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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Gesprächs schaute er ungefähr eine Minute lang mit seiner Brille auf dem Knie in seinen Fingern aus dem Spionglasfenster des Überwachungswagens; sein Gesicht sah nackt aus, als die entgegen-kommenden Lichter darüberkrochen. Dann setzte er die Brille auf und wandte sich wieder Starling zu.
    »Wir haben Lecter für drei Tage. Wenn wir keine Ergebnisse erhalten, nimmt Baltimore ihn in die Mache, bis das Gericht die Erlaubnis zurückzieht.«
    »Ihn in die Mache zu nehmen, hat das letztemal nicht funktio- niert. Dr. Lecter läßt das nicht so einfach mit sich machen.«
    »Was hat er Ihnen nach dem ganzen Umstand gegeben, ein Pa-pierhühnchen?«
    »Ein Hühnchen, ja.« Das zerknüllte Origami-Hühnchen war noch in Starlings Handtasche. Sie strich es auf dem kleinen Schreibtisch glatt und ließ es picken.
    »Ich gebe der Baltimorer Polizei keine Schuld. Er ist ihr Gefangener. Wenn Catherine als Wasserleiche endet, müssen sie Senatorin Martin sagen können, daß sie alles versucht haben.«
    »Wie geht es Senatorin Martin?«
    »Sie ist mutig, leidet aber. Sie ist eine intelligente, zähe Frau mit viel Verstand, Starling. Sie würden sie wahrscheinlich mögen.«
    »Werden John Hopkins und die Mordkommission von Baltimore County über das Insekt in Klaus' Hals schweigen? Können wir es aus den Zeitungen heraushalten?«
    »Mindestens für drei Tage.«
    »Das war harte Arbeit.«
    »Frederick Chilton oder sonst jemand in der Anstalt können wir nicht trauen«, sagte Crawford. »Wenn Chilton es weiß, weiß es die Welt. Chilton muß wissen, daß Sie da sind. Doch Sie tun einfach der Baltimorer Mordkommission einen Gefallen, wenn Sie versuchen, den Fall Klaus abzuschließen - er hat nichts mit Buffalo Bill zu tun.«
    »Und was mache ich spätabends?«
    »Das ist die einzige Zeit, die ich Ihnen geben würde. Ich sollte Ihnen vielleicht mitteilen, daß die Sache mit dem Insekt in West Virginia in den Morgenzeitungen erscheint. Das Büro des Coroners in Cincinnati hat es ausposaunt, das ist also kein Geheimnis mehr. Es ist ein vertrauliches Detail, das Lecter von Ihnen bekommen kann, und es macht wirklich nichts, solang er nicht erfährt, daß wir auch eins in Klaus gefunden haben.«
    »Was können wir ihm dafür geben?«
    »Daran arbeite ich«, sagte Crawford und wandte sich wieder seinen Telefonen zu.

20. Kapitel

    Ein großes Badezimmer, weiß gekachelt mit Oberlichtern, und elegantes italienisches Inventar im Kontrast zu freigelegten alten Ziegelsteinen. Ein von hohen Pflanzen umrahmter und mit Kosmetika überhäuf ter kunstvoll gearbeiteter Toilettentisch; am Spie -
    gel perlten von der Dusche erzeugte Dampftröpfchen. Aus der Dusche ertönte Summen in einer für die schauerliche Stimme zu hohen Tonart. Der Song war Fats Wallers ›Cash for your Trash‹
    aus dem Musical Ain't Misbchavin'. Manchmal brach die Stimme in Worte aus:
    »Heb all deine alten Zeitungen auf,
    Heb sie auf und Stapel sie zu einem Wolkenkratzer, DAH DAHDAHDAH DAH DAH DAHDAH DAH
    DAH...«
    Jedesmal, wenn die Worte erklangen, kratzte ein kleiner Hund an der Badezimmertür.
    Unter der Dusche stand Jame Gumb, Weißer, vierunddreißig, ein Meter fünfundachtzig groß, dreiundneunzig Kilo schwer, braunes Haar und blaue Augen, keine besonderen Merkmale. Er sprach seinen Vornamen wie James ohne das s aus. Jame. Er bestand darauf.
    Nach dem ersten Abspülen rieb Gumb ein Badeöl über Brust und Hinterteil, und für die Teile, die er nicht gern berührte, verwendete er einen Lappen. Seine Beine und Füße waren ein biß -
    chen rauh, doch er fand, daß sie so gehen würden.
    Gumb trocknete sich ab, bis seine Haut rosa war, und trug eine gute Hautberuhigungscreme auf. Vor seinem Ganzfigurspiegel hing ein Duschvorhang an einer Stange.
    Gumb benutzte den Lappen, um sich seinen Penis und seine Hoden zwischen die Beine zurückzuschieben. Er zog den Duschvorhang beiseite und stellte sich vor den Spiegel. Trotz des Reibens, das es in seinen Geschlechtsteilen verursachte, nahm er eine Pose mit verrenkter Hüfte ein.
    »Tu was für mich, Schätzchen. Tu BALD was für mich.« Er gebrauchte die obere Tonlage seiner von Natur aus tiefen Stimme, und er war überzeugt, daß er darin allmählich besser wurde. Die Hormone, die er eingenommen hatte - eine zeitlang Premarin und dann,oral, DIÄTHYLSTILBETROL-, konnten für seineStimme nichts bewirken, doch sie hatten das Haar über seinem leichten Ansatz von Brüsten ausgedünnt. Umfangreiche Elek-trolyse hatte Gumbs Bart entfernt

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