Das Schwebebahn-Komplott
getroffen.
Unvermittelt ruckte
sein Kopf hoch, er stand soeben im Begriff, etwas zu sagen, als das
Telefon auf dem Schreibtisch anschlug. Michael Eckhardt murmelte
eine Entschuldigung und griff zum Hörer. Seine Augen weiteten
sich, als er die Stimme des Anrufers erkannte.
Kommissar Ulbricht
rechnete mit einer neuen Hiobsbotschaft.
Das hatte gerade noch
gefehlt.
Verdammt!
*
»Was hältst
du davon, wenn wir diesem Schwein auf den Zahn fühlen
würden?«
Im Brauhaus herrschte
kaum Betrieb - ein denkbar seltener Zustand in Wuppertals
größtem austrinkbaren Schwimmbad, wie das ehemalige
Volksbad scherzhaft genannt wurde. Die überdimensionalen
Figuren von Schwimmern im Badedress der Jahrhundertwende pendelten
von der Decke herab. Weiter hinten, im Haupttrakt, zog die
Modellschwebebahn über der langen Theke gemächlich ihre
Bahn über den durstigen Gästen. Die kleine Schwebebahn
hatte mit dem Komplott wenigstens nichts zu tun. Unermüdlich
fuhr sie am Miniaturgerüst vom Ost- zum Westende der
Theke.
Sie hatten es sich im
Eingangsbereich an einem der zahlreichen Stehtische bequem
gemacht.
»Vor einer
halben Stunde habe ich mit meinem Chef telefoniert«,
erwiderte Stefan. »Er hat mir berichtet, dass die Kripo diese
glorreiche Idee schon vor uns gehabt hat.«
»Na toll«,
nickte Peter und spülte mit einem Schluck des hier gebrauten
Bieres nach. »Vermutlich sind sie mit einer Hundertschaft
ausgerückt, um den guten Oberzuhälter mit tönendem
Martinshorn zu warnen. Stefan, das ist suspekt. Vielleicht finden
wir eine Spur, die uns zu Heike führt. Irgendwo muss sie ja
sein.«
Es wurde höchste
Zeit, Heike aufzutreiben. Die Lösegeldübergabe sollte
heute Abend stattfinden, und Stefan befürchtete, dass Heike
als Geisel fungieren sollte, um der Sache Nachdruck zu
verleihen.
»Was grinst du
so?« Peter schob den leeren Teller von sich und putzte sich
den Mund mit der Stoffserviette ab. Eine Knoblauchfahne wehte
Stefan entgegen, und unwillkürlich ging er auf Distanz. Er
musterte Heikes Bruder und griff mit einem Pokerface in die
Innentasche seiner Jacke um den ledernen Einband herauszuzaubern.
Das Adressbuch hatte Stefan beinahe vergessen.
»Was ist
das?«
»Mein
persönlicher Joker im Kampf gegen die
Spielberg-Gembowsky-Connection«, erwiderte Stefan
hoffnungsvoll.
21.
Kapitel
Das ist ja
unglaublich!«
Ulbricht
räusperte sich nervös und spitzte die Lippen. Er wippte
auf dem Stuhl vor Eckhardts Schreibtisch und musterte den
Journalisten. Der Chef der Wupperwelle lauschte angestrengt in den
Hörer, nickte erst, um dann ungläubig den Kopf zu
schütteln.
»Ich werde noch
in der nächsten Stunde ins Programm gehen, um den Leuten die
Angst zu nehmen, mit der Schwebebahn zu fahren. Jaja ...«
Michael Eckhardt nickte eifrig. »So etwas kommt vor,
natürlich.« Jetzt besann er sich der Anwesenheit des
Kommissars. Er warf ihm viel sagende Blicke zu, die dieser nicht zu
deuten vermochte.
»Das laufende
Programm wird unterbrochen. So eine Nachricht hat natürlich
oberste Priorität. Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung
setzen, um ein kleines Interview zu machen. Unsinn - besser noch,
Sie kommen kurz in der Redaktion vorbei, dann könnten wir
direkt hier im Studio ... was?« Er bedachte Kommissar
Verdammt mit einem weiteren Blick, rollte mit den Augen und nickte.
»Natürlich. Eine Aufzeichnung? Auch Staatsanwalt Pesche.
Ja. Bis dann.«
Der Chefredakteur der
Wupperwelle legte den Hörer auf die Gabel zurück und
musterte seinen Besucher.
Dieser wurde
ungeduldig.
»Das war Erika
Meister, die Pressereferentin der Stadtwerke.«
»Was hatte sie
zu sagen?«
»Sie werden es
nicht glauben«, erwiderte Eckhardt und lehnte sich mit einem
gönnerhaften Grinsen im Sessel zurück. Er
verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ich habe soeben
für unseren Sender eine Exklusivgeschichte
erhalten.«
»Sehr
erfreulich«, meinte Ulbricht mit säuerlicher Miene.
»Ist das der verdammten Sache an sich
dienlich?«
»Natürlich.«
Eckhardt beugte sich nun weit über die Schreibtischplatte und
fixierte seinen Gegenüber mit Blicken.
»Die
Unfallursache des Schwebebahnunglücks in Vohwinkel ist
eindeutig geklärt.«
*
»Eick,
Solingen«, las Stefan laut vor, nachdem er das Adressbuch
aufgeschlagen hatte. Dahinter - keine Telefonnummer. Und keine
Adresse. Dennoch fiel ihm der kurze Name sofort auf, da es sich um
den einzigen Eintrag mit dem Zusatz Solingen handelte. »Wer
soll das sein?«
Peter zog
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