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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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dich, irgendwo anders hinzugehen.«
    »O doch.«
    »Aber der ist das Risiko nicht wert.«
    Gardeaux. Maritz. Natürlich gab es einen Grund. Was hatte sie denn gedacht?
    Sie hatte nur daran gedacht, ihn in Sicherheit zu sehen.
    Schuldgefühle stiegen in ihr hoch. Nähe und Intimität hatten sich in ihr Leben geschlichen und drohten, ihrem Vorhaben im Wege zu stehen. Eilig wandte sie sich von ihm ab. »Ich muss duschen.«
    »Läufst du vor mir davon? « fragte er in ruhigem Ton.
    »Nein, ich - ja.« Sie würde ihn nicht belügen. »Ich glaube, ich sollte gehen. Die Dinge werden einfach zu kompliziert.«
    »Ich dachte mir, dass es soweit kommt«, sagte er. »Zur Hölle mit Kabler.«
    »Es ist nicht seine Schuld. Es ist einfach...«
    »Kompliziert«, beendete er ihren Satz in sarkastischem Ton.
    »Und Kabler hat dabei als Katalysator gedient.« Er streckte die Hände aus und hielt sie an den Schultern fest. »Hör mir zu.
    Durch seinen Besuch hat sich nichts verändert. Du brauchst nicht davonzulaufen.«
    Es hatte sich etwas verändert. Einen Augenblick lang hatte sie ihre Aufgabe vergessen aus Sorge um ihn.
    Und er wusste es. Das erkannte sie an seinem Blick.
    »Also gut. Ab heute rühre ich dich nicht mehr an«, sagte er. »Es wird wieder sein wie zuvor.«
    Wie sollte das gehen? Sie hatte sich sowohl körperlich als auch  gefühlsmäßig an ihn gewöhnt.
    »Du bist noch nicht bereit zu gehen.« Er umfasste ihr Gesicht und flüsterte: »Bleib.«
    Er küsste sie leicht und sanft, und dann hob er den Kopf. »Siehst du? So unsexuell wie der Kuss eines Bruders. Was ist daran so komp liziert? «
    Sie lehnte sich an seine Brust. Großer Gott, sie wollte bleiben.
    Sie musste bleiben. Er hatte recht, sie war nicht bereit zu gehen.
    Vielleicht würde alles gut, nun, da sie erkannt hatte, was mit ihr geschah. »Also gut. Noch eine Weile.«
    »Clever.« Seine Erleichterung war ihm anzusehen, doch sie wusste nicht, ob ihre Entscheidung tatsächlich clever war. Im Augenblick wusste sie nichts, außer, dass seine Umarmung voller Kraft und Liebe war und dass sie nirgends sein wollte als bei ihm. »Lass mich lo s.«
    »Sofort. Du brauchst mich jetzt.«
    Sie brauchte ihn. Er kannte sie so gut. Er hatte sie studiert, hatte gelernt, was sie brauchte, was sie wollte, um im Gleichgewicht zu sein. Brauchte sie Trost, so gab er ihr Trost. Wollte sie Sex, so gab er ihr soviel, wie sie ertrug. Er war derjenige, der clever war. Diese Erkenntnis sollte sie ängstigen, doch stattdessen gab sie ihr ein Gefühl von Sicherheit.
    Schließlich schob sie ihn fort und ging zur Tür. »Wir sehen uns dann beim Abendbrot.«
    »Genau.«
    Auf der Schwelle blieb sie stehen, denn mit einem Mal fiel ihr noch eine Frage ein. »Du hast mir gar nicht gesagt, warum Jamie in Griechenland war.«
    »Er hat Spuren überprüft, die es in der Medas-Sache gab.«
    »Und, hat er was herausgefunden? «
    »Das kann man noch nicht sagen.« Sein Gesichtsausdruck wirkte ebenso gleichgültig wie sein Ton.
    Zu gleichgültig vielleicht. Sie hatte ihn sofort nach Jamie fragen wollen, doch dann waren sie von Simpson auf Ramon
    Sandequez gekommen, so dass ihr ihr eigentliches Anliegen entfallen war. Hatte er sie vielleicht absichtlich von dieser Spur abgelenkt? »Sagst du mir auch die Wahrheit? «
    »Was sonst? «
    »Die Sache ist mir sehr wichtig«, sagte sie zögernd. »Ich muss dir vertrauen können, Nicholas.«
    »Das hast du bereits deutlich zum Ausdruck gebracht. Habe ich jemals etwas getan, was dir Anlass gegeben hätte, mir zu misstrauen? «
    Sie schüttelte den Kopf, und er lächelte. »Dann verschon mich bitte wenigstens für einen Augenblick mit derartigen Verdächtigungen, mein Schatz.«
    Was für ein wunderbares Lächeln er besaß, freundlich und warm. Sie merkte, dass sie sein Lächeln erwiderte. »Tut mir leid.« Sie machte kehrt, doch als ihr Blick aus dem Fenster fiel, zögerte sie erneut. »Es schneit immer mehr.«
    Er seufzte. »Und du machst dir Sorgen um Kabler. Soll ich ihm nachfahren und dafür sorgen, dass er sicher in die Stadt zurückgelangt? «
    »Würdest du das etwa tun? « Sein Angebot überraschte sie.
    »Wenn du es willst.«
    Wärme stieg in ihr auf. »Nein, denn die Sorge um dich wäre noch schlimmer für mich.«
    »Es freut mich, dass du mich offenbar höher bewertest als den ehrenwerten Kabler.«
    »Vielleicht hört es ja gleich auf zu schneien.«
    »Das bezweifle ich. Im Wetterbericht haben sie gesagt, dass es entlang der kanadischen Grenze die

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