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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Kindheitsstörungen in Verbindung mit Gewalt. Möglicherweise Internierung in der Kindheit. Gehen Sie dann zu den Tests über.
    Sie suchen nach einem Weißen, wahrscheinlich unter fünfund-dreißig und ziemlich groß. Er ist kein Transsexueller, Clarice. Er glaubt nur einer zu sein, und er ist verwirrt und verärgert, weil sie ihm nicht helfen wollen. Das ist alles, was ich sagen möchte, glaube ich, bis ich den Fall gelesen habe. Sie werden ihn doch hier-lassen.«
    »Ja.«
    »Und die Bilder.«
    »Sie sind dabei.«
    »Dann laufen Sie mal besser mit dem los, was Sie haben, Cla -
    rice, und wir werden sehen, wie es Ihnen ergeht.«
    »Ich muß wissen, wie Sie -«
    »Nein. Seien Sie nicht gierig, sonst diskutieren wir das noch nächste Woche. Kommen Sie zurück, wenn Sie einige Fortschritte gemacht haben. Oder nicht. Und, Clarice?«
    »Ja.«
    »Das nächste Mal erklären Sie mir zwei Dinge. Was mit dem Pferd passiert ist, ist das eine. Das andere, worüber ich neugierig bin, ist... wie werden Sie mit Ihrer Wut fertig?«
    Alonzo kam sie holen. Sie hielt ihre Notizen gegen die Brust ge-drückt, ging mit gesenktem Kopf, versuchte alles in ihren Gedan- ken festzuhalten. Begierig nach frischer Luft sah sie noch nicht einmal zu Chiltons Büro hin, als sie aus der Anstalt eilte.
    Dr. Chiltons Licht brannte. Man konnte es unter der Tür sehen.

26. Kapitel
    Tief unter dem rostroten Baltimorer Morgengrauen Bewegungen im Hochsicherheitstrakt. Unten, wo es niemals dunkel ist und der gequälte Verstand den Tag beginnt wie Austern in einem Faß, die sich bei ihrer verlorenen Tide öffnen. Gottes Geschöpfe, die sich in den Schlaf weinten, bewegten sich, um erneut zu weinen, und die Irreredenden räusperten sich.
    Steif stand Dr. Hannibal Lecter aufrecht am Ende des Korridors, das Gesicht dreißig Zentimeter von der Wand weg. Schweres Se-geltuchgewebe fesselte ihn an einen hohen zweirädrigen Handwagen, als wäre er eine Standuhr. Unter dem Gewebe trug er eine Zwangsjacke und Beinfesseln. Eine Hockeymaske über seinem Gesicht beugte Beißen vor; sie war so wirksam wie ein Mundstück und für die Pfleger in der Handhabung nicht zu naß.
    Hinter Dr. Lecter wischte ein kleiner Pfleger mit runden Schultern Lecters Zelle mit einem Mop. Barney überwachte das dreimal wöchentlich stattfindende Putzen und suchte gleichzeitig nach Schmuggelware. Die, die den Boden wischten, neigten dazu, sich zu beeilen, da sie es in Dr. Lecters Quartieren schaurig fanden.
    Barney kontrollierte hinter ihnen her. Er überprüfte alles und lie ß nichts aus.
    Nur Barney überwachte die Behandlung von Dr. Lecter, da Barney niemals vergaß, mit wem er es zu tun hatte. Seine beiden Assistenten sahen sich eine Aufzeichnung von Hockeyhöhepunkten im Fernsehen an.
    Dr. Lecter ergötzte sich - er hatte umfassende innere Reichtü-
    mer und könnte sich jeweils jahrelang unterhalten. Seine Gedanken waren genauso wenig von Furcht oder Güte in Schranken gehalten wie die Miltons von Physik. In seinem Kopf war er frei.
    Seine Innenwelt hatte intensive Farben und Gerüche und nicht viel Klang. Er mußte sich tatsächlich ein wenig anstrengen, um die Stimme des verstorbenen Benjamin Raspail zu vernehmen. Dr.
    Lecter dachte gerade darüber nach, wie er Clarice Starling Jame Gumb geben würde, und es war nützlich, sich an Raspail zu erinnern. Hier nun der dicke Flötist am letzten Tag seines Lebens, wie er auf Lecters Therapiecouch lag und ihm von Jame Gumb er-zählte.
    »Jame hatte das abscheulichste Zimmer, das man sich in dieser Penne in San Francisco nur vorstellen konnte, irgendwelche auberginefarbene Wände mit psychedelischem Neongeschmier aus den Hippiejahren hier und da, alles schrecklich lädiert.
    Jame - wissen Sie, es wird tatsächlich so auf seiner Geburtsurkunde buchstabiert, da hat er es her, und man muß es
    ›Jame‹ aussprechen, wie das englische ›name‹, oder er wird fuchsteufelswild, auch wenn es ein Fehler im Krankenhaus war -
    sogar damals schon stellten sie billige Hilfskräfte ein, die noch nicht einmal einen Namen richtig schreiben konnten.
    Heutzutage ist es noch schlimmer, man riskiert sein Leben, in ein Krankenhaus zu gehen. Wie dem auch sei, hier saß Jame mit dem Kopf in den Händen in diesem fürchterlichen Zimmer auf seinem Bett, und er war aus dem Antiquitätenladen gefeuert worden, und er hatte wieder das Schlimme getan.
    Ich hatte ihm erklärt, daß ich mich mit seinem Benehmen einfach nicht mehr abfinden könnte, und natürlich war

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