Das Schweigen der Toten
hatte ihm den Rest gegeben. Nick war vom Dienst suspendiert worden. Dass es nicht auch noch zu einem Strafverfahren gegen ihn gekommen war, verdankte er Gloria Ambrose, die dafür plädiert hatte, dass seine Suspendierung Strafe genug sei.
Nach seiner Entlassung hatte Nick die Sarah-Donnelly-Stiftung ins Leben gerufen, die sich für die Wiederaufnahme der Ermittlungen in ungelösten Schwerverbrechen einsetzte. Seine durch die Mordfälle von Perry Hollow erworbene Bekanntheit und die großzügigen Honorare, die ihm die Medien zahlten, stellte er in den Dienst dieser Stiftung.
Am unteren Bildschirmrand sah Kat den Namen der Stiftung und eine Telefonnummer eingeblendet. Sie drehte die Lautstärke wieder auf und hörte Nick sagen: «Die Stiftung widmet sich – unterstützt durch private Spenden – den Opfern und der Aufklärung ungelöster Kapitalverbrechen, die von den Strafverfolgungsbehörden zu den Akten gelegt worden sind.»
Übers Telefon fragte er: «Na, wie klingt das?»
«Eindringlich.»
«Gut. Das soll es auch.»
«Hast du schon Mitstreiter?»
«Noch nicht», antwortete Nick, «aber Interesse an einer tüchtigen Ermittlerin. Also, falls es dir in deinem Kaff zu langweilig wird, du weißt, wie du mich erreichst.»
Es war nicht das erste Mal, dass er sie für seine Stiftung anzuwerben versuchte. Sooft sie miteinander telefonierten, kam er unweigerlich auf dieses Thema zu sprechen. Und jedes Mal gab sie ihm die gleiche Antwort.
«Ich denke darüber nach.»
Und das tat sie. Sie dachte kurz nach, kam aber immer wieder zu dem Ergebnis, dass Perry Hollow genau das Richtige für sie war, nämlich ihr Zuhause und das von James. Mehr brauchten sie nicht.
«Ich bin sicher, du wirst dich irgendwann eines Besseren besinnen.»
Nach dem Telefonat kehrte Kat mit ihrem Kaffee in die Küche zurück. Scooby und James hatten ihr Frühstück beendet. Während die beiden wieder Fangen spielten, sichtete Kat ihre Post, die sich über die Urlaubstage angehäuft hatte: jede Menge Weihnachtsgrüße, Rechnungen und Werbung. Eine Postkarte sprang ihr ins Auge. Sie zeigte eine Ansicht des berühmten Mailänder Opernhauses La Scala. Auf der Rückseite stand ein aus zehn Wörtern bestehender Gruß.
«Noch mehr Narben, aber es geht mir schon wieder besser.»
Henry Goll hatte darauf verzichtet, eine Absenderadresse anzugeben und ihr und James alles Gute zum neuen Jahr zu wünschen. Er erwähnte mit keinem Wort, dass er ihr sein Leben verdankte, und hatte die Karte nicht einmal unterschrieben, was ihm Kat aber nicht übelnahm. Es war seine Art, und die verstand sie vollkommen.
Außerdem war die Postkarte ohne diese Zusätze umso kostbarer für sie. Sie brachte auf einen Nenner, was das Leben ausmachte. Jeder trug Narben davon. Henry im Gesicht, Nick an seinem rechten Bein und Kat auf ihrer Brust, wo Martin Swans Kugeln trotz ihrer Kevlar-Weste zwei Male hinterlassen hatten.
Sie hatte zwar keine körperlichen Narben, wohl aber seelische. Was im vergangenen Jahr geschehen war, würde ihr noch lange anhängen.
Aber sie hatte ihren Sohn. Sie war gesund. Sie lebte gern in ihrer Stadt. Und sie wusste, dass es ihnen allen – trotz der Narben – bald wieder gutgehen würde.
Danksagung
Es ist eigentlich nicht richtig, dass nur mein Name auf diesem Buch steht, weil so viele Leute daran mitgewirkt haben. Vor allem meine Agentin Michelle Brower, die es riskierte, Ja zu sagen, obwohl ein Nein wahrscheinlich leichter gewesen wäre, und meine Lektorin Kelley Ragland, die diesen Kohleklumpen so lange mit ihren Rat- und Vorschlägen poliert hat, bis ein Diamant daraus wurde.
Meine Familie hat mich weit mehr inspiriert, als sie ahnt. Darum danke ich meiner Mutter Linda Ritter für ihre Buchempfehlungen, meiner Schwester Stephanie Ritter für die Musik und meinem Vater Raymond Ritter für seine Erklärungen zum Thema Präparation von Tieren.
Dank für ihre Anregungen, Informationen und Unterstützung schulde ich Edward Aycock, Mike Beltranena, Adrian Blain, Sarah Dutton, Leeza Hernandez, Sam Livio, Barbara Poelle, Brooke Sample, Mike Scott, Felecia Wellington und meinen Zeitungsfreunden in ganz New Jersey.
Derjenige, dem ich am meisten verdanke, ist Michael Livio. Er hat jeden Entwurf gelesen, all meine Ideen, Spinnereien und Klagen angehört und, was ich ihm besonders hoch anrechne, nie aufgehört, an mich zu glauben. Ich kann ihm gar nicht genug danken.
Über Todd Ritter
Todd Ritter, geboren im ländlichen Pennsylvania, begann
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