Das Schweigen der Laemmer
selbst herausfinden mußten. Ich weiß, wie gründlich Johns Hopkins ist. Sie haben Fälle wie diesen, dessen bin ich sicher. Operationssüchtige bewerben sich bei jedem Krankenhaus, das Operationen durchführt. Meinen Sie etwa, beim FBI bewerben sich keine Spinner? Wir kriegen sie ständig. Letzte Woche bewarb sich in St. Louis ein Mann mit einem Moe-Toupet. Er hatte eine Ba-zooka, zwei Raketenwaffen und einen Bärenfelltschako in seiner Golf lasche.«
»Haben Sie ihn eingestellt?«
»Helfen Sie mir, Dr. Danielson. Die Zeit frißt uns auf. Während wir hier stehen, verwandelt Buffalo Bill Catherine Martin vielleicht schon in eine von diesen.« Crawford legte ein Foto auf die glänzende Arbeitsfläche.
»Machen Sie das bloß nicht«, sagte Dr. Danielson. »Das zu tun ist kindisch und schikanierend. Ich war Chirurg an der Front, Mr.
Crawford. Stecken Sie Ihr Bild wieder in die Tasche.«
»Klar, einem Chirurgen macht es nichts aus, sich einen verstümmelten Körper anzuschauen«, sagte Crawford, zerknüllte seinen Papierbecher und trat auf das Pedal des geschlossenen Abfalleimers. »Ich glaube aber nicht, daß es einem Arzt nichts ausmacht, ein Leben verschwendet zu sehen.« Er ließ seinen Becher hineinfallen, und der Deckel des Abfalleimers klappte mit befrie -
digendem Scheppern zu. »Hier ist mein bestes Angebot: Bezüglich dieser Richtlinien werde ich Sie nicht um Patienfeninformatio-nen, sondern nur um von Ihnen ausgewählte Bewerbungsinfor-mationen bitten. Sie und Ihr psychiatrischer Prüfungssausschuß können Ihre abgelehnten Bewerbungen viel schneller durchgehen als ich. Wenn wir Buffalo Bill durch Ihre Informationen finden, werde ich diese Tatsache verschweigen. Mir wird eine andere Möglichkeit einfallen, wie wir es bewerkstelligt haben können, und für die Akten ziehen wir das dann so durch.«
»Könnte Johns Hopkins ein geschützter Zeuge sein, Mr. Crawford? Könnten wir eine neue Identität haben? Angenommen, als Bob Jones College auftreten? Ich bezweifle sehr, daß das FBI oder irgendeine andere Regierungsbehörde sehr lang ein Geheimnis bewahren kann.« »Sie wären überrascht.«
»Ich bezweifle es. Der Versuch, unter einer unpassenden büro-kratischen Lüge hervorzukriechen, wäre nachteiliger, als einfach nur die Wahrheit zu sagen.«
»Vielen Dank, Dr. Danielson, für Ihre humorvollen Bemerkun-gen. Sie sind für mich sehr aufschlußreich - wie, werde ich Ihnen in einer Minute zeigen. Sie mögen die Wahrheit - hier bitte. Er kidnappt junge Frauen und reißt ihnen die Haut ab. Er legt diese Häute an und tollt in ihnen herum. Wir wollen, daß er damit aufhört. Wenn Sie mir nicht so schnell helfen, wie Sie können, dann werde ich Ihnen folgendes antun: Heute morgen wird das Justizministerium öffentlich einen Gerichtsbeschluß verlangen, in dem es heißt, daß Sie Ihre Hilfe verweigert haben. Wir werden zweimal pro Tag fragen, rechtzeitig für die Früh- und Spätnachrichten. In jeder neuen Mitteilung vom Justizministerium über diesen Fall wird darüber berichtet, was für Fortschritte wir mit Dr. Danielson am Johns Hopkins machen, wie wir versuchen, ihn dazu zu bewegen, mit der gewünschten Information herauszurücken. Jedesmal wenn es im Fall Buffalo Bill Neuigkeiten gibt - wenn Catherine Martin als Wasserleiche auftaucht, wenn die nächste und die übernächste als Wasserleiche auftaucht -, werden wir sofort dar-
über eine Mitteilung in den Nachric hten bringen, wie wir mit Dr.
Danielson am Johns Hopkins vorankommen, zusammen mit Ihren humorigen Kommentaren über das Bob Jones College. Noch eins, Doktor. Wie Sie wissen, haben die Ministerien für Gesundheit und Menschenrechte ihren Sitz direkt hier in Baltimore.
Meine Gedanken gehen in Richtung des Amts für Eignungspoli-tik, und vermutlich haben Sie schon längst vor mir daran gedacht, oder? Was, wenn Senatorin Martin irgendwann nach der Beerdi-gung ihrer Tochter den Mitgliedern drüben im Eignungsamt diese Frage stellte: Sollten die Geschlechtsumwandlungsoperationen, die Sie hier durchführen, als Schönheitschirurgie betrachtet werden? Vielleicht kratzt man sich am Kopf und beschließt: › Also wißt ihr, Senatorin Martin hat recht. Ja. Es ist wohl Schönheitschirurgie.‹
Dann qualifiziert sich dieses Programm genausowenig für bundesstaatliche Beihilfe wie eine Klinik für Nasenkorrekturen.«
»Das ist beleidigend.«
»Nein, es ist nur die Wahrheit.« »Sie jagen mir keine Angst ein, Sie schüchtern mich nicht ein
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