Das Schwebebahn-Komplott
nicht der Typ, der sich eine andere
ausguckt, nur weil seine Angetraute mal wieder
bockt...«
Tabbert
schüttelte den Kopf, dann lachte er, als hätte Stefan ihm
einen guten Witz erzählt. War er ins Fettnäpfchen
getreten?
»Nein,
dafür hatte er ja gar keine Zeit«, murmelte er nun.
»Er lag ja nur unter seinem Wagen, war kaum bei ihr.
Eigentlich kann ich sie verstehen, dass sie herumgezickt hat, wenn
er irgendwann spät abends heimkam. Und trotzdem: Er vermisst
seine kleine Tochter und das traute Heim -
Nestwärme«
»Das hätte
er sich früher überlegen können«, bemerkte
Stefan.
»Jetzt ist es zu
spät. Die Schulden seiner Ehe erdrücken ihn, er hat das
Trinken angefangen und ist kaum noch hier. Vermutlich hängt er
in irgendwelchen Spelunken herum und versäuft seinen letzten Euro,
der nicht für den Unterhalt der Tochter
draufgeht.«
»Sie wissen auch
nicht, wann er wieder kommt?«
»Nee, tut mir
Leid, junger Mann.« Tabbert schüttelte den Kopf.
»Er schien heute sowieso noch verschlossener als sonst, war
muffig und hat sich nur kurz hier aufgehalten.« Er winkte ab.
»Vermutlich hat er wieder Ärger
gehabt.«
»Ärger?«, stutzte
Stefan.
»Ja, in der
Arbeit. Seitdem diese komischen Dinger mit der Schwebebahn
passieren, ist er irgendwie anders. Die Unglücksfälle
scheinen ihm doch irgendwie nahe zu gehen.«
»Warum sollten
sie das?«
»Nun, kennen Sie
keine Schwebebahner?« Tabbert grinste schief und ließ
die Hacke sinken. »Das ist ein eigenes
Völkchen.«
So etwas hatte Stefan
schon von Erika Meister gehört. Dennoch machte Stefan auf
dumm. »Ein eigenes Völkchen?«
»Ja, sie tun
gerade so, als würde die Schwebebahn ihnen persönlich
gehören. Geht es der Bahn schlecht, leiden die Schwebebahner
mit, als hätten sie sich an einem Virus
infiziert.«
Jetzt musste Stefan
lachen. »Alles Idealisten, was?«
»Ja.«
Tabbert nickte. »Wissen Sie eigentlich, wie man Klaus richtig
auf die Palme bringen kann?«
»Nein.«
Das war wenigstens ehrlich.
»Man muss nur
gegen die verdammte Bahn schimpfen, sie verfluchen und als
veraltetes Teufelswerk bezeichnen - Industrieschrott, den ein
verrückter Kölner namens Eugen Langen vor hundert Jahren
ins Wuppertal verkaufte, weil die Kölner den eisernen Lindwurm
nicht haben wollten.«
»So einfach ist
das?«, staunte Stefan einmal mehr. Scheinbar war Klaus Lange
wirklich von seiner Arbeit und der Schwebebahn überzeugt. Er
beschloss, ihn bei Gelegenheit darauf anzusprechen.
*
»Für wie
dumm halten Sie mich eigentlich?«
»Man darf nichts
außer Acht lassen, oder?« Michael Eckhardt
verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem
bequemen Chefsessel zurück. Er musterte Kommissar Ulbricht
über den Rand seiner Brille. Dieser fühlte sich sichtlich
unwohl in seiner Haut. Er tappte im Entführungsfall Heike
Göbel nach Stunden noch im Dunkeln, und das, obwohl die
Lösegeldübergabe unmittelbar bevorstand. Nachdem Eckhardt
ihm seinen Verdacht mitgeteilt hatte, dass vermutlich ein
Zusammenhang zwischen der Bewegung 12. April und Klaus Gembowsky
bestand, war Norbert Ulbricht sofort nach Solingen gefahren, um das
Wohnhaus des Millionärs zu durchsuchen. Gembowsky hatte seinen
Männern bereitwillig die Razzia erlaubt, obwohl er mit leeren
Händen, sprich: ohne Durchsuchungsbefehl dort aufgekreuzt war.
Ulbrichts Leute hatten die zweistöckige Prachtvilla am
grünen Stadtrand vom Dachspeicher bis zum Keller inklusive
Swimmingpool durchkämmt, ohne auch nur die Spur eines
Hinweises auf Heike Göbels Verbleiben zu finden.
»So schlau war
ich selber«, fügte Ulbricht beleidigt hinzu. Er
marschierte wie eine unruhige Wildkatze durch das Gehege,
respektive das Chefbüro des Lokalsenders. »Allerdings
dürfen wir einen Mann wie Klaus Gembowsky nicht
unterschätzen. Er ist kein Idiot und wird einen Teufel tun,
sein Opfer in seinem verdammten Privathaus unterzubringen.
Betrachten Sie die Durchsuchungsaktion also als
Einschüchterungsmaßnahme.«
»Als ob
Gembowsky sich so einfach einschüchtern ließe«,
brummte Eckhardt.
»Eben«,
meinte Ulbricht und zupfte an seiner unmöglich gemusterten
Krawatte herum. Der Binder war eigentlich eine Beleidigung für
das Auge des Betrachters. Der Kommissar unterbrach seine Wanderung
durch das geräumige Büro und ließ sich auf den
Schwingstuhl vor dem Schreibtisch sinken. Er warf einen
nervösen Blick auf die Armbanduhr und dachte mit Grauen an den
Zeitpunkt der Lösegeldübergabe.
Alle Vorbereitungen
waren
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