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Das Schweigen der Laemmer

Das Schweigen der Laemmer

Titel: Das Schweigen der Laemmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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den Sitzgestellen im Boden fest.
    »Fliegt er etwa im Liegen?« fragte ein Trooper. »Hat er Gummihosen an?«
    »Bis Memphis wirst du kein Wasser lassen können, du Schlächter«, sagte der andere.
    »Könnte ich Sie sprechen, Dr. Chilton?« fragte Barney.
    Sie standen vor dem Flugzeug, während der Wind kleine Wirbel aus Staub und Abfall um sie herum aufwehte.
    »Diese Burschen wissen nicht die Bohne«, sagte Barney.
    »Ich werde am ändern Ende etwas Hilfe haben - erfahrene psychiatrische Pfleger. Er ist jetzt in ihrer Verantwortung.«
    »Meinen Sie, daß sie ihn ordentlich behandeln werden? Sie wissen, wie er ist - man muß ihm mit Langeweile drohen. Das ist das einzige, wovor er Angst hat. Ihn herumzuboxen bringt nichts.«
    »Das würde ich nie zulassen, Barney.«
    »Werden Sie dabeisein, wenn man ihn verhört?«
    »Ja.« Und du nicht, fügte Chilton im stillen hinzu.
    »Ich könnte helfen, ihn am ändern Ende einzugewöhnen und nur ein paar Stunden hinter meiner Schicht wieder hier sein«, sagte Barney.
    »Er ist nicht mehr deine Aufgabe, Barney. Ich werde dort sein.
    Ich werde ihnen zeigen, wie man mit ihm umgeht, jeden Schritt.«
    »Die sollen mal lieber aufpassen«, sagte Barney. »Er tut es.«

30. Kapitel
    Clarice Starling saß auf dem Rand ihres Motelbetts und starrte das schwarze Telefon fast eine Minute an, nachdem Crawford aufge-legt hatte. Ihr Haar war zerzaust, und ihr FBI-Akademie -Nacht-hemd hatte sich um sie gewickelt, als sie sich in ihrem kurzen Schlaf hin- und hergewälzt hatte. Sie hatte das Gefühl, als hätte man sie in den Magen getreten.
    Es war erst drei Stunden her, seit sie Dr. Lecter verlassen hatte, und zwei Stunden, seit sie und Crawford aufgehört hatten, die Liste charakteristischer Merkmale auszuarbeiten, um sie mit Bewerbungen in den Ärztezentren zu vergleichen. In dieser kurzen Zeit, in der sie schlief, hatte Dr. Frederick Chilton es fertiggebracht, das Ganze zu versauen.
    Crawford war auf dem Weg zu ihr. Sie mußte fertig werden, mußte darüber nachdenken, fertig zu werden.
    Gottverdammt. GOTTVERDAMMT. GOTTVERDAMMT. Du hast sie umgebracht, Dr. Chilton. Du hast sie umgebracht, Dr. FuckFace.
    Lecter hat noch etwas mehr gewußt, und ich hätte es kriegen können.
    Alks weg nun, alles weg. Alles umsonst. Wenn Catherine Martin als Wasserleiche auftaucht, werde ich dafür sorgen, daß du sie dir anschauen mußt, das schwöre ich. Du hast es mir weggenommen. Ich muß wirklich etwas Nützliches zu tun haben. Und zwar jetzt. Was kann ich jetzt tun, was kann ich in dieser Minute tun? Mich waschen.
    Im Bad ein Körbchen mit in Papier eingewickelten Seifen, Tu-ben mit Shampoo und Lotion, ein Mäppchen mit Nähzeug, die kleinen Geschenke, die man in einem guten Motel bekommt.
    Als Starling unter die Dusche trat, sah sie sich jäh im Alter von acht, wie sie ihrer Mutter die Handtücher und das Shampoo und die in Papier eingewickelte Seife hereinbrachte, als ihre Mutter Motelzimmer putzte. Als sie acht war, gab es da eine Krähe, eine aus einer Schar, die auf dem sandigen Wind jener sauertöpfischen Stadt hergeweht wurden, und diese Krähe stahl gern von den Rei-nigungskarren des Motels. Sie nahm alles. Die Krähe würde auf eine Gelegenheit warten und dann unter den vielen Haushalts-gegenständen auf dem Karren wühlen. Manchmal schiß sie bei einem unvorhergesehenen Start auf die sauberen Bettücher. Eine der anderen Putzfrauen warf Chlorkalk nach ihr, doch nur mit der Wirkung, daß sie ihre Federn mit schneeweißen Flecken sprenkelte. Die schwarzweiße Krähe wartete immer darauf, bis Clarice den Karren verließ, um ihrer Mutter, die Badezimmer schrubbte, Dinge zu bringen. Ihre Mutter stand in der Tür eines Motelbadezimmers, als sie Starling erklärte, daß sie weggehen, daß sie in Montana leben müsse. Ihre Mutter legte die Handtücher hin, die sie gerade in der Hand hatte, setzte sich auf den Rand des Motelbetts und hielt sie umarmt. Starling träumte noch immer von der Krähe, sah sie nun, ohne Zeit, zu überlegen, warum. Ihre Hand kam in einer wegscheuchenden Bewegung hoch, und dann, als ob es einer Entschuldigung für die Geste bedurfte, fuhr ihre Hand zur Stirn weiter, um das nasse Haar zurückzustreichen.
    Sie zog sich rasch an. Hosen, Bluse und eine leichte Wollweste, den stupsnasigen Revolver im Holster aus Leder minderer Qualität fest gegen die Rippen gepreßt, die Automatic auf der anderen Seite quer über ihrem Gürtel. An ihrem Blazer mußte eine Kleinigkeit ausgebessert

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