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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sah ihm nach.
    Er hat Sie wirklich in der Tasche, nicht wahr?
    Er irrte sich. Tanek hatte keinerlei Macht über sie. Er irrte sich in jedem Punkt. Außer vielleicht, wenn es um Nigel Simpson ging.
    Langsam kehrte sie ins Haus zurück.
    Nicholas stand mit ausgestreckten Armen vor dem Kamin.
    »Komm und wärm dich ein bisschen. Du warst ganz schön lange draußen.«
    Sie zog die Jacke aus und trat neben ihn. »Es schneit sehr heftig.
    Ich habe ihn gebeten, über Nacht hier zu bleiben.«
    »Aber das Risiko war ihm zu groß, oder? «
    »Ich habe ihm gesagt, dass du bestimmt nichts dagegen hättest.«
    »Obwohl du nicht sicher weißt, dass ich ihn nicht den Wölfen zum Fraß vorgeworfen hätte, nicht wahr? «
    »Sei nicht albern.«
    »Du hast recht, ich hätte es nicht getan.« Er lächelte. »Nicht, wenn du ihn gebeten hättest, zu bleiben.«
    Wäre Kabler ohne ihre Einladung geblieben, hätte er es also vielleicht getan. »Ich mag ihn.«
    »Ich weiß. Warum auch nicht? Schließlich ist er ein aufrechter,  fürsorglicher Familienvater.«
    »Aber du magst ihn nicht? «
    »Er ist ein bisschen zu rechtschaffen für meinen Geschmack. Da ich derjenige bin, der gesteinigt werden soll, empfinde ich wohl kaum große Zuneigung zu dem Menschen, der den ersten Stein in meine Richtung wirft.«
    »Was ist mit Nigel Simpson passiert? «
    »Wahrscheinlich das, was Kabler denkt.« Er drehte sich zu ihr um. »Aber wenn du fragst, ob ich es war, dann...«
    »Das frage ich nicht«, unterbrach sie ihn.
    »Weil ich deiner Meinung nach ein zu reines Herz habe und unfähig bin, einen solchen Akt der Barbarei zu begehen? «
    fragte er in spöttischem Ton.
    »Keine Ahnung. Vielleicht bist du fähig zu einer solchen Tat, aber ich denke nicht - du würdest es nicht tun, außer...« Sie unterbrach sich, und schließlich sagte sie: »Ich glaube einfach nicht, dass du ihn getötet hast.«
    »Ich habe es auch nicht getan.«
    »Aber ich will wissen, was er dir verraten hat.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Er hat mir seinen Satz der Gardeauxschen Bücher gegeben und mir den Namen des anderen Buchhalters in Paris genannt, der die andere Hälfte der Bücher hat.«
    »Sind diese Bücher wertvoll? «
    »Vielleicht.«
    »Inwiefern? «
    »Es ist immer nützlich, wenn man gewisse Informationen hat.
    Ich habe einen recht schwunghaften Handel mit Informationen betrieben, als ich noch in Hongkong war. Einen Teil der Informationen habe ich weitergegeben, einen Teil an sicheren Orten hinterlegt. Als ich aus dem Geschäft ausgestiegen bin,  habe ich die versteckten Informationen als Lebensversicherung benutzt.«
    »Als Lebensversicherung? « fragte sie verwirrt.
    »Im Verlauf der Jahre hatte ich mir zahlreiche Feinde gemacht.
    Und da ich nicht sicher sein konnte, dass man mich nach meinem Ausstieg aus dem Netz nicht abschießen würde, habe ich einige hochkarätige Informationen über Ramon Sandequez an verschiedenen Orten der Welt versteckt, mit der Anweisung, sie im Fall meines Verschwindens oder meines Ablebens den geeigneten Behörden zu übergeben.«
    »Wer ist Ramon Sandequez? «
    »Einer der drei Köpfe des Medellin-Kartells.«
    Nell erinnerte sich. Paloma, Juarez und Sandequez. Gardeaux'
    Bosse, die Spitze der Hierarchie.
    »Sandequez ist ein Mann, mit dem man es sich besser nicht verscherzt, und er ließ verlauten, dass er höchst unglücklich wäre, stieße mir irgendetwas zu.«
    Erleichterung spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Dann bist du also in Sicherheit.«
    »Solange Sandequez denkt, dass er noch nicht alle versteckten Informationen gefunden hat. Zwei hat er bereits. Und solange er selbst überhaupt noch am Leben ist. Und solange kein Verrückter wie Maritz auf den Gedanken kommt, dass ihm das Risiko egal ist, das er mit meiner Ermordung auf sich nimmt.«
    »Wäre es nicht vielleicht sicherer für dich, einfach hier zu bleiben, bis Gras über die Sache gewachsen ist? «
    »Ich soll den Kopf einziehen und hoffen, dass man mich vergisst? « Er schüttelte den Kopf. »Ich treffe bestimmte Sicherheitsvorkehrungen, aber ich bin nicht bereit, mich einzuschränken, nur damit mir nichts passiert. Das ist nicht der Grund, weshalb ich hierher gekommen bin.«
    Er war hierher gekommen, weil er sich danach sehnte, irgendwo  verwurzelt zu sein. Aber diese neuen Wurzeln waren noch so furchtbar zart. »Sei doch kein Narr«, sagte sie voller Leidenschaft »Du solltest hier bleiben, wo dich niemand sieht.
    Du liebst diese Ranch. Es gibt also keinen Grund für

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