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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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unten gegen die Luke drückten.
    Petersons Daumen preßte eine Nuance stärker auf den Abzug des Colts. »Sein Arm hat sich bewegt, Lieutenant, aber ich glaube, es ist nur die Luke, die ihn bewegt.«
    »Roger. Hochheben.«
    Die Luke schlug gegen die Wand des Fahrstuhlschachts zurück, Peterson hatte Mühe, in das Licht hinunterzuschauen. »Er hat sich nicht bewegt. Seine Hand ist nicht an der Waffe.«
    Die ruhige Stimme in seinem Ohr: »Okay, Johnny, durchhal-ten. Wir kommen in die Kabine, mit dem Spiegel daher auf Bewegung achten. Gefeuert wird von uns. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    In der Halle sah Täte zu, wie sie in die Kabine gingen. Ein Beamter zielte mit seinem Gewehr auf die Decke des Aufzugs. Ein zweiter Beamter stieg auf eine Leiter. Er war mit einer großen automatischen Pistole mit einer darunter festgeklemmten Taschenlampe bewaffnet. Ein Spiegel und die Pistole samt Lampe verschwanden durch die Luke nach oben, gefolgt von Kopf und Schultern des Beamten. Er reichte einen 38er Revolver nach unten. »Er ist tot«, rief der Beamte hinunter.
    Täte fragte sich, ob der Tod von Dr. Lecter bedeutete, daß auch Catherine Martin sterben würde, da die ganzen Informationen verloren waren, als die Lichter in diesem Monsterverstand erlo-schen.
    Die Beamten zogen ihn gerade herunter, und die Leiche kam umgekehrt durch die Fahrstuhlluke, wurde vorsichtig in viele Arme gesenkt, eine seltsame Kreuzabnahme in einem erleuchteten Kasten. Die Halle füllte sich, und Polizisten strömten neugie -
    rig zusammen.
    Ein Gefängnisbeamter schob sich nach vorn, warf einen Blick auf die ausgebreiteten tätowierten Arme der Leiche.
    »Das ist Pembry«, sagte er.

38. Kapitel

    Hinten in dem heulenden Krankenwagen stützte der junge Sanitäter sich gegen das Schwanken ab und wandte sich seinem Funkgerät zu, um dem Leiter der Notaufnahme Bericht zu erstatten; er sprach dabei laut gegen den Sirenenlärm an.
    »Er ist komatös, gibt aber Lebenszeichen von sich. Sein Blutdruck ist gut. Hundertdreißig zu neunzig. Ja, neunzig. Puls fünfundachtzig. Er hat böse Schnittwunden im Gesicht mit erhöhten Wundrändern, ein Auge ausgeschält. Ich habe eine Druckkom- presse auf sein Gesicht gelegt und einen künstlichen Luftweg angebracht. Mögliche Schußverletzung in den Kopf, ich kann's nicht genau sagen.«
    Hinter ihm auf der Bahre entspannten sich die geballten und blutigen Fäuste im Hosenbund. Die rechte Hand glitt heraus, fand die Schnalle auf dem Gurt über der Brust.
    »Ich habe Angst, zuviel Druck auf den Kopf auszuüben - er hatte leichte Konvulsionen, bevor wir ihn auf die Bahre legten. Ja, hab' ihn in der Fowler-Stellung.«
    Hinter dem jungen Mann packte die Hand den Wundverband und wischte Blut und ein fremdes Auge weg.
    Der Sanitäter hörte, wie der Katheter dicht hinter ihm zischte, drehte sich um und sah das blutige Gesicht vor seinem, sah nicht die Pistole herunterkommen, die ihn hart über dem Ohr traf.
    Der Krankenwagen verla ngsamte das Tempo und hielt im Verkehr auf dem sechsspurigen Freeway an; die Fahrer dahinter waren verwirrt und hupten, zögerten, an einer Ambulanz vorbeizu-fahren. Zwei kleine Plopps wie Fehlzündungen im Verkehr, und der Krankenwagen startete wieder durch, fuhr kurz im Zickzack, dann gerade und auf die rechte Spur.
    Hier war nun die Ausfahrt zum Flughafen. Der Krankenwagen trödelte auf der rechten Spur entlang, außen gingen verschiedene Notblinker an und aus, ebenso Scheibenwischer, dann wurden die Sirenen leiser, heulten wieder auf, wurden erneut leiser und verstummten ganz, und die blinkenden Lichter gingen ebenfalls aus. Der Krankenwagen fuhr geräuschlos weiter und nahm die Ausfahrt zum Memphis International Airport, dessen herrliches Gebäude an diesem Winterabend von Scheinwerfern angestrahlt war. Die Ambulanz fuhr die kurvige Straße bis zu den automati-sierten Toren zur weiten Tiefgarage entlang. Eine blutige Hand kam heraus, um einen Parkschein zu nehmen. Und der Krankenwagen verschwand den Tunnel hinunter auf den Parkplatz unter der Erde.

39. Kapitel
    Normalerweise wäre Clarice Starling neugierig gewesen, Crawfords Haus in Arlington zu sehen, doch die Kurznachricht im Au-toradio über Dr. Lecters Flucht ließ sie all das vergessen.
    Mit tauben Lippen und kribbelnder Kopfhaut fuhr sie rein mechanisch, sah das gepflegte Ranchhaus aus den 5oer Jahren, ohne es richtig wahrzunehmen, und überlegte nur am Rande, ob Bella da lag, wo links die Fenster mit Vorhängen erleuchtet waren. Die

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