Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
rutschte ohne Probleme auf die Straße hinaus. Er genoss das Gefühl von Kontrolle, das ihm das Lenken eines Fahrzeugs verlieh. Es war fast wie eine Surftour durch das Internet, während der man in Computerprogramme einstieg und sie wieder verließ, während der man in Texte eintauchte und diverse Seiten überflog, bis man etwas fand, was für einen von Interesse war.
    Ach, hätte er doch soviel Ahnung von Autos wie von Computern, dachte er betrübt. Für die Reparatur des Wagens würde er sicher ein Vermögen los.
    Aber vielleicht auch nicht. Er hatte in der Acme-Werkstatt einen
    Ölwechsel durchführen lassen, und die Jungs dort schienen durchaus in Ordnung zu sein. Während des Ölwechsels war er dort geblieben und hatte ein nettes Gespräch mit Irving Jessup, dem Besitzer geführt, und er...
    Acme-Autoreparatur.
    Das Schild auf der hohen Säule war nicht zu übersehen.
    Vorsichtig bog er in den Hof der Tankstelle ein und stellte den Motor ab.
    Trotz des widrigen Wetters hatte sich noch ein anderer Autofahrer mit seinem Gefährt hierher gewagt. Wahrscheinlich müsste er ein wenig warten. Aber das war egal. Viel Kundschaft war immer ein Zeichen dafür, dass ein Unternehmen lief. Kein Problem.
    Er hatte jede Menge Zeit.
    Tania beschloss, dass es dem Gulasch noch an Pfeffer mangelte.
    Sie legte den Löffel zur Seite und griff nach der gläsernen Pfeffermühle auf dem Tisch. Phil hatte gesagt, dass das Essen köstlich war, aber er hatte auch nicht das Gulasch ihrer Großmutter probiert. Es stimmte sie immer froh, wenn sie eine Mahlzeit nach einem alten Familienrezept bereitete, denn die Essensdüfte brachten von jenen letzten Jahren ungetrübte Erinnerungen zu ihr zurück. An ihre Großmutter, wie sie am Tisch saß, Kartoffeln schälte und Geschichten aus der alten Zeit erzählte, in der sie noch über Land gefahren war, an ihre Mutter, die mit ihrem Vater von der Arbeit nach Hause kam, lachend und erzählend, wie...
    »Hallo, Tania. Es ist soweit.«
    Sie wirbelte herum.
    In der Küchentür stand ein Mann, ein Messer in der Hand. Er lächelte.
    Ihr Herz machte einen Satz, und dann erstarrte sie.
    Er. Er musste es sein.
    Er nickte, als hätte sie ihre Gedanken laut formuliert. »Du wusstest, dass ich kommen würde. Du hast auf mich gewartet, nicht wahr? «
    »Nein«, flüsterte sie. Er sah so gewöhnlich aus, wie ein ganz normaler Mann. Braunes Haar, braune Augen, mittelgroß. Er hätte der Angestellte des Supermarkts sein können oder der Versicherungsvertreter, der letzte Woche da gewesen war. Dies war nicht die gesichtslose Bedrohung, von der sie seit Wochen verfolgt worden war.
    Aber er hielt das Messer in der Hand.
    »Das wollen Sie nicht tun.« Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. »Sie kennen mich doch gar nicht. Bis jetzt ist nichts passiert. Sie können immer noch gehen.«
    »Natürlich kenne ich dich. Niemand kennt dich besser als ich.«
    Er trat einen Schritt näher an sie heran. »Und ich will es tun. Ich will es schon lange tun.«
    »Warum? «
    »Weil du etwas Besonderes bist. Das weiß ich, seit ich dir zum ersten Mal nachgegangen bin.«
    Die Tür?
    Nein, er blockierte ihr den Weg, während er näher kam.
    Sie musste dafür sorge n, dass er weitersprach, während sie überlegte, wie sie ihm am besten entkam.
    »Warum sind Sie mir gefolgt? «
    »Wegen der Calder. Ich hatte gehofft, sie käme vielleicht hierher zurück oder riefe wenigstens an.« Er trat noch einen Schritt auf sie zu. »Aber dann wurde mir klar, dass du etwas Besonderes bist, und seither macht mir die Sache richtig Spaß.«
    »Ich weiß nicht, wo Nell ist.«
    »Ich dachte mir, dass du das sagst. Aber ich werde herausfinden,  ob du es tatsächlich nicht weißt oder ob du nur so tust.« Er lächelte. »In der Tat hoffe ich, dass du es mir noch lange Zeit nicht sagen wirst. Es wird mir leid tun, wenn ich den Spaß beenden muss.«
    Die Schublade mit den Schlachtermessern?
    Bis sie sie erreicht und aufgezogen hätte, stünde er längst neben ihr.
    »Wer sind Sie? «
    »Oh, ich habe ganz vergessen, mich vorzustellen. Ich fühle mich dir so nahe, Tania, dass es mir vorkommt, als wären wir schon eine Ewigkeit miteinander bekannt. Ich bin Paul Maritz.«
    O Gott. Nells Monster war zu ihrem Monster geworden, und es kam mit jeder Minute näher an sie heran. Was sollte sie nur tun?
    »Ich habe gelogen. Ich weiß, wo sie ist, aber Sie werden es nie erfahren, wenn Sie mich umbringen.«
    »Wie gesagt, je länger es dauert, um so lieber ist es

Weitere Kostenlose Bücher