ein Motorrad gesehen haben, das sich im halsbrecherischen
Tempo vom Hammesberg entfernte. Jemand von der Polizei versuchte
mich zu beruhigen. Man würde natürlich jeder Spur
nachgehen.«
    »Und?«,
warf Heike ein. »Was denken Sie?«
    »Nun,
Motorräder gibt es wie Sand am Meer, und diese Rocker sind
für ihre Raserei bekannt - es muss nicht sein, dass der
Motorradfahrer der Mann war, der auf meinen Hans geschossen
hat.« Sie schluchzte, so sehr hatte sie die Erinnerung an das
Erlebte in Aufregung versetzt. »Ich habe eine panische Angst,
wenn ich ehrlich bin. Zwar rollt jetzt in unregelmäßigen
Abständen ein Streifenwagen an unserem Haus vorbei, aber das
hat nichts zu heißen. Was ist denn, wenn der Schütze
zurückkommt? Wird er mich erschießen?« Die Frau
des Schwebebahnfahrers schnäuzte in ein Taschentuch. Heike
wollte ihr Trost spenden, sagen, dass ihr schon nichts
zustoßen würde und sie sich keine unnötigen Sorgen
machen sollte. Aber sie konnte die Ängste der Frau gut
nachvollziehen. Sie sprach Frau Zoch nunmehr auf einen
Personenschutz an.
    Hilde Zoch lachte
trocken auf. »Unsere Polizei leidet unter krankhaftem
Personalmangel. Glauben Sie ernsthaft, es gibt in unserer
verdammten Stadt genügend Polizisten, um mich rund um die Uhr
zu beschützen?«
    »Nein«,
erwiderte Heike resignierend.
    »Es scheint, als
wäre der Attentäter ein sehr schlechter Schütze
gewesen«, überlegte Hilde Zoch. »Mein Mann
hätte sich nur leicht nach vorn beugen müssen, und der
Schuss hätte ihn verfehlt.«
    Möglicherweise
wollten sie ihn gar nicht tödlich Verletzen, durchzuckte es
Heike. Die blonde Reporterin kaute nachdenklich auf der Unterlippe
herum und versuchte krampfhaft, Verbindungen herzustellen. Was
hatte der Anschlag auf den Schwebebahnfahrer mit Rolf Spielbergs
Tod zu tun? Bestand gar eine Verbindung zu ihrem Treffen mit Klaus
Gembowsky? Hatte Stefan nicht etwas von einer
freundschaftlich-geschäftlichen Verbindung zwischen den beiden
undurchsichtigen Männern erwähnt? Wie hatte sie selbst es
genannt: Puff-Connection ...
    Klaus Gembowsky war
nicht gut auf sie zu sprechen - ein Mann wie er konnte auf eine
Absage sehr empfindlich reagieren. Wenn das so war, so
überlegte sie, dann hatte sie in ein Wespennest gestochen.
Dann nämlich hatte der Anschlag gar nicht Hans Zoch gegolten,
sondern ... ihr!
    *
    »Was tun wir
hier?« Neugierig blickte Stefan sich in der menschenleeren
Schwebebahnhalle um. Züge hingen in Reih und Glied
nebeneinander; durch zahlreiche Weichen im Schienennetz aufgereiht
und frisch gewaschen bereit für den nächsten
Arbeitstag.
    »Ich dachte, der
aufgefahrene Wagen würde Sie interessieren?« Erika
Meister war hinter der Tür neben dem großen Hallentor
stehen geblieben. Hohl klang ihre Stimme von der Decke der Halle
wider.
    »Aber
sicher«, freute sich Stefan und hoffte insgeheim auf ein
kleines Interview, dass die Pressesprecherin ihm später geben
würde. Jetzt spähte er in die Richtung, in die Erika
Meister gedeutet hatte. Der im Frontbereich deformierte
Schwebebahnzug stand auf einem

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