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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sagen. Was ist mit den Kindern?«
    »Sie sind momentan noch hier. Nach der Hochzeitsreise wird allerdings nur Alexander bei dem glücklichen Paar wohnen. Offenbar ist George Linton bereit, ein Kind aufzunehmen, aber nicht drei.«
    Felix runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Lord Brightwell. »Aber Judith hat beschlossen, Audrey und Andrew meiner Betreuung zu überlassen. Wenn du etwas dagegen hast und es vorziehst, eine qualifizierte Person anzustellen, die sie bei dir in der Nähe von Oxford in einem Haus unterbringt und sich um sie kümmert, wenn du selbst für sie sorgen und darauf achten willst, dass sie eine ordentliche Erziehung erhalten, kannst du das machen.«
    Felix zupfte am Saum seiner Weste und verlagerte sein Gewicht. »Ich habe sie natürlich gern«, sagte er stockend. »Aber ich kann mir nicht leisten … und sie sind ja auch nicht mit mir verwandt. Nicht einmal mit meiner Schwester, nicht wahr? Will Dominicks Mutter sie nicht aufnehmen?«
    »Es scheint, als wäre die ältere Mrs Howe so mit der Gicht und finanzieller Knappheit geschlagen – ihre Worte, musst du wissen –, dass sie sich nicht in der Lage dazu sieht, obwohl sie es sehr gern täte. Sie hat nichts dagegen, dass ich sie als meine Mündel aufziehe, vorausgesetzt, ich bringe sie gelegentlich zu einem Besuch zu ihr.«
    »Deine Mündel?«
    »Ja.«
    Felix betrachtete seinen Onkel mit einem Ausdruck von widerwilligem Respekt. »Nimmst du mal wieder die Kinder von jemand anderem auf, ja«, sagte er drollig.
    Lord Brightwells Augen funkelten. »Ja«, erwiderte er in schleppendem Tonfall. »Ich scheine mir das zur Angewohnheit zu machen.«

48
     
HAINES, George, für den Diebstahl eines Gewehrs und einer Pulverbüchse, dem Eigentum von James Hickman; und eines Kaninchens, dem Eigentum von Henry Simcox.
Drei Kalendermonate für das erste Vergehen; einen Kalendermonat für das zweite.
Northleach House of Correction Records, 1850
(übertragen von Phil Mustoe)
     
    Als der Lakai der Crenshaws ihr Lord Bradleys Karte reichte, explodierten verschiedene Gefühle wie Feuerwehrraketen in ihrem Körper – Panik, Angst, Hoffnung. Sie war versucht, ihn nicht zu empfangen, aber sie wusste, dass sie das nicht tun konnte. Nicht nach seinem Entschuldigungsbrief. Und was wäre, wenn Lord Brightwell krank wäre? Oder wenn einem der Kinder etwas zugestoßen wäre?
    »Führen Sie ihn bitte herein.«
    Die folgenden Minuten kamen ihr wie eine Stunde vor, aber als sie seine Schritte hörte, kamen sie viel zu schnell näher. Sie schluckte und atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen.
    Als sich die Tür wieder öffnete, erhob sich Olivia unsicher. »Lord Bradley, ich … ich habe Sie nicht erwartet.«
    Er verbeugte sich. »Dessen bin ich mir bewusst.« Er schaute auf seine Stiefel hinunter. »Und ich erwartete, dass der Lakai mir unmissverständlich klarmachen würde, Sie wären nicht zu Hause – ob Sie nun hier wären oder nicht.«
    »Ich habe es in Betracht gezogen, das gebe ich zu.« Ihr Lachen klang in ihren eigenen Ohren gezwungen. »Aber ich wollte keine Aufregung verursachen, nachdem ich hier nur Gast bin.«
    Durch seine goldenen Wimpern hindurch sah er sie an. »Ein verehrter Gast, hoffe ich?«
    Olivia biss sich auf die Lippe und lächelte dann. »Doch, ja. Meine Mutter ebenfalls. Sie sind alle zusammen nach Cirencester gefahren, sonst würde ich Sie vorstellen.«
    Er nickte. Sie standen einen Moment lang verlegen im Zimmer. Schließlich räusperte er sich und drehte seinen Hut in der Hand.
    »Oh! Vergeben Sie mir«, sagte Olivia. »Bitte setzen Sie sich.«
    »Eigentlich … geht es mir ein bisschen wie Andrew im Schulzimmer. Ich habe zu viel Energie, um mich hinzusetzen. Wären Sie so freundlich, ein paar Schritte mit mir zu gehen? Als ich hereingeritten bin, habe ich einen schönen Garten gesehen.«
    »Natürlich … ich hole nur schnell meine Haube.«
    Sie schlenderten zusammen durch den gepflegten Garten, der von Mauern aus marmoriertem Stein eingefasst war. Die Sonne schien und die Luft war erfüllt von Rosen- und Lavendelduft.
    »Haben Sie meinen Brief erhalten?«, erkundigte Edward sich.
    »Ja. Obwohl ich gesehen habe, dass Ihr Vater ihn adressiert hat.«
    Er nickte. »Seit dem Tag, an dem Sie uns verlassen haben, habe ich ihn angefleht, mir zu sagen, wo Sie sind, und endlich hat er nachgegeben.«
    Edward war so nervös gewesen, dass er sie bis zu diesem Moment noch gar nicht richtig angesehen

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