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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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nicht. Nicht hier drin, frag nach seinem Telefon. Stell die Verbindung her, werf dich dann auf ihn. Laß ihn als Machtprobe lügen, warte auf die Bullen. Genau, tu das. Er dreht sich gerade um.
    »Hier ist die Nummer«, sagte er. Er hatte eine Geschäftskarte.
    Sie nehmen? Nein.
    »Gut, danke. Mr. Gordon, haben Sie ein Telefon, das ich benutzen könnte?«
    Als er die Karte auf den Tisch legte, flog der Nachtschwärmer.
    Er kam hinter seinem Rücken hervor, an seinem Kopf vorbei und ließ sich zwischen ihnen nieder, auf einem Hängeschrank über dem Spülbecken.
    Er sah den Falter an. Als sie ihn nicht anschaute, als sie den Blick nicht von seinem Gesicht nahm, wußte er es.
    Ihre Augen trafen sich, und sie kannten einander.
    Mr. Gumb neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Er lächelte. »Ich habe ein drahtloses Telefon in der Speisekammer, ich werde es Ihnen holen.«
    Nein! Tu es. Sie griff nach dem Revolver, eine zügige Bewegung, die sie viertausendmal gemacht hatte, und sie stimmte, wo sie stimmen sollte, guter zweihändiger Griff, ihre Welt das Korn und die Mitte seiner Brust. »Halt, stehenbleiben.«
    Er schürzte die Lippen.
    »Jetzt. Langsam. Heben Sie die Hände hoch.«
    Bring ihn nach draußen, laß den Tisch zwischen uns. Bring ihn zur Vordertür. Machtprobe mitten auf der Straße und ans Abzeichen hochhalten.
    »Mr. Gumb-Mr. Gumb, Sie sind verhaftet. Ich möchte, daß Sie vor mir langsam nach draußen gehen.«
    Statt dessen ging er aus dem Zimmer hinaus. Wenn er nach seiner Tasche gegriffen, hinter sich gegriffen hätte, wenn sie eine Waffe gesehen hätte, hätte sie schießen können. Er ging einfach aus dem Zimmer hinaus.
    Sie hörte ihn schnell die Kellertreppe hinunterlaufen, sie rannte um den Tisch herum und zur Tür oben am Treppenschacht. Er war weg, der Treppenschacht hell erleuchtet und leer. Falle. Sei kein leichtes Ziel!
    Aus dem Keller dann ein dünn wie Papier geschnittener Schrei.
    Sie mochte die Treppe nicht, mochte die Treppe nicht, Clarice Starling in Gefahrenzeiten, wo man alles oder nichts gibt.
    Catherine Martin schrie wieder, er bringt sie um, und Starling ging sie trotzdem hinunter, eine Hand auf dem Geländer, den Arm mit dem Revolver unter ihrer Visierlinie ausgestreckt, der Boden darunter über das Revolvervisier springend, Waffenarm gleichzeitig mit dem Kopf geschwenkt, als sie versuchte, die zwei sich am Fuß der Treppe gegenüberliegenden Türen zu decken.
    Lichter im Keller blendend, sie konnte nicht durch eine Tür gehen, ohne der anderen den Rücken zuzudrehen, dann mach schnell, nach links auf den Schrei zu. In das Verlies mit dem Sandboden, den Türrahmen rasch freigeben, die Augen weiter aufgerissen denn je zuvor. Der einzige Ort zum Verstecken war hinter dem Brunnen, also glitt sie seitwärts um die Wand, beide Hände um den Revolver, die Arme gerade ausgestreckt, ein wenig Druck auf den Abzug, weiter um den Brunnen herum, und keiner dahinter.
    Ein leiser Schrei, der wie dünner Rauch aus dem Brunnen aufstieg, Nun Kläffen, ein Hund. Sie näherte sich dem Brunnen, den Blick auf die Tür geheftet, gelangte zum Rand, schaute darüber.
    Sah das Mädchen, sah wieder hoch, wieder nach unten, sagte, was man ihr zu sagen beigebracht hatte, um die Geisel zu beruhigen:
    »FBI, Sie sind in Sicherheit.«
    »Sicherheit SCHEISSE, er hat eine Knarre. Holmichraus. HOL-MICHRAUS.«
    »Catherine, Sie werden in Ordnung sein. Halten Sie den Mund.
    Wissen Sie, wo er ist?«
    »HOL MICH RAUS, MIR IST SCHEISSEGAL, WO ER IST.
    HOL MICH RAUS.«
    »Ich werde Sie rausholen. Seien Sie ruhig. Helfen Sie mir. Seien Sie ruhig, damit ich hören kann. Versuchen Sie, diesen Hund zu beruhigen.«
    Hinter dem Brunnen verschanzt, die Tür deckend, klopfte ihr Herz, und ihr Atem blies Staub vom Gestein. Sie konnte Catherine Martin nicht zurücklassen, um Hilfe zu holen, wenn sie nicht wußte, wo Gumb war. Sie lief zur Tür hin und ging hinter dem Rahmen in Deckung. Sie konnte über den Fuß der Treppe und in einen Teil des darunterliegenden Arbeitsraums sehen.
    Entweder fand sie Gumb, oder sie sorgte dafür, daß er floh, oder sie nahm Catherine mit sich nach draußen, das waren die einzigen Möglichkeiten.
    Ein rascher Blick über die Schulter, in dem Verlies herum.
    »Catherine, Catherine. Ist da eine Leiter?«
    »Ich weiß nicht, ich bin hier unten aufgewacht. Er hat den Eimer an Schnüren heruntergelassen.«
    An einem Wandbalken war mit Bolzen eine kleine Handwinde festgeschraubt. An der Seiltrommel hing

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