Das Schweigen der Schwaene
Aber diese drei Nummern auf dem Haustelefon kamen mir recht eigenartig vor.« Er gab Nicholas das Blatt. »Sie gehören zu
Überlebenstrainingscamps. Eins ist in der Nähe von Denver, Colorado, eins nicht weit von Seattle, Washington, und das letzte in der Nähe von Panama City, Florida.«
»Was ist ein Überlebenstrainingscamp? « fragte Tania.
»Ein Trainingslager für Leute, die denken, daß Amerika irgendwann Ziel eines Angriffs oder aber ein Polizeistaat wird und daß sie nur dann überleben können, wenn sie wissen, wie man mit Waffen umgeht und wie man Guerillakriege führ t.«
Nicholas fuhr mit dem Finger die betreffende Spalte in der Zeitschrift nach. »Normalerweise werden sie von ehemaligen Söldnern, Frontkämpfern oder irgendwelchen anderen Militärheinis geleitet, die sich ein paar Kröten verdienen, indem sie Wochenendkrie gern zeigen, was man können muß, um ein ganzer Kerl zu sein.« Alle drei Nummern waren auf dem Blatt, aber nichts wies darauf hin, welches der Lager schließlich von ihr ausgewählt worden war. »Welches der Camps hat sie als letztes angerufen, Phil? «
»Seattle.«
»Denkst du ernsthaft, daß Nell vielleicht in eins dieser Camps gefahren ist? « Tania starrte ihn ungläubig an.
»Ja.«
»Aber warum? «
»Weil sie ein starrsinniges, dämliches Weibsbild ist, das sich nach Kräften bemüht, eines Tages umgebracht zu werden.« Und weil er sein verdammtes Maul aufgemacht und ihr das Gefühl gegeben hatte, der Aufgabe, die sie sich gestellt hatte, nicht gewachsen zu sein.
»Ich glaube nicht, daß sie sterben will«, sagte Tania ruhig.
»Nicht mehr. Langsam lebt sie wieder auf. Und sie ist bestimmt nicht dämlich. Sie muß einen guten Grund haben für das, was sie tut. Ist es sehr gefährlich für sie? «
»Kommt drauf an, wer das Oberkommando in dem Lager hat. In einigen der Camps spielen sie nur Theater, aber andere werden von Fanatikern geleitet, die keine Gewissensbisse haben, wenn die schmerbäuchigen Börsenmakler, die zu ihnen kommen, einen Herzinfarkt kriegen, bevor das sogenannte Härtetraining vorüber ist.«
»Wenn das solche Machos sind, dann nehmen sie Nell bestimmt gar nicht erst auf.«
»Wenn sie Glück hat, nicht. Aber dank Joel ist Nell ein regelrechter Leckerbissen für jeden Mann, und vielleicht lassen sie sie aus anderen als den üblichen Gründen zu.«
»Um sie zu vergewaltigen? «
»Wahrscheinlich.«
»Kannst du nicht in diesen Camps anrufen und fragen, ob sie dort gesehen worden ist? «
»Die Mitgliedschaft dort wird vertraulich behandelt.« Er bekäme höchstens an Ort und Stelle etwas heraus. Welches Lager hatte sie wohl gewählt? Nell wollte, daß sie sie nicht länger bevormundeten. Seattle war am weitesten entfernt, und die Nummer des dortigen Camps hatte sie als letzte gewählt.
»Ich fliege nach Seattle. Phil, du siehst dich mal in Denver um.«
Phil nickte. »Soll ich Jamie anrufen und ihm sagen, daß er Panama City übernehmen soll? «
»Jamie ist immer noch in London. Aber vielleicht haben wir ja schon mit den ersten beiden Lagern Glück.« Er stand auf und gab Tania einen Kuß auf die Stirn. »Wir bleiben in Verbindung.
Wenn sie nicht in Seattle ist, rufe ich an, um zu hören, ob sie sich vielleicht bei dir gemeldet hat.«
»Bitte tu das.« Tania folgte ihm aus dem Zimmer und die Treppe hinab. »Ich mache mir große Sorgen um sie, Nicho las.«
»Das solltest du auch.«
8. Kapitel
Ocachobi, Florida
»Wir nehmen keine Frauen bei uns auf, kleine Dame.« Colonel Carter
Randalls knurriger Südstaatenakzent dröhnte
unangenehm in Nells Ohren. »Also setzen Sie Ihren kleinen Feministinnenarsch in Bewegung, und verschwinden Sie von hier.«
Nell scheuchte die Fliege fort, die, seit sie das Büro betreten hatte, vor ihrem Gesicht herumgeschwirrt war. Sie schwitzte, und die Luftfeuchtigkeit traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Ob der Kerl eine angestellte Klimaanlage wohl als Gefahr für seine männliche Härte betrachtete? »Ich bin keine Feministin. Oder vielleicht doch. Ich weiß nicht mehr, was das ist.« Sie begegnete seinem Blick. »Wissen Sie's? «
»O ja, ich weiß es. Wir hatten schon vor Ihnen ein paar von diesen Lesbenweibern hier, die uns angefleht haben, ihnen zu zeigen, wie es ist, ein richtiger Mann zu sein.«
»Und, haben Sie es ihnen gezeigt? «
Ein gehässiges Lächeln umspielte seinen Mund. »Nein, aber ein paar der Jungs haben ihnen gezeigt, wie es ist, eine richtige Frau zu sein.«
Er versuchte, ihr angst zu
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