Das Schweigen der Schwaene
fragte sie sanft. »Es ist tatsächlich ein schönes Gefühl, wenn man gewinnt.«
Er runzelte die Stirn. »Ich habe es nicht geschafft. Der Sergeant war wütend auf mich. Er mag mich nicht.«
»Warum gehst du dann nicht fort von hier? «
»Mein Daddy will, daß ich hierbleibe. Er war ein Soldat wie Colonel Randall. In der regulären Armee wollten sie mich nicht.
Er sagt, dieses Lager macht einen richtigen Mann aus mir.«
Ihr wurde schlecht.
»Und was sagt deine Mutter dazu? «
»Sie ist nicht mehr da«, sagte er vage. »Ich komme aus Selena, Mississippi. Und woher kommen Sie? «
»North Carolina. Aber du klingst gar nicht so, als ob du aus dem Süden kämst.«
»Ich bin nicht oft dort. Er schickt mich immer auf irgendwelche Schulen.« Er spielte mit der Schnur ihres Rucksacks herum.
»Ich glaube, der Colonel mag Sie auch nicht. Warum? «
»Weil ich eine Frau bin.« Sie verzog das Gesicht. »Und weil ich die Wand hochgekommen bin.«
Er sah sich im Schlafsaal um. »Ein paar von den Männern mögen Sie auch nicht. Colonel Randall war vor ein paar Minuten hier und hat ihnen gesagt, es wäre in Ordnung, wenn sie Ihnen wehtun.«
Was sie nicht weiter verwunderte.
Er lächelte. »Aber ich werde Ihnen helfen. Ich bin nicht besonders klug, aber ich bin stark.«
»Danke, aber ich komme auch allein zurecht.«
Seine Miene verfinsterte sich. »Vielleicht denken Sie, ich bin nicht stark genug, weil ich nicht die Wand raufgekommen bin? «
»Das ist es nicht. Ich bin sicher, daß du stark genug bist, um alles zu tun, was du willst.«
Immer noch hatte er diesen verletzten Gesichtsausdruck. Sie konnte diesen Jungen unmöglich in ihren Kampf mit
einbeziehen, aber sie hatte das Gefühl, als hätte sie einem Welpen einen Tritt versetzt. »Vielleicht könntest du mir helfen, indem du mir was über die Männer hier erzählst. Das wäre sehr wichtig für mich.«
»Ich weiß nicht. Sie reden nicht viel mit mir.«
»Welche von Ihnen, denkst du, tun mir vielleicht weh? «
Sofort nickte er in Richtung eines untersetzten Kerls mit schütterem Haar, der vier Pritschen neben ihr lag. »Scott. Er ist ganz schön fies. Er ist derjenige, der mich Blödmann nennt.«
»Sonst noch wer? «
»Sanche z.« Er sah sich unbehaglich nach einem kleinen, drahtigen Lateinamerikaner um, der mit einem unangenehmen Grinsen in ihre Richtung starrte, und dann nickte er in Richtung eines blonden Mittzwanzigers. »Blumberg. Sie haben angefangen, mich unter der Dusche zu betatschen, aber als Scott kam, haben sie aufgehört.«
»Scott hat sie daran gehindert? «
»Nein, aber sie wollten nicht, daß er es weiß.« Er schluckte.
»Sie haben gesagt, ich... liefe ihnen ja nicht weg.«
Wenn sie schwul waren, dann hätte sie von Sanchez und Blumberg vielleicht nichts zu befürchten. Nein, Vergewaltigung war ein Gewaltverbrechen, kein Verbrechen aus Leidenschaft, und auch vor einem hilflosen Jungen hatten sie nicht haltgemacht. »Ich glaube, du solltest von hier fortgehen, Peter.«
Er schüttelte den Kopf. »Das würde Daddy nicht wollen. Er sagt, ich bin zu weich. Er sagt, ich muß lernen, einzustecken.«
Einzustecken, daß man ihn mißbrauchte und vergewaltigte? Er mußte gewußt haben, in welche Machohölle Peter hier geraten würde. Nur mit Mühe unterdrückte sie ihren Zorn. Sie konnte im Augenblick nichts für Peter tun. Vielleicht könnte sie noch nicht einmal etwas für sich selber tun. »Dein Daddy hat Unrecht. Dies ist nicht der richtige Ort für dich. Geh nach Hause.«
»Dann würde er mich ja doch zurückschicken.« Und dann fügte er hinzu: »Er will mich nicht.«
Verdammt. Das hier kam ihr gerade recht. Das Mitleid, das sie für diesen Jungen empfand, machte es bestimmt nicht leichter für sie. Sie starrte ihn hilflos an, und dann wandte sie sich ab.
»Kennst du dich mit Waffen aus? «
Seine Miene hellte sich auf. »Sie haben uns gleich am ersten Tag alles mögliche über Gewehre erzählt. Jeden Morgen rücken wir zum Zielschießen aus.«
»Und was ist mit der Pistole? «
»Darüber weiß ich nicht so viel. Aber ich weiß, wie man sie zusammensetzt und wie man sie lädt.«
Sie setzte sich neben ihn auf das Bett. »Zeig es mir.«
»Hast du was von ihr gehört? « fragte Tanek, als Tania ans Telefon kam.
»Kein Wort. Sie ist also nicht in Seattle? «
»Nein, und Phil sagt, in Denver ist sie auch nicht. Offenbar haben wir uns geirrt.«
»Meinst du, daß sie vielleicht in Florida ist? «
»Gott, ich weiß es nicht.« Er rieb
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