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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Stanton Bradley klopfte an die Tür der Wildhüterhütte, den schweren Werkzeugkasten in der Hand, und hielt die Luft an.
    Nach einer langen Minute öffnete Avery Croome die Tür und kniff die blassblauen Augen zusammen. »Ich hoffe, Sie sind nicht gekommen, um mich zu bitten, mein Wort zu brechen.«
    »Ich bitte Sie, gar nichts zu brechen, Mr Croome«, antwortete Edward und fühlte sich seltsam beschwingt. »Ich bin hier, um das zu reparieren, was bereits zerbrochen ist.«
    Croome zog die buschigen Augenbrauen in die Höhe. Er sah zwischen Edwards Gesicht und Matthews' Werkzeugkoffer hin und her. »Sie?«
    Edward deutete auf eines der vorderen Fenster, dessen Scheibe einen tiefen Riss hatte. »Dafür werde ich den Glaser kommen lassen. Passt es am Dienstag?«
    Croome starrte ihn nur an, die Brauen misstrauisch zusammengezogen.
    »Jetzt wollen wir uns das Innere ansehen«, sagte Edward und deutete auf die Tür.
    »Warum?«
    Edward erwiderte in unschuldigem Ton: »Weil ich aus sicherer Quelle weiß, dass das Haus sehr heruntergekommen ist. Ich glaube, Sie sprachen davon, dass Sie eine Hütte wollen, die nicht über Ihnen zusammenbricht?«
    Den Blick immer noch auf Edward gerichtet, stieß Croome die Tür auf und trat zurück, als wolle er einem potenziell gefährlichen Raubtier nicht den Rücken zuwenden. Er sagte: »Beachten Sie, dass ich keinen Besuch erwartet habe. Nicht seit Miss Keene weg ist. Sie war die Einzige, die sich die Mühe gemacht hat, hierherzukommen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ist auf und davon gegangen, was?« Cromme schüttelte den Kopf und verzog missbilligend den Mund.
    »Ich fürchte, das ist meine Schuld«, gestand Edward. »Falls Sie das tröstet, ich vermisse sie auch.«
    Croome machte ein finsteres Gesicht. »Ich hab nie gesagt, dass ich sie vermisse.«
    »Oh, und bevor ich es vergesse –«, Edward zog ein eingepacktes Bündel aus dem Werkzeugkoffer, »Mrs Moore schickt Ihnen ein Stück Pflaumenkuchen. Er ist noch warm.«
    Croomes Augen waren nur noch Schlitze und er wiegte den Kopf hin und her. »Hat Sie jetzt auch zu Ihrem Verbündeten gemacht, was?«
    Edward zuckte die Achseln und verkniff sich ein Grinsen, als der alte Mann das Bündel entgegennahm.
    Edward folgte ihm nach drinnen. Ein dumpfer Geruch empfing ihn – klamm, aber nicht abstoßend. Der Hauptraum war ziemlich ordentlich und nur ein Teller und eine Tasse warteten auf der Anrichte, gewaschen zu werden.
    »Das sieht gar nicht so schlecht aus«, sagte er und sah sich um. »Wo ist das Problem?«
    Croome legte Mrs Moores Gabe auf den Tisch. Er schlurfte zur gegenüberliegenden Wand und zeigte an die Decke, an der Wasserflecken und Risse zu sehen waren.
    Edward folgte ihm. Er ging in die Hocke, um den schweren Werkzeugkasten auf dem Boden abzusetzen, und hielt inne, als seine Aufmerksamkeit auf das Regal fiel, das an der Wand stand.
    Er ließ den Blick über die drei Bretter wandern, die grob zusammengefügt und in seiner Lieblingsfarbe gestrichen waren. Er hatte das Möbelstück ein halbes Dutzend Jahre nicht mehr gesehen, aber sofort wiedererkannt.
    Hinter ihm murmelte Croome: »Hab ich vor dem Feuer gerettet. Ich fand es unnötig, es wegzuwerfen.«
    Edward nickte. Es war ihm eng um die Brust.
    »Also, legen wir los«, sagte Croome kurz angebunden. »Ich hoffe, Ihre Fertigkeiten haben sich seither verbessert.«

46
     
Die Dinge des gegenwärtigen Lebens zeigen sich dem menschlichen Auge in falscher Vergrößerung, weil sie so unmittelbar sind.
William Wilberforce
     
    Als der Lakai der Crenshaws das silberne Brieftablett ausstreckte, erkannte Olivia Lord Brightwells Schrift auf einem Brief, der an sie gerichtet war. Erfreut, von ihm zu hören, brach sie das Siegel auf und entfaltete das einzelne Blatt. Dann hielt sie den Atem an. Denn die Worte im Inneren waren in einer anderen Handschrift verfasst – einer kühnen, männlichen Schrift. Lord Bradleys.
    Ihre Tante Georgiana betrat das Zimmer und zog ihre Handschuhe über. »Olivia, Liebes, bist du bereit?«, fragte sie.
    Olivia faltete den Brief zusammen. »Verzeih mir, Tante, aber ich habe gerade einen Brief bekommen. Würde es dir sehr viel ausmachen, wennich hierbliebe? Geh doch einfach ohne mich.«
    »Bist du sicher, Liebes?«
    »Ganz sicher.«
    Zögernd stimmte ihre Tante zu, ihre Vormittagsbesuche ohne sie zu machen.
    Olivia eilte in ihr Zimmer und entfaltete den Brief noch einmal mit zitternden Fingern.
Meine liebe Miss Keene,
es gibt so viel zu erzählen. Ich weiß kaum,

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