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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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schreiend, bis sie etwas Warmes und Salziges aushustete, Hände zum Gesicht, klebrig auf den Handrücken trocknend, und sie lag starr auf der Decke, wölbte sich von Kopf bis zu den Fersen vom Boden hoch, die Hände im Haar verkrallt.

24. Kapitel

    Scheppernd fiel Clarice Starlings Vierteldollar durch den Fernsprecher im heruntergekommenen Aufenthaltsraum der Pfleger.
    Sie wählte den Überwachungswagen an.
    »Crawford.«
    »Ich rufe von einem Münzfernsprecher außerhalb des Hochsicherheitstrakts an«, sagte Starling. »Dr. Lecter hat mich gefragt, ob das Insekt in West Virginia ein Falter sei. Er wollte sich aber nicht weiter darüber auslassen. Er hat gesagt, Buffalo Bill brauchte Catherine Martin, denn, ich zitiere: ›Er will eine Weste mit Titten dran.‹ Dr. Lecter will tauschen. Er will ein interessanteres Angebot von der Senatorin.«
    »Hat er das Ganze abgebrochen?«
    »Ja.«
    »Wie bald wird er Ihrer Ansicht nach wieder reden?«
    »Ich glaube, er würde dies gern die nächsten paar Tage durch-ziehen, doch ich würde ihn lieber jetzt noch mal in die Mangel nehmen, wenn ich irgendein dringendes Angebot von der Senatorin haben kann.«
    »Dringend ist richtig. Wir haben das Mädchen in West Virginia identizifiert. Vor einer halben Stunde Volltreffer beim Erkennungsdienst mit einer Fingerabdruckkarte einer als vermißt ge-meldeten Person aus Detroit. Kimberly Jane Emberg, zweiundzwanzig, seit 17. Februar aus Detroit vermißt. Wir kämmen ihre Nachbarschaft nach Zeugen ab. Der ärztliche Leichenbeschauer von Charlottesville behauptet, sie sei nicht nach dem 11. Februar gestorben und möglicherweise nicht nach dem Vortag, dem zehnten.«
    »Er hat sie nur drei Tage am Leben gelassen«, sagte Starling.
    »Seine Zeitspanne wird kürzer. Niemand dürfte wohl überrascht sein.« Crawfords Stimme war ruhig. »Er hat Catherine Martin nun schon seit ungefähr sechsundzwanzig Stunden. Ich glaube, wenn Lecter Informationen liefern kann, sollte er das mal lieber bei Ihrer nächsten Unterhaltung tun. Ich habe mich in der Außenstelle Baltimore eingerichtet, der Überwachungswagen hat Sie hierher durchgestellt. Ich habe ein Zimmer für Sie im Howard Johnson's, zwei Straßen von der Anstalt entfernt, wenn Sie später ein Nickerchen machen wollen.«
    »Er ist mißtrauisch, Mr. Crawford, er ist sich nicht sicher, ob Sie ihm irgend etwas Gutes zukommen ließen. Was er über Buffalo Bill gesagt hat, hat er gegen persönliche Informationen über mich eingetauscht. Meiner Meinung nach gibt es keinen wörtlichen Zusammenhang zwischen seinen Fragen und dem Fall... Möchten Sie die Fragen hören?«
    »Nein.«
    »Deshalb haben Sie mich keine Wanze tragen lassen, nicht? Sie dachten, es sei einfacher für mich, es sei wahrscheinlicher, daß ich ihm irgendwelche Dinge erzählte und ihn zufriedenstellte, wenn kein anderer es hören könnte.«
    »Hier haben Sie noch eine Möglichkeit: Was, wenn ich Ihrem Urteil vertraute, Starling? Was, wenn ich dächte, Sie seien mein bester Schütze, und ich wollte Ihnen eine Menge indirekter Kritiker vom Leibe halten? Würde ich Sie dann mit einem Abhörgerät losschicken?«
    »Nein, Sir.« Du bist dafür bekannt, mit Agenten umzugehen, nicht wahr, Mr. Crawfish? »Was können wir Dr. Lecter anbieten?«
    »Einiges, was ich Ihnen rüberschicke. Es wird in fünf Minuten da sein, es sei denn, Sie wollen sich zuerst ein wenig ausruhen.«
    »Ich würde es lieber jetzt machen«, sagte Starling. »Bitten Sie sie, Alonzo zu holen. Sagen Sie Alonzo, ich würde ihn auf dem Korridor vor Abschnitt 8 treffen.«
    »Fünf Minuten«, sagte Crawford.
    Starling ging auf dem Linoleum des heruntergekommenen Aufenthaltsraums weit unter der Erde auf und ab. Sie war der einzige Glanz in diesem Raum.
    Wir bekommen selten die Gelegenheit, uns in Wiesen spazie -
    rend oder auf kiesbestreuten Wegen wandelnd vorzubereiten; wir tun es kurzfristig an Orten ohne Fenster, auf Krankenhausgängen, in Räumen wie diesem Aufenthaltsraum mit seinem riesigen Plastiksofa und seinen Cinzano-Aschenbechern, wo die Gardinen blanken Zement bedecken. In Räumen wie diesem bereiten wir, bei so wenig Zeit, unsere Gesten vor, lernen sie auswendig, so daß wir sie machen können, wenn wir angesichts des Jüngsten Gerichts Angst haben. Starling war alt genug, das zu wissen; sie ließ sich durch den Raum nicht beeinflussen.
    Starling ging auf und ab. Sie machte in der Luft Gesten. »Durch-halten, Mädchen«, sagte sie laut. Sie sagte es zu Catherine

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