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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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werden. Über der Automatic war ein Saum im Futter ausgefranst. Sie war entschlossen, geschäftig zu sein, geschäftig, bis sie sich abregte. Sie holte das Nähmäppchen des Motels und nähte den Saum fest. Manche Agenten nähten flache Le-derringe in den Schoß der Jacke, damit sie sauber aufliegen würde, das würde sie auch machen müssen...
    Crawford klopfte an die Tür.

31. Kapitel
    Ärger ließ Frauen nach Crawfords Erfahrung verwahrlost aussehen. Wut ließ ihr Haar nach hinten hinausstehen und trieb Schindluder mit ihrem Teint, und sie vergaßen, ihre Reißverschlüsse zuzuziehen. Jedes unattraktive Merkmal wurde vergrö-
    ßert. Starling sah aus wie immer, als sie die Tür ihres Motelzimmers öffnete, doch sie war wütend, ganz schön wütend.
    Crawford wußte, daß er nun womöglich eine große neue Wahrheit über sie erfahren würde.
    Seifenduft und dampfende Luft wehten ihn an, als sie in der Türöffnung stand. Die Decken auf dem Bett hinter ihr waren über das Kissen hochgezogen worden.
    »Was sagen Sie, Starling?«
    »Ich sage, gottverdammt, Mr. Crawford, was sagen Sie?«
    Er winkte mit dem Kopf ab. »Der Drugstore an der Ecke ist schon offen. Wir werden 'nen Kaffee holen.«
    Es war ein milder Morgen für Februar. Die Sonne, noch tief im Osten, schien rot auf die Fassade der Anstalt, als sie vorbeigingen.
    Jeff folgte ihnen mit knisternden Radios langsam im Überwachungswagen. Einmal reichte er Crawford ein Telefon für ein kurzes Gespräch aus dem Fenster.
    »Kann ich Chilton wegen Verdunklung belangen?«
    Starling ging leicht voraus. Crawford konnte ihre Kiefermus-keln hervortreten sehen, nachdem sie gefragt hatte.
    »Nein, es hätte keine Wirkung.«
    »Was, wenn er sie umgebracht hat, was, wenn Catherine sei-netwegen stirbt? Ich möchte ihn wirklich kriegen... Lassen Sie mich an dieser Sache bleiben, Mr. Crawford. Schicken Sie mich nicht zur Schule zurück.«
    »Zwei Dinge. Wenn ich Sie behalte, dann nicht, um Chilton zu kriegen, das kommt später. Zweitens, wenn ich Sie viel länger behalte, werden Sie repetieren müssen. Kostet Sie ein paar Monate.
    Die Akademie lockert für niemanden die Bestimmungen. Ich kann garantieren; daß Sie wieder hineinkommen, aber mehr nicht
    -es wird ein Platz für Sie da sein, das kann ich Ihnen sagen.« Sie legte den Kopf weit zurück, beugte ihn beim Gehen dann wieder vor. »Vielleicht ist dies keine höfliche Frage, die man dem Boß stellt, aber stecken Sie in der Klemme? Kann Senatorin Martin Ihnen was anhaben?«
    »Starling, ich muß in zwei Jahren in Pension gehen. Wenn ich Jimmy Hoffa und den Tylenol-Killer finde, muß ich den Job trotzdem an den Nagel hängen. Es ist nicht von Belang.«
    Crawford, stets auf der Hut vor Begierde, wußte, wie sehr er weise sein wollte. Er wußte, daß ein Mann mittleren Alters Weis-heit so dringend nötig haben kann, daß er vielleicht versucht, sie teilweise zu erfinden; er wußte, wie tödlich das für einen jungen Menschen sein kann, der ihm glaubt. Daher wählte er seine Worte vorsichtig und sprach nur von Dingen, die er kannte.
    Was Crawford ihr auf dieser ärmlichen Straße in Baltimore er-klärte, hatte er in einer Reihe von eiskalten Morgendämmerungen in Korea gelernt, in einem Krieg, bevor sie geboren wurde. Er ließ den Teil mit Korea aus, da er ihn für Glaubwürdigkeit nicht brauchte.
    »Dies ist die schwerste Zeit, Starling. Nutzen Sie diese Zeit, und sie wird Sie besänftigen. Dies ist der härteste Test - sich durch Wut und Frustration nicht vom Denken abhalten zu lassen. Es ist der Kern dessen, ob Sie befehlen können oder nicht. Verschwendung und Dummheit bringen Ihnen nur das Schlechteste ein. Chilton ist ein gottverdammter Narr, und er hat vielleicht Catherine Martins Leben auf dem Gewissen. Vielleicht aber auch nicht. Wir sind ihre Chance, Starling, wie kalt ist flüssiger Stickstoff im Labor?«
    »Was? Ah, flüssiger Stickstoff... minus zweihundert Grad Cel-sius, in etwa. Er kocht bei ein wenig mehr als dem.«
    »Haben Sie je etwas damit vereist?«
    »Sicher.«
    »Ich möchte, daß Sie jetzt etwas damit vereisen. Legen Sie die Angelegenheit mit Chilton auf Eis. Behalten Sie die Informationen, die Sie von Lecter bekommen haben, und vereisen Sie die Gefühle. Ich möchte, daß Sie den Blick auf den Preis gerichtet halten, Starling. Nur darauf kommt es an. Sie haben für einige Informationen gearbeitet, dafür bezahlt, sie erhalten, nun werden wir sie verwenden. Sie sind genauso gut oder genauso wertlos wie

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