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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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vermeiden. Im nächsten Moment
wurde ein Schlüssel in ein Schloss gesteckt. Dann knarrte eine
Tür. Fast wie in einem Gruselfilm.
    »Schrei hier
nicht rum!«
    »Bindet mich
los, ihr Säcke!«, erwiderte Heike
unbeeindruckt.
    Der Mann mit der
tiefen Stimme lachte. »Immer mit der Ruhe,
Schwester.«
    »Wenn ich deine
Schwester wäre, würde ich mich erschießen«,
giftete Heike und zerrte an ihren Fesseln. Die Stricke schmerzten
höllisch, also gab sie auf.
    »Wer wird denn
gleich so böse sein?« Der Mann trat näher, dann
glaubte Heike zu spüren, wie er sich zu ihr hinabbeugte. Jetzt
machte er sich an ihrer Augenbinde zu schaffen. Sekunden
später konnte sie sehen. In dem kleinen Raum mit der niedrigen
Decke herrschte ein diffuses Licht. Nur das Rechteck der Tür
hob sich vom Dunkelgrau der feuchten Wände ab.
    Flucht?
    Sie überlegte
fieberhaft und verwarf den Gedanken schnell. Wer immer sie
entführt hatte, er hatte einen Grund dafür und würde
alles daran setzen, sie nicht entkommen zu lassen. Vermutlich war
die verdammte Tür bewacht.
    Heike Göbel
blickte in ein gerötetes Gesicht, das jetzt
überdimensional vor ihren Augen auftauchte und sie
andächtig betrachtete, fast schon taxierte. Hohe Stirn,
stechender Blick, schmale Lippen und Mundgeruch wie ein Stier.
Angewidert wich sie zurück.
    Der Kerl lachte.
»Nana«, machte er und schüttelte den Kopf. Er nahm
Heikes Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte ihren
Kopf herum. »Es scheint dir entgangen zu sein, Puppe: Hier
haben wir das Sagen, nicht du. Es wäre wohl besser, wenn du
lieb zu uns wärst.«
    »Wer seid ihr
und wo bin ich?«, kam es wie aus der Pistole
geschossen.
    »Das spielt
beides keine Rolle«, wurde sie belehrt, während der Typ
sich an ihren Fesseln zu schaffen machte. Als sie die Hände
frei bewegen konnte, rieb sie sich die schmerzenden Knochen. Rote
Striemen zierten die Handgelenke.
    »Sag einfach
Erik zu mir«, brummte ihr Gegenüber.
    Sie bedachte ihn mit
einem vernichtenden Blick.
    Erik war ausgesprochen
breitschultrig, hatte eine lange, krumme Nase und die
strähnigen, dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Er
trug einen dunklen Designeranzug, einen schwarzen Rolli und
Lackschuhe mit silbernen Schnallen. Ein typischer
Zuhälter. Erleichtert stellte sie fest, dass es wenigstens
nicht Klaus Gembowsky war, der sie entführt hatte.
    »Vielleicht ist
es interessant zu wissen, dass dir kein Haar gekrümmt wird,
wenn du keinen Aufstand machst. Wir haben dich nur eine Zeitlang
aus dem Verkehr gezogen. Mehr nicht. Auch diese Zeit wird umgehen,
also füge dich deinem Schicksal.«
    Sie rollte mit den
Augen. Was blieb ihr auch anderes übrig? »Ich muss
mal«, brummte sie, eine Spur leiser und blickte sich um. Wie
Heike feststellte, befand sie sich tatsächlich in einem
Keller. Ein Fenster gab es nicht. Das spärliche Licht kam von
einer nackten Birne, die von der spinnwebverhangenen Decke
baumelte.
    »So was
Dummes«, feixte Erik. »Ich lasse dir den Eimer bringen,
wenn du lieb bist.« Er blickte über die
Schulter.
    Nur eine Türe
führte hinaus, und im Türrahmen baute sich soeben ein
bärtiger Hüne auf, der sie mit finsterer Miene
betrachtete und demonstrativ die Arme vor der muskulösen Brust
verschränkte. Der Muskelberg erinnerte Heike an den jungen Bud
Spencer.
    ›Okay‹,
dachte sie Gott ergeben. ›Also keine
Flucht.‹

16.
Kapitel
    Die Stimmung in der
Redaktion war gereizt, als Stefan kurz nach neun Uhr eintrudelte.
Um halb zehn wurde in der allmorgendlichen Konferenz besprochen,
was im Laufe des Tages gesendet wurde; man versammelte sich zum
Brainstorming, um gemeinsam die Themen des Tages zu besprechen, die
über den Äther gehen sollten. Außerdem arbeitete
man ständig daran, der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz
Hörer auszuspannen. Heike war zu Stefans Verwunderung nicht
unter den Kollegen.
    Bevor er nach der
Konferenz an seinen Arbeitsplatz verschwinden konnte, wurde Stefan
in Eckhardts Büro zitiert. Ihm schwante nichts Gutes. Wenig
später wurde sein Verdacht bestätigt.
    Anstatt eines
Grußes warf der Chef ihm den Talexpress zu. Michael Eckhardt
musterte seinen Mitarbeiter mit finsterer Miene. »Hatte ich
nicht um eine strikte Nachrichtensperre bezüglich der
Erpressung gebeten?«, fuhr er ihn an.
    Stefan warf seinem
Chef einen fragenden Blick zu und zuckte mit den Schultern.
»An die ich mich gehalten habe«, brummte er. »Im
Beitrag über den Schwebebahnunfall habe ich nur Informationen
verwendet, die

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