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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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aufzuziehen, geschweige denn ein Kind.« Ihre Lippen zitterten. »Er war außer sich vor Schmerz und wies jeden Versuch ab, ihn zu trösten. Er weigerte sich, davon zu sprechen oder mir zu sagen, wo der Junge war.« Ihre Stimme brach. »Der Junge, der sie das Leben gekostet hat, als sie ihn auf die Welt brachte.«
    »Mrs Moore«, sagte er sanft. »Sie werden es nicht glauben, fürchte ich. Aber Alice starb, während sie mich zur Welt brachte.«
    Sie starrte ihn an, die Stirn gekräuselt, die Lippen aufeinander gepresst. Sie wirkte ärgerlich oder zumindest frustriert und verwirrt.
    »Mr Croome hat Alices Sohn nicht in den Norden gebracht«, fuhr Edward in ruhigem Ton fort. »Er gab Lord und Lady Brightwell das Kind. Damit sie es als ihr eigenes aufziehen konnten.«
    Ihr kleiner Mund öffnete sich zu einem schlaffen O. Sie sah beinahe komisch aus und er biss sich auf die Lippe, um sich ein Grinsen zu verkneifen, das fehl am Platz war.
    »Ich habe Ihnen gesagt, Sie würden mir nicht glauben.«
    Sie schaute zu ihm hoch und schüttelte verwundert den Kopf. »Ich habe es nie gesehen«, hauchte sie. »Sie sind ihr nicht sehr ähnlich.«
    »Ist es nicht ironisch, dass ich so sehr wie ein Bradley aussehe?«
    »Das war Gottes Hand, würde ich sagen.«
    »Davon weiß ich nichts.« Er senkte den Kopf und lächelte verlegen.
    »Da! Ich kann etwas von ihr erahnen.« Mrs Moores haselnussbraune Augen glitzerten. »Etwas an Ihrem Mund, wenn Sie lächeln. Ich kann mich nicht erinnern, Sie lächeln zu sehen, seit Sie ein Junge waren.«
    »Ich werde daran arbeiten müssen.«
    Ihr Kinn fiel wieder nach unten, als ihr ein neuer Gedanke kam. »Das muss der Grund sein, warum es alles so ein Geheimnis war! Warum er sich weigerte, mir zu sagen, was aus Ihnen geworden war.« Sie sog tief die Luft ein. »Und warum er hierblieb, als wir alle dachten, er würde den Ort verlassen. Warum bleibt er hier, habe ich mich immer wieder gefragt, wenn er doch eine Familie im Norden hat, die sich um ihn kümmert, wenn er älter wird. Was hält ihn hier, jetzt, wo seine Maggie nicht mehr da und Alice auch weg ist?« Sie starrte Edward an und schüttelte langsam und erstaunt den Kopf. »Er konnte es nicht ertragen, Sie zu verlassen.«
    Edward spürte, wie es in seiner Brust eng wurde, und auch seine Kehle schnürte sich zu.
    »Ich kann es nicht glauben.« Erneut trieb es ihr die Tränen in die Augen, aber die vorherige Niedergeschlagenheit wich einer offensichtlichen Freude. »Allies Junge.« Sie streckte die Arme nach ihm aus, beherrschte sich jedoch schnell, als ihr bewusst wurde, was sie beinahe getan hätte. »Vergeben Sie mir.«
    Er nahm ihre Hände in seine. »Es gibt nichts zu vergeben, Mrs Moore. Schließlich sind Sie meine Großtante, nicht wahr?«
    Sie lachte, strahlte ihn an und drückte seine Hände. »Ja, vermutlich bin ich das.« Sie biss sich auf die Lippe. »Obwohl wahrscheinlich alles noch ein großes Geheimnis ist?«
    Er atmete tief durch. »Gegenwärtig noch, ja, falls es Ihnen nichts ausmacht. Aber nicht für immer.«
    »Seit wann wissen Sie, dass Sie nicht …« Sie vollendete die Frage nicht.
    »Ich erfuhr es erst letzten Herbst, als Miss Keene zu uns kam.«
    »Miss Keene? Was hat sie damit zu tun?«
    Er machte ein bedauerndes Gesicht. »Das ist eine lange Geschichte, fürchte ich.«
    Als spüre sie eine Abweisung, zog sie ihre Hände zurück und richtete sich auf. »Ich bin sicher, Sie sind sehr beschäftigt, und ich … nun gut, das Essen kocht sich auch nicht von allein.«
    Sie öffnete die Tür des Vorratsraums, aber er stoppte sie mit einem sanften Flehen.
    »Mrs Moore, bitte.«
    Er trat dicht an sie heran, schloss die Lücke zwischen ihnen. »Ich würde Ihnen sehr gern alles erzählen, aber ein anderes Mal. Vielleicht könnten wir an einem Nachmittag zusammen Tee trinken? Sagen wir, in der Wildhüterhütte?«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu. »Das würde ihm nicht gefallen.«
    »Lassen Sie sich überraschen. Und ich glaube, es würde ihm unendlich gut tun.«
    Spontan beugte er sich vor und küsste sie auf die Wange.
    Als er sich umdrehte, hörte er die Küchenmädchen nach Luft schnappen und direkt danach ihr Kichern und aufgeregtes Flüstern.
    Mrs Moores diensteifrige Stimme folgte ihm, als er die Treppen hochstieg. »Er hat mir nur für meinen besten Pflaumenkuchen gedankt, und hättet ihr ihn je probiert, würdet ihr mir auch ein Küsschen geben. Habt ihr eigentlich keine Erbsen zu schälen?«
    Edward lächelte.

     
    Edward

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