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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Schwester nicht da ist, verstehen Sie. Und ich muss in drei Minuten im Unterricht sein. Der Tanzmeister bricht pünktlich um ein Uhr auf.«
    Olivia streckte die Hand aus. »Ich bin Olivia Keene«, sagte sie.
    Miss Kirbys Mund stand weit offen, als sie Olivias Hand schüttelte. »Sie sind das?« Sie biss sich auf die Lippe. »Wenn nur … Aber meine Schwester hat strikte Anweisungen hinterlassen. Vielleicht könnte Miss Keene allein warten?«
    »Miss Keene bleibt bei mir, unter meinem Schutz«, stellte Lord Brightwell klar. »Sie verstehen.«
    »Ich glaube nicht, dass das … Oh, ich muss wirklich gehen. Hören Sie. Wenn Sie mir folgen, bringe ich Sie in den Salon. Dort können Sie warten und ich schicke meine Schwester zu Ihnen, sobald sie wieder da ist.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, Miss Kirby.«
    Die Frau drehte ihren Kopf von einer Seite zur anderen, während sie die beiden in die Schule und durch einen kurzen Gang in einen kleinen, ordentlichen Salon führte. »Warten Sie hier«, sagte sie und schloss die Tür fest hinter sich.
    »Recht vorsichtig, unsere Miss Kirby«, bemerkte der Earl.
    »Das ist mir auch aufgefallen.«
    »Ich hoffe, sie sind nicht damit beschäftigt, Schülerinnen zu entlausen oder etwas in der Art, wofür sie keine Zuschauer wollen.«
    Olivia gab keine Antwort, sondern ging langsam durchs Zimmer. »Hier wollte ich hin, bevor ich den Abstecher nach Brightwell Court gemacht habe«, erklärte sie. »Ich hatte gehofft, sie könnten noch eine Lehrerin brauchen.«
    »Sie hoffen es immer noch, wie ich sehe.«
    »Bitte halten Sie mich nicht für undankbar.«
    »Das tue ich nicht. Sie sind ganz und gar die Tochter Ihrer Mutter. Natürlich wollen Sie unterrichten. Immer wenn ich Sie mit Audrey und Andrew sehe, kommt es mir vor, als hätte ich Dorothea wieder vor mir.«
    »Was das angeht, Mylord – denken Sie das Gleiche wie ich? Über die verschleierte Frau, meine ich.«
    Er runzelte die Stirn. »Das bezweifle ich.«
    »Sie glauben nicht, dass es meine Mutter war, die sich in dieser Verkleidung auf den Weg gemacht hat, um mich zu suchen?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, antwortete er kurz und ohne Zögern.
    Sie wollte ihn bitten, ihr das zu erklären, als ein gedämpftes Lachen durch die verschlossene Tür drang.
    Mit einem Ruck drehte sich Olivia zu Lord Brightwell um und klammerte sich an seine Unterarme. »Es ist Mutter!«, flüsterte sie. Aufregung machte sich in ihrem ganzen Körper breit.
    Der Earl betrachtete sie mitfühlend. Er schüttelte den Kopf und sagte bittend: »Olivia …«
    Olivia eilte zur Tür, öffnete sie vorsichtig ein paar Zentimeter und lauschte. Wieder war das Lachen irgendwo im Schulhaus zu hören.
    »Das ist sie! Ich weiß es!« Olivia stürmte aus dem Salon. Tatsächlich war es lange her, seit sie ihre Mutter zuletzt hatte lachen hören, aber der Klang berührte etwas in ihrer Seele. Sie stieß die erste Tür auf, an die sie kam.
    »Mutter?«
    Ein dreizehn oder vierzehn Jahre altes Mädchen schaute erschrocken von ihrem Schreibtisch hoch.
    »Verzeihung«, murmelte Olivia und zog sich rückwärts zurück. Sie kam sich unbeschreiblich dumm vor.
    Lord Brightwell stand in der Tür des Salons und bedeutete ihr lautlos, wieder zurückzukommen. Aber Olivia hatte das Lachen erneut gehört, es kam von irgendwo über ihr. Sie rannte zur Treppe, die ganz in der Nähe war, hob die Röcke etwas an und bewegte sich mit schnellen Schritten nach oben. Sie eilte durch den Gang zu einer offenen Tür und schaute hinein. Eine Frau saß mit dem Rücken zur Tür an einem niedrigen Tisch. Vor ihr standen zwei Mädchen, ungefähr in Audreys Alter, und machten ein Spiel mit französischen Vokabelkarten. Die Mädchen bemerkten Olivia als Erste.
    »Was gibt es?« Die Frau drehte ihre schmalen Schultern und den dunkelbraunen Kopf und zeigte auf diese Weise ein unendlich vertrautes Profil.
    Olivias Magen schlug Purzelbäume und jeder einzelne Muskel spannte sich an.
    Die Frau riss die Augen weit auf. Sie sprang auf und drückte ihre Hand aufs Herz. Olivia und ihre Mutter starrten sich fassungslos an.
    »Olivia!« Dorothea Keene streckte die Arme aus und zog ihre Tochter an sich.
    »Oh Mama, wir haben uns solche Sorgen gemacht«, sagte Olivia mit Tränen in den Augen. »Wir hielten dich für tot.«
    »Olivia, lass dich anschauen. Bis vor ein paar Tagen war ich diejenige, die dachte, sie hätte dich für immer verloren.« Ihre Mutter drückte sie wieder fest an sich. Dann spürte Olivia, wie sie

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