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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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    »Gut. Ich will weder das eine noch das andere tun, Doktor. Ich will nur, daß Sie wissen, wie ernst ich es meine. Helfen Sie mir, Doktor. Bitte.«
    »Sie sagten, Sie arbeiten mit Alan Bloom.«
    »Ja. Die University of Chicago -«
    »Ich kenne Alan Bloom, und ich würde dies lieber auf beruflicher Ebene diskutieren. Sagen Sie ihm, ich werde mich heute morgen mit ihm in Verbindung setzen. Ich werde Sie vor Mittag wissen lassen, wozu ich mich entschieden habe. Die junge Frau ist mir wirklich nicht egal, Mr. Crawford. Das gilt auch für die anderen. Es steht hier aber eine Menge auf dem Spiel, und meiner Meinung nach ist es für Sie nicht so wichtig, wie es sein sollte... Mr.
    Crawford, haben Sie sich in letzter Zeit den Blutdruck messen lassen?«
    »Ich mache es selbst.«
    »Und Sie verschreiben sich selbst Medikamente?«
    »Das ist gegen das Gesetz, Dr. Danielson.«
    »Sie haben aber einen Arzt.«
    »Ja.«
    »Teilen Sie ihm Ihre Befunde mit, Mr. Crawford. Was für ein Verlust für uns alle, wenn Sie tot umfielen. Sie werden später am Morgen von mir hören.«
    »Wieviel später, Doktor? Wie wäre es in einer Stunde?«
    »In einer Stunde.«
    Crawfords Signalgeber summte, als er im Erdgeschoß aus dem Aufzug stieg. Jeff, sein Fahrer, winkte ihn heran, als Crawford zum Überwachungswagen lief. Sie ist tot, und sie haben sie gefunden, dachte Crawford, als er den Hörer ergriff. Der FBI-Chef war am Apparat. Die Neuigkeit war nicht so schlimm, wie sie hätte sein können, doch sie war schlimm genug: Chilton hatte sich in den Fall eingemischt, und nun auch noch Senatorin Martin. Auf Anordnung des Gouverneurs hatte der Justizminister des BundesStaates Maryland die Auslieferung von Dr. Hannibal Lecter nach Tennessee genehmigt. Es würde den ganzen Einfluß des Bundes-gerichts, Bezirk Maryland, erfordern, die Verlegung zu verhindern oder zu verzögern. Der Chef wollte einen beurteilenden Anruf von Crawford, und zwar sofort. »Bleiben Sie am Apparat«, sagte Crawford. Er hielt den Hörer gegen den Oberschenkel und sah aus dem Fenster des VW-Busses. Es gab nicht viel Farbe im Februar, die das erste Licht finden konnte. Alles grau. So öde.
    Jeff setzte zu einer Bemerkung an, und Crawford brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    Lecters Monsterego. Chiltons Ehrgeiz. Senatorin Martins schreckliche Angst um ihr Kind. Catherine Martins Leben. Wie man es nennen wollte.
    »Lassen Sie sie machen«, sagte er in den Hörer.

29. Kapitel
    Dr. Chilton und drei geschniegelte State Troopers standen bei Sonnenaufgang auf der windigen Makadamrollbahn dicht zusammen und erhoben ihre Stimmen über einen Schwall Radio-lärm aus der offenen Tür der Grumman Gulfstream und aus der neben dem Flugzeug leer laufenden Ambulanz.
    Der befehligende Trooper Captain reichte Dr. Chilton einen Kuli. Die Papiere wehten über den Rand der Cliptafel, und der Polizist mußte sie glattstreichen.
    »Können wir dies nicht in der Luft machen?« fragte Dr. Chilton.
    »Sir, wir müssen die Dokumente im Moment der körperlichen Übergabe erstellen. So lauten meine Anweisungen.«
    Der Kopilot war damit fertig, die Rampe über der Flug-zeugtreppe zu befestigen. »Okay«, rief er.
    Die Troopers versammelten sich mit Dr. Chilton hinten am Krankenwagen. Als er die Hintertüren aufmachte, verkrampften sie sich, als erwarteten sie, daß etwas herausspringen würde.
    Dr. Hannibal Lecter stand in Segelruchgewebe gehüllt und mit der Hockeymaske auf dem Gesicht aufrecht auf seinem Handwagen. Er leerte seine Blase in die von Barney gehaltene Ente.
    Einer der Polizisten schnaubte verächtlich. Die beiden anderen sahen weg. »Tut mir leid«, sagte Barney zu Dr. Lecter und machte die Tü-
    ren wieder zu.
    »Das ist schon in Ordnung, Barney«, entgegnete Dr. Lecter.
    »Ich bin fertig, danke.«
    Barney ordnete Lecters Bekleidung neu und rollte ihn zum Ende des Krankenwagens.
    »Barney?«
    »Ja, Dr. Lecter?«
    »Du bist lange anständig zu mir gewesen. Danke.«
    »Keine Ursache.«
    »Das nächste Mal, wenn Sammie bei sich ist, würdest du von mir auf Wiedersehen sagen?«
    »Klar.«
    »Auf Wiedersehen, Barney.«
    Der große Pfleger stieß die Türen auf und rief nach den Polizisten. »Wollt ihr mal den unteren Teil da anhalten, Jungs? Faßt ihn an beiden Seiten. Wir setzen ihn auf dem Boden ab. Langsam.«
    Barney rollte Dr. Lecter die Rampe hoch und in das Flugzeug hinein. Auf der rechten Seite der Maschine hatte man drei Sitze entfernt. Der Kopilot zurrte den Handwagen an

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