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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Alterwerden weiser wird, Starling, aber man lernt, ein bestimmtes Maß an Hölle zu umgehen. Wir können genau an dieser Stelle etwas umgehen.«
    »Folglich muß Dr. Lecter denken, daß wir genaugenommen wegen Theorie und Einsicht zu ihm kommen«, sagte Starling.
    »Korrekt.«
    »Warum haben Sie mir das gesagt? Warum haben Sie mich nicht einfach zu ihm reingeschickt, um ihn auf diese Weise zu fragen?«
    »Ich stelle mich mit Ihnen auf gleiche Stufe. Sie werden dasselbe tun, wenn Sie einen Befehl haben. Nichts anderes klappt lange.« »Also keine Erwähnung des Insekts in Klaus' Hals, kein Zusammenhang zwischen Klaus und Buffalo Bill.«
    »Nein. Sie sind zu ihm zurückgekommen, weil Sie so beeindruckt waren, daß er vorhersagen konnte, daß Buffalo Bill mit Skalpieren beginnen würde. Offiziell lasse ich ihn fallen, und Alan Bloom ebenfalls. Ich lasse jedoch Sie damit herummachen.
    Sie haben ein Angebot für einige Privilegien - Zeug, daß nur je -
    mand, der so mächtig ist wie Senatorin Martin, für ihn erhalten könnte. Er muß glauben, daß er sich beeilen solle, weil das Angebot endet, wenn Catherine stirbt. Die Senatorin verliert gänzlich das Interesse an ihm, wenn das passiert. Und wenn er es nicht fer-tigbringt, dann deshalb, weil er nicht klug und gut genug unterrichtet ist, um das zu tun, was er behauptete - nicht aus dem Grund, weil er durchhält, um uns eins auszuwischen.«
    »Wird die Senatorin das Interesse verlieren?«
    »Wäre besser, wenn Sie unter Eid sagen könnten, daß Sie die Antwort auf diese Frage nie gekannt haben.«
    »Ich verstehe.« Senatorin Martin hatte man also nicht davon un-terrichtet. Dazu waren Nerven nötig. Offensichtlich fürchtete Crawford ein Einmischen, fürchtete, daß die Senatorin den Fehler beginge, sich an Dr. Lecter zu wenden.
    »Verstehen Sie wirklich?«
    »Ja. Wie kann er präzise genug sein, uns zu Buffalo Bill zu lot-sen, ohne zu zeigen, daß er besondere Kenntnisse besitzt? Wie kann er das nur mit Theorie und Einsicht tun?«
    »Ich weiß nicht, Starling. Er hat lange Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Er hat sechs Opfer abgewartet.«
    Der Zerhacker im VW-Bus summte und blinkte mit dem ersten einer Reihe von Anrufen, die Crawford bei der FBI-Zentrale ange-meldet hatte.
    Die nächsten zwanzig Minuten sprach er mit Beamten, die er in der holländischen Staatspolizei und der Königlichen Marechaus-see kannte, einem Overstelojtnant beim schwedischen Bundes-grenzschutz, der in Quantico studiert hatte, einem persönlichen Bekannten, der Assistent des Rigspolitichcf der dänischen Staatspolizei war, und er überraschte Starling dadurch, daß er sich mit der Nachtkommandozentrale der belgischen Police Criminelle auf französisch unterhielt. Stets betonte er die dringende Notwendig- keit, Klaus und seine Gefährten schnellstmöglich zu identifizie -
    ren. Jeder Zuständigkeitsbereich würde das Ansuchen bereits auf seinem Interpol-Telex haben, doch da ihm nun dank Beziehungen besonderer Nachdruck verliehen worden war, würde es nicht stundenlang im Telex hängen.
    Starling konnte erkennen, daß Crawford den VW-Bus wegen seiner Nachrichtentechnik gewählt hatte - er war mit dem neuen Voice Privacy-System ausgerüstet; man konnte Unterhaltungen führen, ohne abgehört zu werden -, doch der Job wäre von seinem Büro aus einfacher gewesen. Hier mußte er seine Notizbü-
    cher auf dem winzigen Schreibtisch bei geringem Licht herumjon-glieren, und sie verrutschten jedesmal, wenn die Reifen auf eine Unebenheit trafen. Starlings Felderfahrung war gering, doch sie wußte, wie ungewöhnlich es für einen Sektionschef war, bei einem Auftrag wie diesem in einem VW-Bus entlangzudonnern. Er hätte sie über das Funktelefon instruieren können. Sie war froh, daß er es nicht getan hatte.
    Starling hatte das Gefühl, daß die Ruhe und Stille in diesem VW-Bus, die für diese Mission zugeteilte Zeit, auf methodische Art und Weise vorzugehen, zu einem hohen Preis erkauft worden waren. Crawford am Telefon zuzuhören, bestätigte dies.
    Er sprach gerade mit dem Chef des FBI zu Hause. »Nein, Sir.
    Sind Sie damit einverstanden?... Wie lang? Nein, Sir. Nein. Kein Abhörgerät, Tommy, das ist meine Empfehlung, ich poche darauf. Ich will nicht, daß sie ein Abhörgerät trägt. Dr. Bloom sagt das gleiche. Er sitzt bei Nebel in O'Hare fest. Er kommt, sobald es sich aufklärt. Richtig.«
    Dann führte Crawford eine mysteriöse Unterhaltung mit der Nachtschwester bei sich zu Hause. Nach Beendigung des

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