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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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zu tun haben.
»Ich muss mit dieser Frau Göbel reden«, sagte Hans
Zoch. »Ich will endlich wissen, was sich hinter ihr
verbirgt.« Er leerte seine Kaffeetasse und trat an das
große Fenster. Da die Cafeteria im fünften Stockwerk des
Krankenhauses lag, hatte man von hier aus eine herrliche Aussicht.
Im Süden erkannte er schemenhaft Ronsdorf, daneben auf einer
grünen Anhöhe die Umrisse des Toelleturms im Dunst.
Rechter Hand lag die Elberfelder City mit ihren Giebeln in einem engen Tal. Als
er sich umwandte, konnte er direkt unter der Klinik in einer
Talsenke die kleine Schrebergartensiedlung erkennen. Ein
älterer Mann in Begleitung eines Pudels machte sich soeben am
Eingangstor der Siedlung zu schaffen.
    »Ist
etwas?« Hildes Stimme drang wie durch Watte an seine Ohren.
»Ist dir nicht gut? Willst du lieber auf dein Zimmer
gehen?«          
    Als er sich langsam
herumdrehte, betrat ein junger Mann mit eingegipstem Arm den Raum
und machte sich an der Salatbar zu schaffen. Hans Zoch beobachtete
ihn gedankenverloren, dann zog er seine ehemalige Verlobte in die
Arme. Der Mann genoss die Wärme, die ihr Körper
ausstrahlte, spürte die Geborgenheit, die sie ihm
bot.
    »Es ist nichts,
Hildchen«, sagte er leise und strich ihr durch das graue
Haar. »Gar nichts. Alles in Ordnung.«
    *
    Sie hatte jedes
Zeitgefühl verloren.
    Nachdem sie aus ihrem
tranceartigen Zustand erwacht war, hatte sie rasch festgestellt,
dass sie sich auf einer Autobahn befanden. Es war die A 46, die
nach Düsseldorf führte, das hatte sie an der Abfahrt
Wuppertal-Varresbeck erkannt. Zuerst rechts das imposante
Verlagsgebäude der WZ, im Hintergrund der quaderförmige
Flachdachbau eines Möbel-SB-Marktes, wenig später der auf
dem Dach drehende Stern der Mercedes Benz-Niederlassung, und schon
rollte der Wagen auf das Sonnborner Kreuz zu.
    »Unser
Püppchen ist aufgewacht«, lästerte der Bud
Spencer-Verschnitt zu ihrer Rechten. Er kicherte
herablassend.
    »Scheiße.« Das
war der Mann in den Designerklamotten, der den Wagen in einem
halsbrecherischen Tempo über die Autobahn prügelte. Er warf
einen flüchtigen Blick in den Innenspiegel des BMW.
»Sieh zu, dass sie nicht zu viel von der Gegend sieht. Es
wäre doch schade, wenn sie später plaudern könnte,
wo sich ihr Versteck befunden hat.«
    »Ist gebongt,
Erik.«
    Erik, so war der Name
des Fahrers.
    Erik und Otto, ihre
Peiniger.
    Das Feuer, dem sie in
letzter Sekunde entkommen waren.
    Eine wilde
Verfolgungsjagd durch Wuppertal, die kurz vor der Autobahn mit dem
Sieg der Entführer geendet hatte.
    Langsam nur kehrte
Heikes Erinnerung zurück. Bevor sie einen weiteren Gedanken
fassen konnte, spürte sie einen harten Schlag am Hinterkopf,
dann wurde es dunkel um sie herum. Für den Bruchteil von
Sekunden sah sie abertausende Sterne tanzen, hörte die Stimmen
der beiden Männer wie aus unendlicher Entfernung, bevor sie in
sich zusammensackte.
    *
    Irgendwann, viel
später, wachte sie auf und befand sich nicht mehr in einem
fahrenden Auto. Ihre Knochen schmerzten, als sie sich aus der
Rückenlage hochrappelte. Mit klopfendem Herzen blickte sie
sich um. Sie befand sich in einem kleinen Raum mit niedriger Decke.
Eine einfache Liege mit feuchter Matratze, auf der sie gelegen
hatte, ein wurmstichiger Holztisch, ein zerbrechlich wirkender
Stuhl und ein vom Zerfall bedrohter Holzschrank mit Schnitzereien
stellten das armselige Mobiliar dar. Spinnweben unter der Decke,
die Tapeten waren vergilbt und zeigten völlig veraltete
Blumenmuster, die sich zu einem schon bizarren Muster formierten.
An den Ecken lösten sich die Papierrollen und gaben den
Ausblick auf feuchte Wände frei. Heike atmete tief durch, um
die Benommenheit abzuschütteln.
    Wieder muffige,
feuchte Luft.
    Auch ein kleines,
staubblindes Fenster war vorhanden - leider mit einem massiven
Gitter versehen. An Flucht war also auch weiterhin nicht zu
denken.
    Heike fühlte sich
wie gerädert, als sie sich von der unbequemen Liege
aufrichtete und zum Fenster stolperte. Eine der kleinen Scheiben
war zerbrochen. Frische Luft drang ein und brachte Leben
zurück in ihre Lungen. Die blonde Frau atmete mehrmals tief
durch und versuchte, etwas von der Umgebung des Gebäudes,
indem sie sich befand, zu erkennen. Es war ein altes Wohnhaus,
vermutlich sogar ein Fachwerkhäuschen. Wie sie mit einem Blick
aus dem Fenster feststellte, befand sich ihr Versteck im ersten
Obergeschoss. Direkt vor dem Fenster wuchsen einige alte Eichen in
den blauen Himmel,

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