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Das Schweigen der Toten

Das Schweigen der Toten

Titel: Das Schweigen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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scheppernd irgendwo im Dunkeln zu Boden.
    Nachdem er sich der Waffe entledigt hatte, verschwand Martin in einem Winkel und kehrte wenig später mit einem Metallkübel zurück, den er hinter sich herzog. Als er wieder vor dem Tisch stand, holte er eine Plastikflasche aus dem Kübel sowie einen Trichter, auf dem ein dünner Gummischlauch steckte.
    Henrys Gedanken verstummten, als Martin die Flasche öffnete, der beißende Dämpfe entstiegen.
    Der Gestank von Formaldehyd konnte nur eins bedeuten – Martin hatte immer noch vor, ihn einzubalsamieren.
    Er schüttelte den Inhalt der Flasche über dem Kübel aus. Als sie leer war, packte er Henry bei den Haaren und suchte mit der freien Hand auf dem Tisch nach dem Skalpell. Es lag noch da, wo er es hingeworfen hatte.
    «Diesmal», sagte er, «werde ich dich töten.»
     
    Schmerzen.
    Das war alles, was Kat empfand.
    Höllische Schmerzen. Ihr war, als sei das Brustbein durchschlagen worden. Allerdings wusste sie, dass es keine Einschusslöcher gab. Prellungen, ja. Blutergüsse. Aber keine Löcher.
    Sie hielt die Augen geschlossen, griff mit der Hand unter die Knopfleiste der Uniformjacke und fuhr mit den Fingerspitzen über die Kevlar-Weste. Beide Geschosse, die darin steckten, waren noch heiß.
    Kat öffnete die Augen und richtete sich auf.
    Martin stand wieder vor dem Tisch und hielt das Skalpell in der Hand, das im Lampenschein schimmerte.
    Sie sprang auf und warf sich Martin in den Rücken. Der ließ das Skalpell auf Henrys Brust fallen und stieß sich vom Tisch ab, worauf Kat zurücktaumelnd über den Kübel stolperte. Der Kübel kippte um, und das Formalin ergoss sich über ihre Füße in den Raum.
    Sie versuchte, Martin in Schach zu halten, der sich mit Händen und Füßen wehrte. Er griff hinter sich, erwischte Kat bei den Haaren und langte mit der anderen Hand nach dem Skalpell, doch schon hatte Kat ihm den Arm herumgerissen. Er verfehlte das Skalpell und stieß stattdessen die Kerosinlampe um, deren Glasschirm auf der Tischplatte zerschellte. Kerosin lief aus, entzündete sich und tropfte flammend zu Boden.
    Von Martins wild fuchtelnden Händen angefacht, loderten die Flammen auf und griffen auf dem Tisch um sich.
    Als das Seil, mit dem Henry angebunden war, Feuer fing, konnte er die Arme lösen, und es zerriss es an der schwächsten Stelle.
    Kat bemerkte, dass er sich nun selbst befreien konnte. Sie zerrte Martin am Arm herum, und kaum hatte er ihr das Gesicht zugewandt, schlug sie mit der Faust zu und traf ihn mit voller Wucht am Kinn.
    Sichtlich angeschlagen, taumelte Martin zurück, hielt Kat aber gepackt. Zusammen stürzten sie über den Tisch, der nach hinten wegrutschte. Unter ihrem Gewicht brach eins der Tischbeine, und Kat sah, wie sich Henry an der Kante festklammerte, als der Tisch krachend nachgab.
    Henry glitt von der Platte in eine Pfütze aus Kerosin, Blut und Feuer. Kat folgte, und mit ihr Martin. Sie landeten neben Henry auf dem umgekippten Tisch, der nun gänzlich auseinanderbrach.
    Die Flammen schlugen höher und breiteten sich zusammen mit der Kerosinlache weiter aus.
    Kat und Martin wälzten sich über den Boden, bis Kat ein Bein ausstellte und die Oberhand gewann.
    Die Pistole, mit der er auf sie geschossen hatte, war aus der Schürzentasche gerutscht. Sie spürte den Knauf in der Leiste. Als sie versuchte, danach zu greifen, stieß Martin sie mit dem Knie und schüttelte sie ab.
    Die Pistole verschwand wieder in der Tasche, als Martin aufsprang und sich über sie warf. Rittlings auf ihr sitzend, traktierte er sie mit den Fäusten. Von einem wuchtigen Haken am Kinn getroffen, zuckten blaue Blitze über ihre Netzhaut, und noch ehe sie sich von dem Schlag erholen konnte, war ihr Martin an die Gurgel gegangen und drückte zu. Mit einer Hand versuchte sie, sich aus dem Würgegriff zu befreien, die andere hatte sie hilfesuchend ausgestreckt.
    Martin hob ihren Kopf an und schlug ihn zu Boden, einmal, zweimal.
    Ihr wurde schwarz vor Augen.
    Sie bekam keine Luft mehr, konnte keinen Gedanken mehr fassen.
    Die freie Hand tastete immer noch suchend über den Boden. Sie spürte Sägemehl zwischen den Fingern, dann streifte sie etwas Metallenes.
    Das Skalpell. Rechts neben den Fingerspitzen.
    Martin sah es auch und schlug ihre Hand weg.
    Nicht weit entfernt fing plötzlich etwas an zu zischen. Die Flammen hatten den umgekippten Kübel und die Formalinlache erreicht. Obwohl kaum mehr bei Sinnen, erinnerte sich Kat an Robert McNeils Warnung. Formalin war

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