Das Schweigen der Laemmer
Höhle hinunter.
Was immer es ist, verwende es, Jesus! Sie hielt ihre Aktentasche hoch. »Bitte tun Sie dies für mich.«
Vielleicht war sie zu spät dran, er hatte sich wieder beruhigt.
»Nein. Aber ich mache Sie dafür glücklich, daß Sie gekommen sind. Ich werde Ihnen etwas anderes geben. Ich werde Ihnen das geben, was Sie am meisten lieben, Clarice Starling.«
»Was ist das, Dr. Lecter?«
»Aufstieg natürlich. Es entwickelt sich perfekt - ich bin so froh.
Der Valentinstag hat mich darauf gebracht.« Für das Lächeln über seinen kleinen weißen Zähnen hätte es einen beliebigen Grund geben können. Er sprach so leise, daß sie ihn kaum hören konnte.
»Suchen Sie in Raspails Wagen nach Ihren Valentinsgrüßen. Haben Sie mich verstanden? Suchen Sie in Raspails Wagen nach Ihren Valentinsgrüßen. Sie gehen jetzt besser, ich glaube nicht, daß Miggs es so bald wieder schaffen könnte, auch wenn er verrückt ist, Sie etwa?«
4. Kapitel
Clarice Starling war aufgeregt, erschöpft und wurde nur von Wil-lenskraft angetrieben. Einige der Dinge, die Lecter über sie gesagt hatte, stimmten, und andere berührten die Wahrheit nur am Rande. Wenige Sekunden lang hatte sie ein fremdes Bewußtsein lose in ihrem Kopf gespürt, das Dinge von den Regalen fegte wie ein Bär in einem Wohnwagen.
Sie haßte das, was er über ihre Mutter gesagt hatte, und sie mußte den Zorn loswerden. Dies war Busineß.
Sie saß in ihrem alten Pinto auf der anderen Straßenseite der Anstalt gegenüber und atmete tief. Als die Fenster sich beschlu-gen, war sie den Blicken vom Bürgersteig wenigstens etwas entzo-gen.
Raspail. Sie erinnerte sich an den Namen. Er war ein Patient Lecters und eines seiner Opfer. Sie hatte nur einen Abend mit dem Hintergrundmaterial über Lecter verbracht. Die Akte war mehr als umfassend und Raspail eines von vielen Opfern. Sie mußte die Einzelheiten lesen.
Starling wollte ungestüm an die Sache herangehen, doch sie wußte, daß sie den Druck selbst erzeugte. Der Fall Raspail wurde vor Jahren abgeschlossen. Es war niemand in Gefahr. Sie hatte Zeit. Besser, gut informiert und gut beraten zu sein, bevor sie weiter vordrang.
Crawford würde es ihr unter Umständen wegnehmen und je -
mand anderem geben. Darauf müßte sie es ankommen lassen.
Sie versuchte ihn von einer Telefonzelle aus anzurufen, erfuhr aber, daß er vor dem Parlamentsunterausschuß um Bewilligung von Geldmitteln für die Rechtsabteilung ersuchte.
Einzelheiten des Falls hätte sie von der Mordkommission der Polizeibehörde von Baltimore bekommen können. Doch Mord ist kein Bundesverbrechen und somit kein Fall fürs FBI, und ihr war klar, daß man ihn ihr sofort entziehen würde, keine Frage.
Sie fuhr nach Quantico zurück, zurück zur Abteilung für Verhaltensforschung mit ihren behaglichen braunkarierten Vorhängen und ihren grauen Akten voller Hölle. Dort saß sie bis in den Abend hinein, nachdem die letzte Sekretärin gegangen war, und ließ den Mikrofilm über Lecter durchlaufen. Der widerspenstige alte Bildschirmapparat leuchtete wie ein Irrlicht in dem verdunkelten Raum, und die Worte und die Bildnegative schwärmten über ihr konzentriertes Gesicht.
Raspail, Benjamin Ren6, weiß, männlich, 46, war Erster Flötist des Baltimorer Philharmonischen Orchesters und Patient in Dr.
Hannibal Lecters psychiatrischer Praxis.
Am 22. März 1975 blieb er einer Aufführung in Baltimore fern.
Am 25. März wurde seine Leiche in einer kleinen ländlichen Kirche in der Nähe von Falls Church, Virginia, in einer Kirchenbank sitzend entdeckt, nur mit einer weißen Krawatte und einem Frack bekleidet. Die Autopsie ergab, daß Raspails Herz durchbohrt war und daß ihm die Thymus- und die Bauchspeicheldrüse fehlten.
Clarice Starling, die von klein auf viel mehr über Fleischverar-beitung erfahren hatte, als ihr lieb war, erkannte die fehlenden Organe als das, was der Metzger Bries nannte.
Die Mordkommission von Baltimore war der Ansicht, daß diese Objekte in der Speisenfolge eines Abendessens auftauch-ten, das Lecter für die Vorsitzende und den Dirigenten der Baltimorer Philharmoniker am Abend nach Raspails Verschwinden gab.
Dr. Hannibal Lecter erklärte, nichts über diese Angelegenheit zu wissen. Die Vorsitzende und der Dirigent der Philharmoniker sagten aus, daß sie sich nicht an die bei Lecters Abendessen gereichten Speisen erinnern könnten, obwohl Lecter für seine vorzüglichen Tafelrunden bekannt war und zahlreiche Artikel zu
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