Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
kann mir nicht vorstellen, daß die Antwort in Ihren Papie -
    ren steht, Clarice.«
    »Meine Mutter hat uns über zwei Jahre lang zusammengehal-ten.«
    »Indem sie was tat?«
    »Indem sie tagsüber als Zimmermädchen in einem Motel arbeitete und nachts in einem Cafe kochte.«
    »Und dann?«
    »Ich fuhr zur Cousine meiner Mutter und deren Mann in Montana.«
    »Nur Sie?«
    »Ich war die älteste.«
    »Die Stadt hat nichts für Ihre Familie getan?«
    »Ein Scheck über fünfhundert Dollar.«
    »Sonderbar, daß es keine Versicherung gab. Clarice, Sie sagten, Ihr Vater sei mit dem Gewehrschloß an der Tür des kleinen Lieferwagens hängengeblieben.«
    »Ja.« »Er hatte keinen Streifenwagen?«
    »Nein.«
    »Es ist nachts passiert.«
    »Ja.«
    »Hatte er keine Pistole?«
    »Nein.«
    »Clarice, er arbeitete nachts, in einem Lieferwagen, nur mit einem alten Gewehr bewaffnet... Sagen Sie mir, trug er an seinem Gürtel zufällig eine Stechuhr? Eins dieser Dinger, wo sie in der ganzen Stadt verstreut Schlüssel an Pfosten festgeschraubt haben, und man muß zu ihnen fahren und sie in die Uhr stecken? Damit die Stadtväter wissen, daß man nicht geschlafen hat. Sagen Sie mir, ob er eine trug, Clarice.«
    »Ja.«
    »Er war Nachtwächter, nicht wahr, Clarice, er war gar kein Polizeichef. Ich werde wissen, wenn Sie lügen.«
    »Die Arbeitsbeschreibung lautete Nachtpolizeichef.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Was ist mit wem passiert?«
    »Der Stechuhr. Was ist mit ihr passiert, nachdem Ihr Vater erschossen wurde?«
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Wenn Sie sich erinnern, werden Sie es mir dann sagen?«
    »Ja. Warten Sie - der Bürgermeister kam ins Krankenhaus und fragte meine Mutter nach der Uhr und dem Abzeichen.« Ihr war nicht bekannt gewesen, daß sie das gewußt hatte. Der Bürgermeister in seinem Freizeitanzug und seinen Schuhen aus Marinebe-ständen. Der Schwanzlutscher. »Quid pro quo, Dr. Lecter.«
    »Haben Sie eine Sekunde lang geglaubt, Sie hätten das erfunden? Nein, wenn Sie es erfunden hätten, würde es nicht weh tun.
    Wir sprachen von Transsexuellen. Sie sagten, Gewalt und destruktives anomales Verhalten seien keine statistischen Korrelate von Transsexualismus. Stimmt. Erinnern Sie sich, was wir über als Lust ausgedrückten Zorn und Lupus, der sich als Nesselausschlag präsentiert, gesagt haben? Billy ist kein Transsexueller, Clarice, aber er glaubt, er sei einer, er versucht, einer zu sein. Er hat versucht, eine Menge Dinge zu sein, nehme ich an.«
    »Sie sagten, das käme dicht an die Art und Weise heran, auf die wir ihn erwischen würden.«
    »Es gibt drei Hauptzentren für geschlechtsumwandelnde Operationen: Johns Hopkins, die University of Minnesota und das Columbus Medical Center. Ich wäre nicht überrascht, wenn er sich bei einem oder bei allen dreien für erneute Geschlechtszuteilung beworben hätte und abgelehnt worden wäre.«
    »Auf welcher Basis würden sie ihn ablehnen, was würde aufgedeckt?«
    »Sie sind sehr fix, Clarice. Der erste Grund wäre eine Vorstrafe.
    Das disqualifiziert einen Bewerber, es sei denn, das Verbrechen ist verhältnismäßig harmlos und mit einem Problem bezüglich!
    Geschlechtsidentität verbunden. Transvestitismus in der Öffentlichkeit, so etwas in der Art. Wenn er mit Erfolg über eine schwere Vorstrafe gelogen hat, dann würden ihn die Persönlichkeitslisten erfassen.«
    »Wie?«
    »Sie müssen wissen, warum, um sie durchzusieben, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Warum fragen Sie nicht Dr. Bloom?«
    »Ich würde lieber Sie fragen.« «
    »Was werden Sie aus all dem hier herausholen, Clarice, eine Be-förderung und eine Gehaltserhöhung? Was sind Sie, G-9? Was kriegen kleine G-9S heutzutage?« :›.
    »Einen Schlüssel für die Vordertür, zum einen. Wie sähe sein Profil hinsichtlich der charakteristischen Merkmale aus?«
    »Wie gefiel Ihnen Montana, Clarice?«
    »Montana ist prima.«
    »Wie fanden Sie den Mann der Cousine Ihrer Mutter?«
    »Wir waren verschieden.«
    »Wie waren sie?«
    »Von der Arbeit erschöpft.«
    »Gab es andere Kinder?«
    »Nein.«
    »Wo haben Sie gewohnt?«
    »Auf einer Ranch.«
    »Einer Schafzuchtranch?«
    »Schafe und Pferde.« »Wie lange waren Sie dort?«
    »Sieben Monate.«
    »Wie alt waren Sie?«
    »Zehn.«
    »Wo sind Sie von dort aus hin?«
    »Das Lutheraner-Heim in Bozeman.«
    »Sagen Sie mir die Wahrheit.«
    »Ich sage Ihnen die Wahrheit.«
    »Sie drücken sich um die Wahrheit herum. Wenn Sie müde sind, könnten wir uns gegen Ende der Woche

Weitere Kostenlose Bücher