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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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fuchtelte wild mit den Armen in der Luft
herum. »Ist die Polizei nicht mein Freund und
Helfer?«
    Stefan legte eine Hand
auf seinen Unterarm, um ihn ein wenig zu beruhigen.
»Peter«, raunte er ihm zu. »Das bringt doch
nichts.«
    »Wenn Ihre
Kollegin vermisst wird, warum liegt uns dann noch keine
Vermisstenanzeige vor?«, fragte der Polizist jetzt und schob
sich die Dienstmütze in den Nacken.
    »Weil der sture
Beamtenapparat erst nach einer Abwesenheit von mindestens
achtundvierzig Stunden eine Vermisstenanzeige aufnimmt«,
begehrte nun auch Stefan auf. »Und wenn ich jetzt bitten
dürfte, dass Sie freundlicherweise die Verfolgung der
mutmaßlichen Entführer auf nehmen würden? Dass
diese Typen Dreck am Stecken haben, hat man an ihrem Fahrstil
gemerkt.«
    »Die können
längst über alle Berge sein.« Der
Streifenführer grinste selbstzufrieden.
    Stefan nickte
verbittert. »Eben. Aber darum geht es ja«, sagte er.
»Über alle Berge werden sie sein.«
    *
    In der Cafeteria des
Bethesda-Krankenhauses herrschte kaum Betrieb. Hans Zoch
schnürte den Gürtel seines dunkelgrünen
Frotteebademantels enger, als er sich an einen Tisch in
Fensternähe niederließ.
    »Ist der Kaffee
so gut?«
    Sein Kopf ruckte hoch.
Gedankenverloren hatte der Schwebebahnfahrer in seinem Kaffeepott
gerührt und ins Leere gestarrt. Die Ereignisse der
letzten Tage hatten Zoch altern lassen. Er fühlte sich leer
und ausgebrannt, und das lag sicherlich nicht nur an seiner
Schussverletzung. Im Gegenteil: Die Ärzte waren sehr zufrieden
und hatten ihm in Aussicht gestellt, dass er zum Wochenende das
Krankenhaus verlassen könne.
    »Hans?!«
    Er blickte sein
Hildchen unverwandt an. »Sicher«, brummte er und
brachte ein mattes Lächeln zustande. »Ich dachte nur
gerade an diese Frau vom Radiosender ...«
    »An Frau
Göbel?« Hilde Zochs Gesicht erhellte sich. »Eine
gute Frau, wenn auch etwas zu neugierig.« Sie lachte und
strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Aber ich
denke, das gehört zu ihrem Beruf.«
    »Hmm.«
Zoch nahm den Löffel aus der Tasse und leckte ihn ab bevor er
ihn auf den Unterteller sinken ließ. »Das meine ich
nicht.« Sein Blick ruhte auf seiner Frau. »Ich will
wissen, warum der verdammte Heckenschütze bei uns auftauchte,
als sie in unserem Garten erschien.«
    »Möglicherweise hatte
er es gar nicht auf dich abgesehen, sondern auf sie.« Hilde
Zoch zog die Mundwinkel nach unten. »Wer weiß, mit
welchen Leuten diese Reporter Zusammenarbeiten. Ich kann mir gut
vorstellen, dass sie nicht nur Freunde hat.« 
    »Aber
ausgerechnet bei uns sollte der Schütze sein Opfer
erledigen?« Zoch schüttelte den Kopf und nippte an
seinem Kaffee. Immer wieder schielte er zur Theke hinüber, wo
eine rundliche Küchenkraft die Tabletts abwusch und sich
lautstark mit der Kollegin hinter der Kasse der SB-Theke über
den letzten Bundesligaspieltag unterhielt.
    »Sieh
mal«, riss Hilde Zochs Stimme ihn aus den Gedanken.
»Immerhin leben wir ruhig und abgeschieden am Stadtrand - die
Gegend ist wie geschaffen für ein Attentat aus dem Hinterhalt.
Wir hingegen haben keine Feinde.«
    »Außer
Spielberg«, wisperte Hans Zoch und führte die Tasse zu
den Lippen, um sich prompt den Mund zu verbrennen. Er
unterdrückte einen Fluch und stellte den Pott auf die
Untertasse zurück.
    »Und der ist
tot«, spann seine Frau den Faden weiter. »Sinnigerweise
tot aufgefunden in deiner Schwebebahn, mein lieber Hans.« Sie
lächelte ihn sanft an. »Wenn das mal kein Zufall
ist.«
    »Ja«,
nickte der grauhaarige Mann. Er fröstelte plötzlich.
»Ich fürchte nur, dass man mich zum Kreise der
Verdächtigen zählen wird.«
    »Das ist
absurd«, entgegnete Hilde Zoch und war plötzlich nicht
mehr die sanfte, liebevoll besorgte Ehefrau. Sie funkelte ihn
böse an. »Auch wenn Rolf Spielberg uns viel Leid
zugefügt hat, wir hatten in den letzten Jahren weiß Gott
keinen Grund mehr, uns wegen ihm unglücklich zu machen, ja,
schlimmer noch ...« Sie brach mit zitternder Unterlippe ab,
als ihr die neugierigen Blicke der beiden älteren Damen am
Nebentisch auffielen. Betroffen spielte sie mit dem breiten Ehering
an ihrer rechten Hand.
    »... einen Mord
zu begehen?«, beendete Hans Zoch den von ihr begonnenen Satz
flüsternd. Er blickte sein Hildchen ernst an und ergriff ihre
Hand. Wie viel hatten sie in den vergangenen Jahrzehnten schon
erlebt, wie viele Probleme hatten sie gemeinsam gemeistert, und nun
das?
    Nein, mit einer
schlimmen Sache wie Mord wollten sie nichts

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