Das Schweigen der Schwaene
mir.«
Er war kaum noch zwei Meter von ihr entfernt. »Aber wir können darüber reden, wenn ich...«
Sie zerbrach die gläserne Pfeffermühle an der Ecke des Tischs, schleuderte ihm den Pfeffer in die Augen und die spitzen Scherben direkt hinterher.
Er fluchte und fuchtelte blind mit dem Messer in der Luft herum.
Sie griff nach dem Gulaschtopf und kippte ihm den Inhalt ins Gesicht.
Er schrie und tastete an seinen verbrannten Wangen herum.
Sie rannte an ihm vorbei durch die Tür in den Flur. Fluchend stürzte er hinter ihr her.
Sie erreichte die Haustür und fummelte am Schloss herum.
Seine Hand fiel auf ihre Schulter und zog sie von der Tür zurück.
Sie stolperte rückwärts gegen die Wand und klammerte sich am Flurtisch fest, ehe sie fiel.
»Blöde Kuh.« Tränen rannen über sein rotes, verquollenes Gesicht. »Bildest du dir etwa ein, ich würde dich...«
Sie schleuderte eine Messingvase in seine Richtung und rannte zur Tür.
Sie drückte die Klinke herunter, schlug auf den Alarmknopf an der Wand und stürzte hinaus.
Sie rutschte aus und stolperte die Treppe hinab.
An das Eis auf den Stufen hatte sie nicht gedacht.
Er kam die Treppe herunter, langsam und vorsichtig, um nicht denselben Fehler zu begehen.
Die Alarmsirene heulte, und sie rappelte sich verzweifelt auf.
Irgendjemand würde sie sicher hören. Irgendjemand käme ihr zu Hilfe geeilt. Ein stechender Schmerz zuckte durch ihren linken Knöchel, als sie über den Rasen in Richtung der Straße humpelte.
»Wohin gehst du, Tania? « rief er hinter ihr. »Zu den Nachbarn?
Mit deinem Knöchel kommst du nicht so weit, und bei dem Schneesturm wird dich niemand sehen. Die Wachgesellschaft?
Sie sind niemals rechtzeitig hier.«
Sie humpelte weiter, als hätte sie nichts gehört.
»Ich bin direkt hinter dir.«
Halt's Maul, du Schwein.
»Gib auf. Du kannst sowieso nichts mehr tun.«
Sie hörte seinen schweren Atem an ihrem Ohr.
»Du weißt, dass es passieren wird. Du hast es all die Wochen gewusst.«
Ihr Knöchel gab nach, und sie fiel hin.
Sie rollte sich auf den Rücken und blickte zu ihm auf.
»Gut so, Tania.« Er kniete sich neben sie und strich ihr beinahe zärtlich über das Haar. »So hatte ich es nicht für dich geplant.
Ich wollte etwas Hübscheres für dich als dieses Herumgewälze im Schnee. Aber du hast den Alarm ausgelöst, und jetzt muss ich mich beeilen.«
»Aber ich habe Ihnen noch nichts von Nell erzählt«, flüsterte sie in verzweifeltem Ton.
»Dann erzähl mir jetzt von ihr.«
»Sie ist in Florida. Lassen Sie mich gehen, dann erzähle ich...«
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, dass du lügst. So etwas spüre ich. Ich glaube nicht, dass du mir die Wahrheit sagen wirst. Also frage ich wohl besser den Onkel Doktor, wo sie ist.«
»Nein! «
»Aber du lässt mir keine Wahl.« Seine Finger schlossen sich fester um ihr Haar, und er hob das Messer an ihren Hals. »Ich werde dir nicht so wehtun wie du mir. Ein schneller Stich, und alles ist vorbei.«
Sie würde sterben. Denk nach. Bestimmt gab es eine Fluchtmöglichkeit. Sie hatte nicht die Hölle von Sarajevo überlebt, um hier zugrunde zu gehen.
Zu ihrem Entsetzen wurde ihr klar, dass es keinen Ausweg gab.
Das Messer näherte sich ihrem Hals.
Es gab keine Möglichkeit...
Jamie Reardon war in seinem Hotel, als sein Piepser zu schrillen begann.
Nach zwanzig Minuten hatte er das Haus erreicht. Ein mit Radar versehener Wagen der Wachgesellschaft stand am Straßenrand, aber er war leer. Immer noch heulte die Sirene von der offenen Haustür her. Warum in aller Welt hatte man sie noch nicht abgestellt?
Er stieg aus seinem Auto und ging die Einfahrt hinauf.
Den ersten blutigen Fußabdruck sah er am oberen Ende des Wegs. Die dunkle Flüssigkeit war mit Eiskristallen versehen und hob sich leuchtend von der weißen Schneedecke ab.
Sein Magen machte einen Satz. O Gott, nein. Blutstropfen bildeten eine Spur im Schnee, und er folgte ihr. Zwei uniformierte Wachmänner standen mit dem Rücken zu ihm auf dem Rasen und blickten auf den Boden. Er wusste, was dort zu sehen war. Er war zu spät.
»Ich muss mit Nick reden. Sofort.«
»Er ist heute nachmittag auf der Bar X, Jamie.« Nell warf einen Blick auf ihre Uhr. »Aber ich bezweifle, dass Sie ihn dort erreichen können. Wahrscheinlich ist er bereits auf dem Rückweg hierher, aber ich habe keine Ahnung, wie lange er bei diesem Wetter braucht. Soll ich ihm sagen, dass er Sie anrufen soll? «
»Ja. Sobald er nach Hause
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