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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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leicht entflammbar. Es war explosiv.
    Er hatte mit beidem recht gehabt.
    Aus dem Zischen wurde ein Fauchen. Ein Feuerball sprang vom Boden auf. Aus weit aufgerissenen Augen sah Kat die Flammen bis zu den Deckenbalken auflodern. Mit rasender Geschwindigkeit griffen sie auf die Wände über und schlugen wieder auf den Boden.
    Martin Swan schien nicht zu bemerken, was über ihm vor sich ging, er ahnte nicht, was Kat, die immer noch unter ihm lag, mit Schrecken vorhersah. Bald würde das ganze Sägewerk in Flammen stehen.

Neununddreißig
    Kat wusste, die Zeit lief ab. Ihr blieben nur noch wenige Minuten, um sich und Henry in Sicherheit zu bringen.
    Aber zuerst musste sie sich von Martin befreien, was ihr nur gelingen konnte, wenn sie an das Skalpell herankäme.
    Sie reckte den Arm, spreizte die Finger und tastete danach.
    Es war nicht zu finden.
    Verzweifelt suchte sie weiter, erfühlte aber nur heißes Holz und sprühende Funken.
    Martin quetschte ihr die Luft ab, sie würgte und sah unter flatternden Lidern nur blaue Lichtflecken und zunehmende Dunkelheit.
    Sie sah nicht, dass Henry mit blutüberströmtem Gesicht hinter Martin auftauchte, das Skalpell in der Hand.
    Henry holte aus. Die Klinge reflektierte den Flammenschein und schimmerte orangefarben. Und dann ging alles ganz schnell. Das Skalpell zog auf Martins Hals eine dünne rote Spur von der einen bis zur anderen Seite. Martin riss die Augen auf, als ihm klar wurde, was geschah.
    Dann schluckte er.
    Der Einschnitt sprang klaffend auseinander. Blut ergoss sich über seine Brust. Er presste beide Hände auf die Wunde und schnappte nach Luft.
    Kat wich zurück, als Martin vornübersackte und mit dem Gesicht zwischen ihren Beinen auf dem Boden aufschlug. Am ganzen Körper bebend, stemmte er sich mit den Händen gegen die unaufhaltsame Flut seines Blutes. Er röchelte, zuckte ein letztes Mal und erschlaffte.
     
    Henry kauerte benommen am Boden, entkräftet vom Blutverlust und außer sich vor Entsetzen, weil er einen Menschen getötet hatte.
    Er brauchte Ruhe. Und einen Arzt. Doch beides musste warten. Das Feuer breitete sich weiter aus und drohte ihn und Kat zu verschlingen.
    «Wie kommen wir hier raus?», fragte Kat.
    «Weiß … nicht.»
    Er konnte kaum sprechen. Jedes Wort bereitete ihm Höllenqualen, zerrte an der Naht seiner Halswunde und brannte auf den zerfetzten Lippen.
    Sie halfen sich gegenseitig auf die Beine. Henry drohte wieder einzuknicken, doch Kat stützte ihn.
    Verzweifelt blickte sie sich um. «Da lang», sagte sie. «Auf der Seite müsste die Tür sein.»
    Die Flammen griffen weiter um sich. Henry bemerkte, dass der Tisch, auf dem er gelegen hatte, bereits verkohlt war.
    Sie taumelten daran vorbei, durch dichten Rauch, der ihnen die Orientierung nahm. Die gesuchte Tür war nirgends zu entdecken.
    Schulter an Schulter schleppten sie sich an den Ausgangspunkt zurück. Auf dem Weg dorthin sah Henry, dass die Flammen Martin erreicht hatten, auf den Kittel und die Haare übergriffen und hoch aufloderten.
    Dasselbe stand ihnen bevor, dachte er. Der Rauch würde sie zwingen, aufzugeben und sich dem Feuer zu überlassen.
    Sie taumelten weiter, auf eine Wand zu, vor der es weniger dicht zu qualmen schien.
    «Was machen wir jetzt?», fragte Kat.
    Henry hustete die Antwort. «Beten.»
    Er konnte nichts mehr sehen. Der Rauch brannte in den Augen, drang durch Nase und Mund. Unerträgliche Hitze ließ die beiden zurückweichen.
    «Verdammt, wir kommen nicht weiter», hörte er Kat rufen. «Wir stecken in der Falle.»
    Vom beißenden Rauch dazu gezwungen, machte Henry die Augen zu. Als er einen harten Widerstand im Rücken spürte, wusste er, was Kat meinte. Sie waren eingeschlossen zwischen einer Wand im Rücken und der Wand aus Rauch, die vor ihnen stand, und hinter der eine dritte Wand aus Flammen näher rückte.
    Henry drehte sich mit dem Gesicht zur Mauer und fuhr mit den Händen darüber. Kat tat es ihm gleich. Mit erstickender Stimme fing sie an zu sprechen.
    «Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.»
    Das Vaterunser. Sie betete um ihr Leben.
    Henry stimmte tonlos mit ein.
    Dein Reich komme, dein Wille geschehe.
    Ihre blutigen Finger kratzten wider alle Vernunft an der Wand, in der Hoffnung, doch noch eine Öffnung zu finden, einen Ausweg aus diesem Inferno.
    Wie im Himmel, so auf Erden.
    Plötzlich fanden Henrys Hände einen Spalt, der sich zwischen zwei Brettern der Wandverkleidung aufgetan hatte.
    Er rückte mit dem Gesicht davor und roch

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